Zahnmediziner: «Man muss keinen Kaugummi verwenden, um gute Zähne zu haben»
Können Zahnpflege-Kaugummis mit Mikrogranulaten die Zähne säubern? 
Das ist wohl eine Utopie. Vielleicht kann der weiche Belag ein wenig abgetragen werden – aber 
bestimmt kein fest haftender Teebelag zum Beispiel. Und eine Wirkung ausserhalb der Kaufläche 
ist schon gar nicht vorstellbar. Studien haben keinen nennenswerten Einfluss der Verwendung 
von Kaugummikauen auf die Entfernung von Plaque oder Speiseresten nachweisen können. 
Zahnpflegekaugummi kann auf keinen Fall das Zähneputzen ersetzen. 
Ist es sinnvoll Kaugummi zu kauen, wenn man sich nicht die Zähne putzen kann, etwa nach dem 
Mittagessen in der Kantine?
Wenn Sie die Zähne nicht gut geputzt haben und deshalb Plaque haben, entsteht in den ersten 
fünf bis zehn Minuten nach dem Essen dort ein saurer pH-Wert. Wenn Sie in dieser Phase einen 
Kaugummi kauen, wird der Speichelfluss angeregt. Die Säure wird dadurch neutralisiert, die Zähne 
werden weniger stark angegriffen. Zur Karies-Prophylaxe ist ein Kaugummi also durchaus sinnvoll, 
Säureschäden dagegen kann er nicht beheben. 
Moment, Sie haben doch gerade gesagt, der Kaugummi hilft, Säure zu neutralisieren? 
Aber bei einer Erosion durch einen Säureschaden, ist die Zahnoberfläche extrem angegriffen. Wenn 
Sie da zehn Minuten später mit dem Kaugummi kommen, ist der Säureschaden längst da. 
Der Schaden entsteht, wenn ich in die Orange beisse und kann nicht wieder gut gemacht werden 
durch Kaugummi? 
Wir haben Zahnproben vier, acht Stunden in Speichel gebadet – es gibt dadurch eine gewisse, aber 
leider nur sehr geringe Remineralisation an der Oberfläche. Durch hohe Fluoridzufuhr kann man 
diese gegebenenfalls beschleunigen, aber der Schaden kann nicht mehr repariert werden. Säureschäden zu 
verhindern, schaffen Sie nur, in dem der Zahn keine Säure abbekommt. 
Man kann ja schlecht auf Obst verzichten. 
Patienten mit extremen Schäden sind Menschen, die zum Beispiel sehr oft erbrechen – 20 bis 40 
Mal pro Tag. Durch Nahrung können Sie die Zähne kaum so stark schädigen – ausser, Sie trinken 
ständig säurehaltige Erfrischungsgetränke wie Cola, dann bekommen Sie Erosionen – wenn es 
zuckerhaltige Erfrischungsgetränke sind, bekommen Sie noch Karies dazu. 
Ist es denkbar, dass man durch Kaugummikauen Zahnsubstanz verliert, wenn man die Zähne vorher 
durch Trinken von Erfrischungsgetränken oder Essen von Obst empfindlicher gemacht hat? 
Wenn das zuträfe, dann sähen wir eine starke Abnutzung der Oberfläche. Bei den Menschen, die 
Obstschäden haben, sind die Schäden aber in der Regel rundherum am Zahn. Wir schlucken circa alle 
20 Sekunden – und auch dabei haben wir jeweils einen Zahnkontakt. Das alleine macht aber noch 
keine nennenswerte Zahnabnutzung, dazu müssten die Zähne schon mit grösserer Kraft aufeinander 
geführt werden.
In Zahnpflegekaugummis sind heute häufig so genannte Mikrogranulate enthalten, kann dadurch 
Zahnsubstanz abgerieben werden? 
Wenn man Kaugummi kaut, dann kaut man nicht durch, das heisst, Sie kauen nicht, bis Sie das ganze 
Kaugummi zerquetscht haben und üben dann richtig Druck mit diesen Kügelchen auf die Kaufläche 
aus. Die Bewegung ist stattdessen wie ein leichtes Pressen auf den Kaugummi. Ich kann mir nicht 
vorstellen, dass dadurch eine starke Abnutzung zustande kommt. 
Ist es sinnvoll, Kaugummis zu kauen, die Calcium enthalten? 
Es gibt Zahnpasten und Kaugummis, die Calcium verbunden mit Kasein enthalten, so genannte CPP-ACP-Komplexe. Damit erreicht man einen relativ hohen Calcium-Spiegel mit hoher Bioverfügbarkeit 
im Speichel, –und Remineralisation funktioniert dann gut, wenn Calcium beziehungsweise 
Calciumphosphat vorhanden ist. Die CPP-ACP-Komplexe haben in Studien eine gute präventive 
Wirkung gegen Karies gezeigt. 
Das heisst, für die Zähne ist die Menge Calcium wichtig, die im Mund vorhanden ist und nicht das, was 
über den Darm aufgenommen wird?
Genau. Das Gleiche gilt für Fluorid. Wenn man Tabletten nimmt, kommt nur ein Prozent von dem, 
was man verschluckt, im Gebiss an. 
Ist es sinnvoll, fluoridhaltige Kaugummis zu benutzen? 
Es gibt Studien, die bei Verwendung von Fluoridhaltigen Kaugummis eine leicht erhöhte 
Fluoridaufnahme in den Zahnschmelz und eine verbesserte Remineralisation von beginnendem 
Karies festgestellt haben. 
Ist es sinnvoll, Kaugummis auszusuchen, die Xylitol enthalten?
Xylitol wirkt positiv, weil Bakterien es nicht gut abbauen können – und wenn sie es abbauen, dann 
entsteht ein Produkt, das nicht sauer ist. Zudem blockiert Xylitol auch Enzyme und wirkt deshalb ab 
einer bestimmten Dosis sogar hemmend auch das Bakterienwachstum. Der Gewöhnungseffekt der 
Bakterien ist gering, Xylitol ist also empfehlenswert, ab sechs Gramm pro Tag ist eine präventive 
Wirkung gegen Karies nachgewiesen. 
Nutzen Sie selbst die positiven Effekte von Kaugummi? 
Nein, ich mag einfach keinen Kaugummi, auch ästhetisch nicht. Wenn zum Beispiel unsere 
Studierenden mit dieser Kaubewegung vor mir sitzen, mutet das für mich an, als würde ich im 
Gebirge an einem Weidezaun stehen. Man muss auch nicht Kaugummi verwenden, um gute Zähne zu 
haben. In meinem Studium habe ich meine letzte Füllung bekommen – studiert habe ich bis 1989.


