US-Präsident Donald Trump hat der chinesischen Video-Plattform Tiktok den Krieg erklärt. Er will sie aus den USA verbannen, wie er am Freitagabend sagte. Zugleich hat Microsoft Interesse daran gezeigt, die US-Aktivitäten von der chinesischen TikTok-Eigentümerin Bytedance zu übernehmen. Man werde die Gespräche nun beschleunigen, teilte Microsoft laut der Agentur Reuters am Montagmorgen mit. Tiktok hat in den USA 100 Millionen registrierte Nutzer. Trump hat Microsoft und Bytedance nun eine Frist von 45 Tagen eingeräumt, um eine Lösung zu finden.
Laut der «New York Times» befürchtet die US-Regierung, dass der chinesische Staat Zugriff auf Daten amerikanischer Nutzer erhalten könnte. Dass TikTok Nutzerdaten möglicherweise in grossem Stil in China verarbeitet, ist laut der «Wirtschaftswoche» ein oft genannter Vorwurf – und bereits seit letztem Jahr Teil von Untersuchungen eines US-Kongressausschusses. Zudem wird TikTok vorgeworfen, Inhalte zu zensieren, etwa zu den Protesten in Hongkong. In China selbst gibt es TikTok nicht, dort betreibt Bytedance eine zensierte Version namens Douyin.
Wie genau Donald Trump TikTok verbannen will, ist unklar. Er sprach zunächst von einer «Executive Order», mit der er die Sperre verfügen werde – also mit einem präsidialen Dekret. TikTok könnte auch der Zugang zu amerikanischen App-Stores verweigert werden – oder die Besitzerfirma könnte auf eine Liste gesetzt werden, mit der amerikanische Unternehmen keine Geschäfte betreiben dürfen.
Zunächst einmal ändert sich nichts. Hierzulande baut Bytedance sein Geschäft sogar aus, seit kurzem können Werbetreibende beispielsweise gezielt über TikTok Werbung an Schweizer Nutzer ausspielen. Allerdings könnten die Inhalte der amerikanischen Nutzer aus der App verschwinden, wenn dieser Teil des Geschäfts ausgegliedert wird. Je nach Vorgehensweise der USA ist es zudem auch denkbar, dass Google und Apple nicht mehr mit Bytedance zusammenarbeiten dürfen. Die App könnte demnach aus ihren Stores verschwinden. Ein solches Szenario erscheint zum jetzigen Zeitpunkt als eher unwahrscheinlich.
Das chinesische Unternehmen hat wiederholt verneint, dass es unter Einfluss der chinesischen Regierung steht. Die «New York Times» zitiert eine Sprecherin damit, die Daten des US-Dienstes würden auch in den USA gespeichert und es gebe strikte Kontrollen, welche Mitarbeiter darauf zugreifen dürften. Zudem hat Bytedance angekündigt, in den USA mehrere hundert Stellen zu schaffen.
Früher im Jahr wurde bekannt, dass Bytedance seinen Hauptsitz für das internationale TikTok-Geschäft nach London verlegen könnte. Laut «Sunday Times» pausieren die Gespräche mit der britischen Regierung dazu «wegen des geopolitischen Kontexts» allerdings. Ebenfalls weist Bytedance darauf hin, dass viele internationale Geldgeber, darunter auch US-Firmen, zu den Investoren gehören.
Der amerikanische Softwarekonzern Microsoft ist bisher im Vergleich zu seinen US-Rivalen Facebook oder Snapchat im Bereich Social Media eher ein kleiner Player. Die grösste Plattform, die dem Konzern gehört, ist das Karrierenetzwerk LinkedIn. Mit dem Kauf der US-Aktivitäten und den 100 Millionen Nutzern von TikTok würde sich das schlagartig ändern. Laut Reuters will Microsoft auch das TikTok-Geschäft in Kanada, Australien und Neuseeland übernehmen.
Wichtig sind bei der App keine langen Texte oder besonders schöne Bilder. Hier geht es um Videos aller Art: Egal ob Comedy, Karaoke oder Dance-Moves. Die einzelnen Videos sind meist 15 Sekunden lang. Ähnlich wie bei Instagram, kann man anderen Usern folgen und deren Videos liken. Je mehr Follower man generiert, desto beliebter wird man.
TikTok wurde weltweit über 1.5 Milliarden Mal heruntergeladen. In der Schweiz sollen es laut Schätzungen über 500'000 User sein. Die App wurde hauptsächlich für Teenager konzipiert. Eine Umfrage des Gottlieb-Duttweiler-Instituts zeigt, dass über 40 Prozent der Schweizer Jugendlichen auf dem sozialen Netzwerk präsent sind oder es zumindest schon getestet haben. Hauptzielgruppe ist hier die sogenannte «Generation Z». Vor allem die 9- bis 17-Jährigen geben an, TikTok mehrmals am Tag für mehrere Stunden zu nutzen – und das obwohl die App eigentlich erst ab 13 Jahren installiert werden darf.
Die App hat eine grosse Bandbreite an Videos. Von Challenges über süsse Katzenvideos und Comedy bietet TikTok alles an. Auffällig ist hier, dass immer wieder neue Trends aufkommen. Waren es einst Videos in denen Frauen und Männer sich in einer Sequenz hässlich gezeigt haben, um in der nächsten bildschön auszusehen; sind es jetzt vor allem Tanzvideos, die geliked werden.
TikTok ist das Nachfolgeprodukt der App musical.ly. Bei dieser waren vor allem Videos beliebt, bei denen Nutzer kurze Ausschnitte von Liedern nachsynchronisierten und ein Video dazu stellten.
Indien hat die App zusammen mit Dutzenden anderen chinesischen Apps wegen Sicherheitsbedenken verboten. Dahinter könnten allerdings auch politische Konflikte stecken. In der Schweiz sind ähnliche Bestrebungen nicht bekannt. Auch auf europäischer Ebene ist keine ähnliche Reaktion wie in den USA in Sicht – noch. Je nach Ausgang des Konflikts mit den USA könnten auch europäische Regierungen unter Druck geraten.
Wie die Medien hier immer noch dazu tendieren, die Handlungen eines bösartigen, krankhaften Narzissten zu rationalisieren, statt sie als solche zu benennen, ist peinlich und unprofessionell.
Als ob die USA das nicht auch mit Benutzerdaten bei Facebook, Twitter und co macht.. Ich finde es immerwieder lustig wenn die USA über China wettert wegen Datenverarbeitung/Datenschutz usw selber aber kein Stück besser ist..