Stell dir vor, du wirst irgendwo im hohen Norden ausgesetzt und hast nicht mehr als deine Kleider sowie ein paar Gegenstände, um während einer Woche zu überleben.
Das ist die packende Ausgangslage von «7 vs. Wild», einer neuen YouTube-Serie, die viele Leute begeistert. Dieser Beitrag beantwortet die wichtigsten Fragen zum Projekt, das sich an die legendäre Survival-Serie «Alone» anlehnt.
Der Beitrag enthält keine Spoiler, darum wird bei den Zitaten auch nicht verraten, von wem sie stammen.
Sieben Teilnehmer werden in Schwedens Wildnis ausgesetzt und versuchen, mithilfe von sieben selbstgewählten Gegenständen sieben Tage und Nächte zu «überleben».
Neben der Nahrungsbeschaffung können die jungen Männer, die über Outdoor-Erfahrung verfügen, in täglich neuen Aufgaben Punkte sammeln. Wer bis zum Schluss durchhält und am meisten Punkte hat, gewinnt. Erfreulich: Das Preisgeld von 10'000 Euro wird für einen guten Zweck gespendet.
Hinter der reinen YouTube-Produktion steht ein kleines Team aus Deutschland. Initiant ist der erfahrene Survival-Spezialist und Abenteurer Fritz Meinecke (32). Er hat sich für «7 vs. Wild» von der im englischen Sprachraum sehr populären Survival-Serie «Alone» inspirieren lassen. Das heisst, die Teilnehmer sind vor Ort komplett auf sich gestellt und werden nicht von Kamera-Teams begleitet, sondern filmen selbst.
«7 vs. Wild» ist bereits extrem beliebt auf YouTube und zieht ein Millionenpublikum in den Bann. Zu jeder Folge (siehe unten) veröffentlichen die Teilnehmer wiederum eigene Reaktionen-Videos, was die Popularität weiter steigert.
Zur Einstimmung schauen wir uns das absolut professionelle Intro an. Grosses Kino!
«Kleinvieh» wie Insekten, Beeren und Pilze. Abgesehen davon ist nur Fischen erlaubt, Jagen hingegen nicht.
Die Teilnehmer können vorab aus einer Liste erlaubter Gegenstände 7 unverzichtbare Dinge auswählen und diese in einem wasserdichten Packsack («Dry Bag») mitnehmen.
Zur Auswahl stehen:
Zusätzlich zu maximal sieben Gegenständen (aus den oben erwähnten Produktkategorien) haben die Teilnehmer die am Leib getragene Kleidung, um sich gegen die drohende Nässe und Kälte im hohen Norden zu schützen.
Die Serie bietet beste Unterhaltung. Und dies nicht nur für hartgesottene Survival-Fans. Wie beim grossen Serien-Vorbild «Alone» macht auch bei «7 vs. Wild» das psychologische Moment einen grossen Teil der Faszination aus. Menschen reagieren höchst unterschiedlich, wenn sie auf sich allein gestellt sind, zunehmend Hunger haben und frieren.
Und natürlich kann man, als Zuschauerin oder Zuschauer gemütlich zu Hause auf dem Sofa sitzend, öfters herzhaft lachen oder auch nur verwundert den Kopf schütteln, wenn sich ein Teilnehmer wieder mal ungeschickt anstellt. Ganz abgesehen vom wohligen Gruseln, das einen durchströmt, wenn in Camp-Nähe «Bärenspuren» entdeckt werden ...
«7 vs. Wild» überzeugt mit handwerklich hervorragend gemachten Videos, die sich nicht vor deutlich teureren Produktionen zu verstecken brauchen. Es zahlt sich aus, dass die Teilnehmer erfahrene YouTuber sind, die den Umgang mit Go-Pro-Kameras und Co. beherrschen. Hinzu kommen eindrückliche Drohnenbilder und kurze Texteinblendungen.
Der persönliche Eindruck des watson-Redaktors nach den ersten Folgen von «7 vs. Wild» ist positiv: In diversen Situationen lassen allerdings die Survival-Fähigkeiten sowie das praktische Wissen über Fauna und Flora zu wünschen übrig. Dem könnten die Organisatoren mit einer deutlich längeren und intensiven Vorbereitungszeit entgegenwirken.
Fritz Meinecke ist sich hoffentlich seiner «pädagogischen» Verantwortung bewusst: Sein YouTube-Kanal zählt bald 1,6 Millionen Abonnentinnen und Abonnenten. Was der Fritz vor laufender Kamera macht, wird sicher nachgemacht.
Ein Beispiel ist der richtige Umgang mit essbaren Tieren. So sollten gefangene Fische unverzüglich durch einen starken Schlag auf den Kopf betäubt und mit einem «Kiemenschnitt» (Entblutung) schnell getötet werden. In einer der Folgen wurde das Töten eines Fisches nur verpixelt gezeigt. Ob dies mit Vorgaben seitens YouTube zu tun hat, ist fraglich.
Sicher ist: Bei der Nahrungsgewinnung und -zubereitung in einer Survival-Situation ist 100-prozentige Verwertung angesagt. Das sollte eigentlich bedeuten, dass man einen gefangenen Fisch dünstet, statt über offener Flamme zu grillieren. Und aus den Resten (inklusive Fischkopf!) liesse sich ein Süppchen kochen, um die letzten Nährstoffe herauszuholen.
Damit die Serie mehr als nur der Belustigung dient, braucht es wie bei «Alone» viel mehr Einblendungen mit lehrreichen Hintergrund-Informationen zum Gezeigten. (Fritz Meinecke hat dies dem Vernehmen nach bereits erkannt und es wird in den zukünftigen Sendungen hoffentlich verbessert.)
Zum Beispiel möchte man als Zuschauer sofort wissen, wie viel Protein ein gefangener Barsch beim Verspeisen bringt. (Auflösung laut einem «Reaktionen»-Video: Pro 100 Gramm Fisch sollen es 18 Gramm Eiweiss sein).
PS: Von Covid-Schutzmassnahmen war in den ersten Folgen keine Rede. Auch hier sollten die Organisatoren ihrer Vorbildfunktion nachkommen und transparent informieren.
Fast gar nichts! 😌
Im Vorfeld ging ich davon aus, egomanischen Selbstdarstellern, Quasselstrippen und Testosteron-Bolzen mit der Aufmerksamkeitsspanne eines Goldfischs beim «Wildcampieren» zusehen zu müssen. Doch «7 vs. Wild» bietet mehr.
Selbst für Influencer-Hasser kann ich eine Sehempfehlung abgeben. Auch das «Product Placement» hält sich in Grenzen. Und an die Sprache der jungen Männer gewöhnt man sich nach kurzer Zeit und wundert sich nicht mehr über die vielen englischen Begriffe («Nice») und «Alter!»-Rufe.
Um es mit den Worten eines Teilnehmers auszudrücken:
Die erste Staffel von «7 vs. Wild» umfasst 16 Folgen.
Bislang sind sechs verfügbar (Stand: 24. Nov. 2021).
Jeweils mittwochs und samstags (18 Uhr) werden laut Ankündigung neue Folgen im YouTube-Kanal von Fritz Meinecke veröffentlicht. Wir müssen uns also nicht allzu lang gedulden, um herauszufinden, wie das grosse Abenteuer endet.
Das will Fritz nicht verraten. Er war schon für frühere YouTube-Beiträge in Schweden und hat offensichtlich eine praktisch menschenleere Gegend gefunden.
watson vermutet: Dalsland-Nordmarken. Oder ist es das Naturreservat Glaskogen? Jedenfalls ist die Serie natürlich beste Tourismus-Werbung für den hohen Norden.
Das ist höchst unterschiedlich. Folgende YouTuber aus Deutschland sind bei «7 vs. Wild» dabei:
Laut Mitstreiter und Teilnehmer Fabian bezahlt Fritz «einen horrenden fünfstelligen Betrag». Die Produktionskosten betragen demnach keine 100'000 Euro.
In einem seiner Reaktionen-Videos verrät der «7 vs. Wild-Initiator», dass die gesamten Produktionskosten durch den Hauptsponsor gedeckt sind. Dabei handelt es sich um einen bekannten Hersteller von Smartphone-Schutzhüllen, der in den Videos genannt wird und dessen Produkte auch von Fritz direkt beworben werden.
Auch bei der Präsentation ihrer Ausrüstungsgegenstände halten sich die YouTuber nicht mit Lob für die bevorzugten Marken zurück. Ganz ohne Werbung scheint es auch bei dieser neuen Art von «Fernsehen» nicht zu gehen.
Angesichts der Popularität und der vielen positiven Reaktionen ist eigentlich damit zu rechnen.
Die Verantwortlichen wollen aber erst nach Abschluss der ersten Staffel über eine Fortsetzung entscheiden.
Gefragt, ob er sich vorstellen könne, «sein» Format an Netflix zu verkaufen, sagte Fritz übrigens: «Ich finds irgendwie auf YouTube geiler. Es ist mehr meines oder unser Baby. Wir haben die komplette Kontrolle darüber.»
Und falls es eine zweite Staffel gebe, werde einer der Teilnehmer aus den Reihen der YouTube-Community ausgewählt, stellt der vom Erfolg überraschte Initiator in Aussicht.
Link:
ah ja.. btw: #TeamFabio