Neue SRF-Direktorin: Diese Frau ist Favoritin – zu reden gibt vor allem ihr Ehemann
Die «Färbung» der politischen Sendungen von Schweizer Radio und Fernsehen werde «immer linkslastiger, einseitiger.» Mit einer Reduktion der Gebühren dürfte «die politische Macht der SRG-Sender deutlich abnehmen.»
Das steht im Argumentarium des Komitees, das für die Annahme der Halbierungsinitiative kämpft. Mit der Halbierung der SRG-Mittel lässt sich der Einfluss der angeblich links geprägten Berichterstattung begrenzen – so lautet die Strategie der Befürworter.
SRG-Exponenten weisen den Vorwurf der politischen Unausgewogenheit in offiziellen Stellungnahmen stets weit von sich. In informellen Gesprächen räumen sie dann aber ein: Es wäre nicht schlecht, wenn einige Redaktionen weniger einseitig zusammengestellt wären. Die politische Homogenität falle auf.
Plötzlicher Leadership-Kurs in St.Gallen
Eine Justierung des Kurses braucht neue Köpfe. Medienminister Albert Rösti (SVP) hat den früheren SVP-Nationalrat Hans-Ueli Vogt in den Verwaltungsrat der SRG geholt. Neue Präsidentin der SRG Ostschweiz ist Monika Knill. Sie war während 16 Jahren SVP-Regierungsrätin im Kanton Thurgau.
Noch vor wenigen Jahren war es undenkbar, dass ein Politiker der Volkspartei eine solche Funktion in einem SRG-Gremium bekleidet. Wobei Knill betont, dass sie die Halbierungsinitiative «aus tiefster Überzeugung» ablehne.
Beobachter sehen eine weitere, wichtigere Personalie in diesem Kontext: Die SRG Deutschschweiz sucht derzeit einen neuen Direktor für das Schweizer Radio und Fernsehen. Das Berufungsverfahren steht vor dem Abschluss. Zu den aussichtsreichen Bewerbern zählt Anita Richner.
Richner ist 59 und arbeitet seit 32 Jahren in diversen SRF-Sendungen und Funktionen – zuerst für das Radio, später auch für das Fernsehen. Kürzlich hat sie ein Leadership-Zertifikat an der Universität St.Gallen erworben. In sozialen Medien verbreitet sie nun Phrasen wie: «Journalismus als Verantwortung. Leadership mit Klarheit und Empathie. Wandel bewusst gestalten.» Einige sehen das als klares Zeichen, dass ihre Beförderung unmittelbar bevorsteht.
Dabei gilt Richner als engagierte Teamleiterin, die Verantwortung übernimmt – auch dann, wenn schwierige Themen aufkommen. Politisch wird sie nicht dem linken Lager zugeordnet, sondern dem liberalen.
Einigen SRF-Mitarbeitern sträuben sich die Nackenhaare bei diesem Thema. Sie sagen: Erstens sei Anita Richners Ehemann Markus Somm. Er ist Chefredaktor und Verleger des rechtsbürgerlichen «Nebelspalters».
Zweitens: Welcher Personalvermittler berät den Berufungsausschuss der SRG Deutschschweiz? Sandro Rüegger von der Roy C. Hitchman AG. Er ist verheiratet mit der SVP-Nationalrätin Monika Rüegger.
Einige setzen sie ihrem Gatten gleich
Läuft da eine rechte Verschwörung, um das Schweizer Fernsehen politisch umzupolen? Das dürfte eine Räuberpistole sein. Wichtiger ist ein anderer Punkt: SRG-Generaldirektorin Susanne Wille kennt Anita Richner gut. Und Wille nimmt an den Sitzungen des Berufungsausschusses teil. Es ist naheliegend, dass die SRG-Chefin an der Spitze des Schweizer Fernsehens jemanden haben will, der den Reformbedarf beim Rundfunk ähnlich einschätzt wie sie selber.
Zugleich wäre die Berufung Richners ein Signal an die rechten SRG-Kritiker: SRF wird nun von einer Journalistin geführt, die bürgerlich eingestellt ist. Dieser Umstand könnte auch im Abstimmungkampf ins Feld geführt werden.
Gleichwohl wird Richner als Journalistin beschrieben, die weniger politisch getrieben sei als ihr Ehemann. Oft spreche sie über ihre siebenköpfige Familie und über kulturelle Themen. Den Verbalinjurien, die Markus Somm zuweilen äussert, sei sie gänzlich abhold. Interessenkonflikte zeichnen sich nicht ab, sollte Richner SRF-Direktorin werden; dafür ist der «Nebelspalter» zu klein.
Einige SRF-Redaktoren scheinen Richner mit ihrem Ehemann gleichzusetzen. Das ist eine veraltete Vorstellung. Die Berufung Richners würde aber unter anderem dazu dienen, das linke Image des gebührenfinanzierten Rundfunks zu korrigieren. Auf eine Anfrage der «Schweiz am Wochenende» antwortete Anita Richner nicht. (aargauerzeitung.ch)
