Frau Schlauch entschied sich also für Frau Schaaf. Pardon, Irina wählte Lou. Nicht Elsa. Dabei war sie seit Folge eins scharf auf Elsa. Mit Lou verband sie eher tonnenweise Schmetterlings-Romantik. Aber Lou war so nice und offen und verliebt und fragte Irina, ob sie nach der Hochzeit wohl einen Ring tragen würde. Als Zeichen. Irina sagte, ja, das würde sie.
Lou Schaaf ist 21, Cheerleaderin und angehende Arzthelferin, und meint, den riesigen Altersunterschied von zehn Jahren zwischen ihr und Rechtsanwältin Irina Schlauch würde man «gar nicht» merken. Ihr Insta-Motto lautet: «Es kostet 0.00 Dollar nett zu sein.» Wer Lou nicht süss findet, trug wahrscheinlich noch nie Rosa und quält heimlich Angorahäschen im Keller.
Elsa, die Frau ohne Nachnamen, ist bereits 23 und studiert Spormanagement in Berlin. Sie trägt Socken zu Shorts und Hemden mit Kragen, und ihr Tagesmotto lautete während der ersten Staffel der ersten lesbischen Datingshow der Welt immer wieder: «Gott, ich muss bügeln!» Elsa hat vermutlich so viel gebügelt wie niemand vor ihr im Fernsehen. Sie hat eisblaue Augen und trägt den Namen der Eispinzessin aus «Frozen». Für Irina war Elsa etwas allzu undurchschaubar, geheimnisvoll, gefährlich. Aber: «Ich fass Elsa voll gerne an.» Ja, ja, hat man gesehen, Hormone sind auch nicht ohne.
Hab bis zum Finale gebraucht, bis ich rausgefunden habe, woran mich der Kleidungsstil von Elsa erinnert, sie trägt die gleichen Kleider wie Prince George. #princesscharming
— Quarkkrokettchen (🏡) (@anneschuessler) July 20, 2021
Auch Elsa fasste voll gerne an. Nämlich alle. Als sich Irina auf irgendeinem Aussen-Date befand, vermutlich mit Lou, da initiierte sie die grosse Knutsch-Orgie im Whirlpool. Das war «Hot Girl Summer» auf dem Siedepunkt. Ob sie deshalb so viel Lippenbalsam brauchte? Kann man zuviel küssen? Irina ist jedenfalls auch süchtig nach Lippenkontakt. Irina küsste an einem Abend schon mal vier Frauen. Ging wie in Trance mit einer nach der andern in irgendein Séparée und saugte sich fest. Ausführlichst.
Und erinnert sich noch wer an Saskia? Die erst Bine flott machte und dann mit Iry (nicht Irina) Dinge unter der Decke anstellte? Und wars im Finale nicht furchtbar herzig, dass die End-Konkurrentinnen Lou und Elsa nebeneinander auf zusammengeschobenen Matratzen schliefen und von einem Teller frühstückten, obwohl ihnen eine ganze Villa mit zwanzig Matratzen und tausend Tellern zur Verfügung stand?
ALLEs an Princess Charming ist sooooo gut: die Solidarität, die Empathie, die Aufrichtigkeit. Man muss es so sagen: das ist die beste Dating Show jemals, alle haben Recht, die das sagen.
— Kathrin Weßling (@ohhellokathrina) July 17, 2021
kann jetzt glücklich sterben nachdem ich das finale von #princesscharming geschaut habe hach ich liebs pic.twitter.com/kTIkER0Hhb
— alicia ミ☆ (@aliciadieholde) July 19, 2021
#princesscharming war mit abstand die beste dating show, die ich jemals gesehen hab. erstens war es die erste lesbische dating show ever und zweitens war sie extrem educational mit so vielen verschiedenen persönlichkeiten. i really enjoyed it und werde es auch sehr vermissen :(
— lena (@lightsupez) July 20, 2021
Kandidatin Wiki erzählt im Interview mit der taz, in Wirklichkeit sei die Stimmung beim Dreh noch viel netter und harmonischer gewesen als im TV. Da wär ja doch einiges zugespitzt worden. Und sie hätten auch alle weit intensivere und relevantere Gespräche geführt. An Relevanz zu sehen waren etwa: Ein Gespräch über Vulva-Akzeptanz und eines über Trans-Feindlichkeit. Beiden kann man meinetwegen das Prädikat pädagogisch wertvoll verleihen.
Doch das Bestechendste und Berückendste an «Princess Charming» waren bis zuletzt ganz normale Eigenschaften, die man sonst in Datingshows einfach nicht zu sehen kriegt: Freundlichkeit, echtes Interesse aneinander, Wärme, Mitgefühl, wachsendes Zutrauen. Unsicherheiten waren Unsicherheiten und okay und wurden nicht unter furchterregend zurechtgetunten Karosserien versteckt. Menschen mochten einander ganz grundsätzlich. Und sie hatten es nicht nötig, die üblichen Opfergeschichten vom Heimkind und den bösen Exen herbeizuziehen, um sich interessant zu machen.
Und weil das alles so war, dürften Irina und ihr Harem, die in allem so positiv, unbeschwert und selbstverständlich waren, echt gute, weil komplett unverkrampfte Vorbilder für Mädchen und junge Frauen darstellen, die noch auf der Suche nach ihrem Weg im Dschungel der Liebesmöglicheiten sind.
So viel Zuversicht hat selten eine Sendung verströmt, es war ein Wiedersehen mit Qualitäten, die das Reality-TV schon längst verlassen hatte. Alles, was dieses sonst so beim Zuschauen auslöst, Fremdscham, Zynismus, Verachtung, Boshaftigkeit, war wie weggezaubert von den Feen der Mitmenschlichkeit ... Okay, ich drohe gleich in Kitschverklärung zu versinken, aber es war einfach so unfassbar ... nice! Danke, Ladys, für diesen Heizstrahler der Herzlichkeit! Danke, danke, danke!
P.S. Allerdings scheint Elsa dann doch sowas wie ihren heimlichen Eispickel ausgepackt zu haben. Wie in der Vorschau auf die Reunion-Folge von nächster Woche klar wird, gab es da wohl einen Auftritt von Elsa an Lous Geburtstag. «Ich würd sagen, wir sind cool miteinander, oder?», sagt Elsa zu Irina, «ja, cool würd ich ... jetzt vielleicht ... das nicht so betiteln», antwortet Irina. Aha!
WAS IST AN DIESEM GEBURTSTAG PASSIERT?! MEINE CONSPIRACY THEORIES ESKALIEREN! #princesscharming
— Tatjana (@Tatjana_Glcknr) July 19, 2021
P.P.S. Ich fühle mich versucht, ein paar Folgen zum zweiten Mal anzuschauen. Okay, stop it!
«Princess Charming» gibts auf TVnow und demnächst auch auf Vox.