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Weihnachten 2025: Hier wurde Jesus wirklich geboren

In dieser mittelalterlichen Darstellung aus Italien liegt die Heilige Familie in einer Höhle, umgeben von Engeln und Hirten. Teil des Altaraufsatz von Badia Ardenga, gemalt von Guido da Siena, um 1270 ...
In dieser mittelalterlichen Darstellung aus Italien liegt die Heilige Familie in einer Höhle, umgeben von Engeln und Hirten. Teil des Altaraufsatzes von Badia Ardenga, gemalt von Guido da Siena, um 1270.Bild: Wikimedia

Wo wurde Jesus geboren?

Wie Jesus tatsächlich zur Welt kam, bleibt im Dunkeln – doch die Vorstellungen davon prägen seit Jahrhunderten die christliche Weihnachtskultur. In Kunst und Krippenbau wird die Geburtsszene in einem Stall, einer Höhle, einer Ruine oder einem Wohnhaus dargestellt und spiegelt dabei stets die Werte und Lebenswelten der jeweiligen Epoche wider.
21.12.2025, 14:4221.12.2025, 14:42
Alexander Rechsteiner / Schweizerisches Nationalmuseum

Zentrales Motiv der Weihnachtsgeschichte ist die Geburt von Jesus. Es ist eines der wichtigsten Ereignisse des Kirchenjahres, das die meisten Christinnen und Christen am 25. Dezember feiern. Wie sich die Geburt Jesu historisch ereignet hat, liegt im Dunkeln. Die Bilder, die unsere Vorstellung davon prägen, stammen hauptsächlich aus den letzten 500 Jahren. Darstellungen aus der Kunstgeschichte zeigen Maria und ihr Kind im Freien, in einem Stall, einer Höhle oder einer Ruine, umgeben von Hirten und Engeln. Symbolisch wichtig ist der bescheidene Ort, da er Jesus nicht als Gott sondern als Mensch zeigt, umgeben von einfachen Menschen.

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Die Bibel selber gibt nur wenig über den Ablauf und den Ort Christi Geburt preis. Einzig Lukas erzählt in seinem Evangelium direkt von der Geburt: Da ist die Reise nach Bethlehem aufgrund einer Volkszählung, da sind die Hirten, die Engel und die Krippe. Über die Umstände der Geburt heisst es im Lukasevangelium entsprechend der Einheitsübersetzung:

«Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge»
Lukas 2,7

Das Motiv, dass Jesus nicht in einem Palast, sondern bei den einfachen Leuten zur Welt gekommen ist, hat viele unterschiedliche Darstellungen der Geburt Jesu ermöglicht. Die Momente nach der Geburt sind Hauptmotiv der bis heute äusserst beliebten Krippendarstellungen. Kunstschaffende und Krippenbauende haben diese Aussage über die Jahrhunderte unterschiedlich interpretiert und zahlreiche Orte für die Geburt Christi geschaffen.

Der Stall

Da Maria ihr Kind gemäss dem Lukasevangelium in eine Futterkrippe legen muss, ist die Vorstellung naheliegend, dass sie bei den Nutztieren Obhut findet. Der Stall gehört denn auch zu den beliebtesten Orten, in denen die Geburtsszene stattfindet. Die Gestaltung des Stalles entspricht jeweils der Kultur, in der die Krippe hergestellt wurde. Den Geburtsort Christi in der lokalen Bauweise darzustellen, drückt den Wunsch aus, das göttliche Ereignis mit der eigenen Heimat zu verbinden.

Diese Tonkrippe aus dem Senegal stellt die Geburtsszene in einem einfachen Unterstand dar, der mit Schilf eingedeckt ist. Entsprechend dem Herkunftsland ist die Heilige Familie von schwarzer Hautfarbe ...
Diese Tonkrippe aus dem Senegal stellt die Geburtsszene in einem einfachen Unterstand dar, der mit Schilf eingedeckt ist. Entsprechend dem Herkunftsland ist die Heilige Familie von schwarzer Hautfarbe und trägt traditionelle Kleidung.Bild: Schweizerisches Nationalmuseum

Die Höhle

Mitte des 3. Jahrhunderts wurde eine Höhle bei Bethlehem zu einer christlichen Pilgerstätte. Über dieser Grotte befindet sich heute die Geburtskirche. Das Motiv der Höhle ist auch symbolisch wichtig, als «Schoss des Lebens» sowie als Ort der Geborgenheit und des Schutzes. Im Alten Testament und in Mythologien werden Götter und Könige oft in Höhlen geboren. Ausserdem nimmt die Höhle als Geburtsstätte Jesu den Ort seiner Bestattung nach der Kreuzigung vorweg.

Diese Krippenszene zeigt die Geburt Jesu in einer einfachen Höhle. Sie ist aus Ästen konstruiert und mit einem bemalten Textil überzogen. Geschaffen wurde die Krippe von Nonnen des Klosters Heiligkreu ...
Diese Krippenszene zeigt die Geburt Jesu in einer einfachen Höhle. Sie ist aus Ästen konstruiert und mit einem bemalten Textil überzogen. Geschaffen wurde die Krippe von Nonnen des Klosters Heiligkreuz Cham um 1930.Bild: Schweizerisches Nationalmuseum

Die Ruine

In der romantischen Malerei ist die Ruine ein beliebtes Symbol für den Wandel. Altes vergeht und verfällt, während neues Leben wächst und gedeiht. Die Ruine wird auch als Motiv in Weihnachtskrippen verwendet, denn mit der Geburt Jesu begann buchstäblich eine neue Zeitrechnung. Gleichzeitig steht die Ruine auch als Symbol des Todes und nimmt die Grablegung Jesu vorweg.

In dieser Faltkrippe ist die Heilige Familie von einer halbzerfallenen Steinarchitektur umgeben, die von Palmen und blühenden Kletterpflanzen überwuchert wird. Die Krippe aus Karton und Papier wurde u ...
In dieser Faltkrippe ist die Heilige Familie von einer halbzerfallenen Steinarchitektur umgeben, die von Palmen und blühenden Kletterpflanzen überwuchert wird. Die Krippe aus Karton und Papier wurde um 1900 hergestellt und stammt aus der Weihnachtssammlung Doris Albrecht-Mäder, Männedorf.Bild: Schweizerisches Nationalmuseum

Das Wohnhaus

Die Beschreibung, dass der neugeborene Jesus in eine Futterkrippe gelegt wurde, scheint zu bedeuten, dass Maria und Josef in einem Stall unterkommen mussten. Allerdings gibt es zwischen der deutschen Übersetzung aus dem 16. Jahrhundert und der Entstehungszeit des Lukasevangeliums nicht nur eine sprachliche Distanz, sondern noch bedeutendere kulturelle Unterschiede.

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Nationalmuseum

Die Forschung ist sich einig, dass Jesu Geburt, wie sie im Lukasevangelium beschrieben ist, nicht in einem Stall stattgefunden hätte, sondern wohl in einem grossen Raum eines Bauernhauses, wahrscheinlich bei Verwandten der Eltern. Die Häuser jüdischer Bauern waren sogenannte Einraumhäuser. In kalten Nächten wurden die Tiere direkt im Haus untergebracht. Der Wohnbereich befand sich auf einer leicht erhöhten Ebene, die Tiere hingegen wurden auf der tieferen Ebene untergebracht, in der eine Futterkrippe eingelassen war. In eine solche Krippe könnte das Jesuskind gelegt worden sein, da der Rest des Hauses bereits besetzt war.

Findet die Geburtsszene in einem Haus statt, erhält das Gebäude in Krippenszenen meistens das lokale Aussehen. So auch in diesem Beispiel aus Deutschland von 1920. Die Faltkrippe aus dem Spielzeug Wel ...
Findet die Geburtsszene in einem Haus statt, erhält das Gebäude in Krippenszenen meistens das lokale Aussehen. So auch in diesem Beispiel aus Deutschland von 1920. Die Faltkrippe aus dem Spielzeug Welten Museum Basel zeigt ein Riegelhaus mit roten Backsteinen.Bild: Schweizerisches Nationalmuseum
Weihnachten & Krippen
14.11.2025–04.01.2026
Landesmuseum Zürich

Gemäss der biblischen Weihnachtsgeschichte legte Maria ihren neugeborenen Sohn in eine Futterkrippe, da in der Herberge kein Platz für sie war. Weihnachtskrippen greifen diese Szene auf und präsentieren sie in unzähligen Gestaltungen. Die traditionelle Krippenausstellung rückt in diesem Jahr die Gebäude in den Mittelpunkt, welche die heilige Familie umgeben: Grotten und Höhlen, Ruinen, verschiedene Stallformen, Wohnhäuser, Kirchen oder auch ein Winterwald. Krippen aus der Schweiz und aus aller Welt zeigen eindrucksvoll, wie vielfältig Künstlerinnen, Künstler und Krippenbauende den Geburtsort Christi interpretiert und dargestellt haben. Wie gewohnt wird die Ausstellung von einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm für Familien begleitet.
>>> Weitere historische Artikel auf: blog.nationalmuseum.ch
watson übernimmt in loser Folge ausgesuchte Perlen aus dem Blog des Nationalmuseums. Der Beitrag «Wo wurde Jesus geboren?» erschien am 11. Dezember.
blog.nationalmuseum.ch/2025/12/wo-wurde-jesus-geboren
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Ist Jesus in diesem Haus aufgewachsen?
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In diesem Steinhaus aus dem ersten Jahrhundert in Nazareth ist Jesus möglicherweise aufgewachsen. Glaubt zumindest ein britischer Archäologe.
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Kein Bock auf das Theater: Kuh haut aus Jesuskrippe ab
Video: srf
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117 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Haarspalter
21.12.2025 16:57registriert Oktober 2020
Die christliche Mythologie hat mit der Weihnachtsgeschichte eine im Vergleich zu anderen Religionen unschlagbare und beneidenswert einfache Basis geschaffen:

Ein unschuldiges Kind einfacher Eltern ohne Status und Parteiprogramm wird geboren, um die Welt ohne Ansehen, Geld, Macht oder Gewalt grundlegend zu verändern.

Diese Botschaft bringt im Kern auch die Mächtigen von heute wie Putin, Trump & Co. arg ins Schwitzen.

Der Grundgedanke von Weihnachten hat schon das gewisse revolutionäre - aber eben friedliche - Etwas.

Genauso wie die philosophischen Aspekte von Jesus als Reformator.
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Amseilruntertaucher
21.12.2025 18:22registriert August 2021
Jesus hat in der Zeit gelebt. Ist verbrieft und durch Aufzeichnungen bestätigt. Er war ein Wanderprediger wie viele andere auch. Ausserdem muss er einigermassen vermögend gewesen sein, weil nur diese konnten es sich erlauben, in der Wüste zu meditieren.
Was wo und wie auch immer, die Bergpredigt ist etwas wirklich tolles, an dem sich zu orientieren viele Politiker und Staatsmänner orientieren könnten.
Frohe Weinachten unter dem heidnischen Weihnachtsbaum.
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Schlaf
21.12.2025 15:30registriert Oktober 2019
Der Jesus, welcher über das Wasser gehen konnte, Wasser in Wein verwandelte, Blinde wieder zum sehen brachte, ja dieser Jesus ist wohl nie geboren.
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