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Trevor Noah zur Opioid-Krise in den USA: Die Pharma hatte wieder Glück

Hauptdarsteller in US Opioid-Krise soll Milliarden-Strafe zahlen – so reagiert Trevor Noah

12.09.2019, 04:5312.09.2019, 09:11
Milan Marquard
Milan Marquard
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In der Klage gegen das Pharmaunternehmen und OxyContin-Hersteller Purdue Pharma, kam es am Mittwoch zu einer vorläufigen Einigung mit den insgesamt 23 klagenden Staaten und den 2000 Städten. Das Unternehmen muss sich für seine Rolle in der verheerenden Opioid-Krise verantworten.

Die Opioid-Krise mit rezeptpflichtigen Medikamten wie OxycContin, fand ihren Ursprung Ende der 90-er Jahre. Seither fielen ihr mehr als 200'000 Menschen direkt zum Opfer. Weitere 200'000 sollen durch den Umstieg auf das günstigere Heroin an einer Überdosis gestorben sein. Einige Pharmaunternehmen, die solche Medikamente herstellten, logen im Bezug darauf wie abhängig die Medikamente machten.

Die Anwälte der Kläger empfehlen laut Washington Times die Annahme des Deals. Purdue Pharma würde in diesem Falle über Jahre verteilt zwölf Milliarden Dollar bezahlen – drei davon aus der Tasche der Besitzer des Unternehmens, die Familie Sackler. Zudem würde die Familie die Kontrolle über das Unternehmen abgeben.

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Mit dem Opioid-Schmerzmittel OxyContin machte Purdue Pharma Milliarden.Bild: AP/AP

Deal sorgt für rote Köpfe

Die Einigung beinhaltet jedoch auch, dass Purdue Pharma offiziell kein Verschulden trifft. Das sorgt für massig Kritik, weshalb die Annahme des Deals noch nicht entschieden ist. Josh Shapiro, Generalstaatsanwalt von Pennsylvania sagte gegenüber der Washington Times: «Diese angebliche Lösung ist ein Schlag ins Gesicht für jeden, der einen geliebten Menschen wegen [...] der Gier dieser Familie begraben musste. Es erlaubt der Familie Sackler aus dieser Geschichte als Milliardäre zu gehen, ohne ein Fehlverhalten zugeben zu müssen.»

Trevor Noahs Reaktion

Auch Trevor Noah sieht die Einigung kritisch. Auf der einen Seite sei er glücklich darüber, dass das Unternehmen und die Familie bezahlen müssen. Auf der anderen Seite sieht er, dass Unternehmen wie Purdue Pharma kranke Menschen darüber irreführten, wie abhängig diese Medikamente machen. Zudem betrieben sie Lobbyismus mit dem Ziel, dass Ärzte mehr solche Medikamente verschreiben konnten.

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Eine Protestaktion: Eine vermeintliche OxyContin-Pillendose mit politischer Botschaft versehen.Bild: AP/FR125654 AP

Noah argumentiert, dass die Strafe eigentlich gar keine ist: Die Sackler-Familie verdiente Milliarden und gibt nun einen Teil davon zurück – sie hat jedoch trotzdem am Tod tausender Menschen viel Geld verdient. Hinzu kommt, dass die Familie Sackler weitgehend in Anonymität ein angenehmes Leben lebt.

Bei den Verhandlungen wurde jedoch Richard Sackler, der ehemalige Verwaltungsratspräsident von Purdue Pharma, das erste Mal gesehen und hat gesprochen. Er wurde dazu befragt, wieviel Geld die Familie mit dem Verkauf von OxyContin verdient habe. Er beantwortet die Frage mehrfach mit «ich weiss es nicht». Schlussendlich gibt er zu, dass es vermutlich mehr als eine Milliarde Dollar gewesen seien. Trevor Noah findet das zurecht sehr unglaubwürdig: Es handle sich nicht um Kleingeld – wenn man Milliarden verdient hat, dann weiss man auch wieviele.

Fazit

Trevor Noah erklärt, dass die Sacklers zwar Milliarden bezahlen müssen, aber niemand für dieses Verbrechen ins Gefängnis wandert. Als Vergleich bringt es den Fall von Felicity Huffman – ihr droht eine Gefängnisstrafe für Betrug in einem College-Zulassungs-Prozess. Die Sackler Familie, die für den Tod von tausenden von Menschen verantwortlich ist, muss lediglich eine Geldsumme bezahlen.

In Noahs Augen ist die Familie nichts anderes als Drogendealer, die über Leichen gehen. Aus diesem Grund sollten die Verantwortlichen der Opioid-Krise definitiv hinter Gitter.

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19 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Alice36
12.09.2019 06:46registriert Juni 2017
Ja so funktioniert unsere Welt. Wir haben sie so weit entwickelt das die Ungerechtigkeiten nach Finanzkraft und Beziehungen verteilt werden. Irgendwann hat es auch der letzte Hinterwäldler begriffen das mal wieder eine Revolution fällig wäre.
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pamayer
12.09.2019 06:35registriert Januar 2016
Zum Kotzen.
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Thomas_54
12.09.2019 07:46registriert November 2015
Naja, ich weiss nicht so recht, ob man hier die Schuld einem einzigen Akteur/den Pharmaunternehmen in die Schuhe schieben kann. Die Medikamente wurden ja alle von den Behörden freigegeben und von Ärzten verschrieben. Die wussten doch bestimmt alle auch, was sie tun?
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