Über die Gesundheit des nordkoreanischen Diktators wurde in der Vergangenheit schon häufiger spekuliert. Im April hiess es sogar mal, Kim Jong-un sei womöglich verstorben, was sich im Nachhinein jedoch als falsch herausstellte. So sind auch die neuesten Gerüchte keine Überraschung, wonach der 36-jährige Machthaber im Koma liegen soll. Das da wirklich was dran ist, darf bezweifel werden.
Den Anlass für die aktuellen Mutmassungen lieferte der südkoreanische Diplomat Chang Song-min. Der frühere Berater des südkoreanischen Präsidenten Kim Dae-jung berichtete in der vergangenen Woche bei Facebook über die angeblichen Gesundheitsprobleme Kim Jong-uns. Reportern, die ihn auf seinen Bericht ansprachen, sagte er: «Ich schätze, dass er im Koma liegt, aber er ist noch nicht tot.»
Chang Song-min bezog sich in seinen Spekulationen im Wesentlichen auf eine Einschätzung des südkoreanischen Geheimdienstes, wonach Kim Jong-un einen Teil seiner Machtbefugnisse an seine Schwester Kim Yo Jong und andere enge Vertraute abgetreten hätte. Bei einem nicht öffentlichen Informationsgespräch im Parlament in Seoul habe der staatliche Aufklärungsdienst Kim Yo Jong als «De-facto-Führerin Nummer zwei» bezeichnet, berichtete die nationale Nachrichtenagentur Yonhap.
Weiter würden von nun an der Vizevorsitzende der mächtigen Kommission für Staatsangelegenheiten in Nordkorea, Pak Pong Ju, sowie der neue Ministerpräsident Kim Tok Hun den Wirtschaftssektor kontrollieren. Zwei weitere Parteikader für den militärischen Bereich hätten ebenfalls mehr Befugnisse erhalten. Wie der Geheimdienst zu seiner Einschätzung gelangt ist, blieb unklar. Nordkorea ist eines der am meisten isolierten Länder.
Nach Einschätzung von Chang Song-min passten die Personalrochaden nicht zu einem System wie dem nordkoreanischen, in dem alle Macht auf einen gottgleichen Führer ausgerichtet ist. So etwas sei nur dann denkbar, «wenn Kim im Bett läge und sich in einem Zustand befände, wo er nicht mehr regieren könnte, oder wenn es einen Putsch gegeben hätte».
Konkretere Anhaltspunkte für seine Mutmassungen liefert Chang Song-min nicht. Zudem steht er mit seiner Einschätzung alleine da; andere Quellen, die ähnliches berichteten, gibt es nicht. Es passt auch nicht zusammen mit Bildern, die die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA erst in der vergangenen Woche veröffentlicht hatte. Sie zeigen Kim Jong-un bei einem Treffen des Zentralkomitees der Arbeiterpartei Nordkoreas. Der junge Machthaber leitet das Treffen und scheint auch sonst bei guter Gesundheit zu sein. (dru/t-online.de)