Jetzt kommen die Netzsperren. Die Eidgenössische Spielbankenkommission (ESBK) hat die Internet-Provider gestern per E-Mail informiert, dass sie per 1. Juli 2019 die Netzsperren rauffahren sollen.
Nach dem Ja zum Geldspielgesetz vor fast genau einem Jahr hat die Spielbankenkommission nun die «technischen Spezifikationen» für Netzsperren gegen ausländische Online-Casinos veröffentlicht – beziehungsweise sie haben es versucht. Denn das PDF auf der Webseite des Bundes beinhaltet lediglich ein Wort: «Testpdf».
Das @bakomCH verschickt Mails an die Telcos, dass sie per 1. Juli 2019 die #Netzsperren rauffahren sollen. Die Technische Spezifikation dazu sieht so aus. Das sagt schon alles. https://t.co/87hffhPeRu pic.twitter.com/AgDkbb5cxz
— Alexis Caceda (@alexiscaceda) 5. Juni 2019
Die Spielbankenkommission wollte im PDF eigentlich darlegen, wie die umstrittenen Netzsperren technisch umgesetzt werden sollen. Eine Anleitung für die Provider also, wie sie mit Internet-Sperren den Zugang zu ausländischen Online-Glücksspielen blockieren sollen.
Das ging offenbar tüchtig in die Hose. Statt der Spezifikationen stellte die Behörde ein leeres Test-PDF ins Netz.
Erst am Donnerstagnachmittag reagierte die Spielbankenkommission. Nun führt der Link zum PDF ins Leere.
Die Eidgenössische Spielbankenkommission nimmt Stellung und schreibt:
Das ändert nur nichts daran, dass die ESBK nicht vorab «Testpdf» ins Netz stellen sollte.
Der Lapsus ist für Kritiker, die
mit den Netzsperren das freie Internet bedroht sehen, ein gefundenes Fressen. Auf Twitter hagelt es Hohn und Spott:
Dass wir die Sperrungen binnen nur 30 Tagen umsetzen sollen, ist nicht nur unanständig, sondern frech. #InternetZensur #GSG #Geldspielgesetz
— Fredy Künzler (@kuenzler) 5. Juni 2019
Mit dem neuen Geldspielgesetz dürfen Schweizer Casinos Geldspiele wie Poker, Black Jack oder Roulette neu auch im Internet anbieten. Gleichzeitig werden Internet-Provider wie die Swisscom gezwungen, mit Internet-Sperren den Zugang zu ausländischen Online-Glücksspielen zu blockieren.
Welche Anbieter gesperrt werden sollen, bestimmt die Eidgenössische Spielbankenkommission (ESBK). Sie kann nun unliebsame Konkurrenz wie 888poker, PokerStars und Partypoker auf eine Sperrliste setzen – und die Provider blockieren in ihrem Auftrag den Zugang zu den entsprechenden Webseiten.
Das neue Geldspielgesetz und die dazugehörigen Verordnungen sind seit dem 1. Januar 2019 in Kraft. Wer aus der Schweiz Webseiten ausländischer Online-Glücksspiele aufruft, sieht immer häufiger solche Meldungen:
Wie sich Netzsperren umgehen lassen, haben wir in diesem Artikel erklärt.
(oli)