Im regennassen Glasgow sind Tausende Demonstranten am Samstag für die Unabhängigkeit Schottlands auf die Strasse gegangen. Zum Protestmarsch hatte die Gruppe All Under One Banner (AUOB) aufgerufen, die ein zweites schottisches Unabhängigkeitsreferendum noch in diesem Jahr fordert.
«Der Regen hat unsere Stimmung sicherlich nicht gedämpft», twitterte der schottische Justizminister Humza Yousaf. «Hier gibt es viele EU-Flaggen wie auch schottische Flaggen.»
Rain certainly hasn't dampened our spirits! People as far back as the eye can see. Lots of EU flags here as well as Saltires #indyref2020 pic.twitter.com/9OoOiC0XAn
— Humza Yousaf (@HumzaYousaf) January 11, 2020
Bei Schottlands erstem Unabhängigkeitsreferendum 2014 hatten noch 55 Prozent der Wählerinnen und Wähler für einen Verbleib im Vereinigten Königreich gestimmt. Umfragen zufolge ist die Zustimmung für eine Abspaltung seitdem aber gewachsen. Grund dafür ist unter anderem der Brexit-Kurs von Premierminister Boris Johnson.
Die Schottische Nationalpartei (SNP), die die AUOB-Kampagne unterstützt, argumentiert, dass Johnson Schottland gegen den Willen seiner Bürger aus dem EU-Binnenmarkt und der Zollunion herausreisse. Beim britischen Brexit-Referendum 2016 hatten sich 62 Prozent der Wähler in Schottland für einen Verbleib in der Europäischen Union ausgesprochen.
Schottlands Regierungschefin Nicola Sturgeon, die selbst nicht teilnehmen konnte, wünschte den Demonstranten per Twitter viel Glück. «Hoffe, das Wetter ist nicht allzu schlecht!», schrieb sie. Den Erfolg ihrer Partei bei der britischen Parlamentswahl im Dezember sieht Sturgeon als klares Mandat für ein neues schottisches Unabhängigkeitsreferendum. Die SNP hatte 48 der 59 schottischen Sitze im Unterhaus gewonnen. (cbe/sda/dpa)