Schweiz
Justiz

Anwälte des jungen Straftäters Brian erstatten Strafanzeige

Foltervorwurf: Anwälte des jungen Straftäters Brian erstatten Strafanzeige

21.02.2022, 09:4721.02.2022, 15:55
Mehr «Schweiz»
carlos, brian, gericht, fall carlos
Bild: keystone

Die Rechtsanwälte des jungen Straftäters Brian, der unter dem Namen «Carlos» bekannt wurde, haben im Auftrag ihres Mandanten Strafanzeige erstattet. Sie werfen den Verantwortlichen für Brians Haftregime schwere Körperverletzung, Freiheitsberaubung, Nötigung sowie Amtsmissbrauch vor und fordern die sofortige Freilassung.

Die Strafanzeige sei am 24. Dezember beim Zürcher Obergericht eingereicht worden. Zahlreiche Experten hätten Folter und unmenschliche Behandlung bei den Haftumständen festgestellt, hiess es am Montag an einer Medienkonferenz der Anwälte in Zürich. Über tausend Tage sei Brian einer völkerrechtswidrigen Isolationshaft ausgesetzt gewesen. Diese Umstände gehörten von unabhängiger Stelle untersucht, damit also nicht vom Kanton Zürich.

Die eingereichte Strafanzeige richte sich gegen «alle jene Personen, die dieses Regime geschaffen, bewilligt, die Finanzierung ermöglicht haben, all diejenigen, die konkret für den Vollzug verantwortlich sind».

Bei der Medienstelle von Justizvollzug und Wiedereingliederung (Juwe) hiess es auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA nur, die Juwe habe die geäusserten Vorwürfe zur Kenntnis genommen. Um Strafanzeigen kümmerten sich die zuständigen Stellen auf Seiten der Strafverfolgungsbehörden.

«Alles gestützt auf willkürliche Entscheidungen»

Brian habe sich ab August 2018 in Isolationshaft in der Strafanstalt Pöschwies befunden, sagte Philip Stolkin, einer der Anwälte. Ihm sei der menschliche Kontakt sowie essentielle hygienische Mittel vorenthalten worden. Und «von medizinischer Versorgung kann man nicht wirklich sprechen», so Stolkin. «Alles gestützt auf willkürliche Entscheidungen.»

Arzt André Seidenberger, der Brian mittlerweile habe untersuchen können, sagte, er leide unter «lebensgefährlich» hohem Blutdruck. «Brian ist erst 26 Jahre alt.» Er weise zudem Hautveränderungen an Hand- und Fussgelenken auf, wo er jahrelang regelmässig gefesselt war.

Die Rechtspflege sei über die medizinische Versorgung von Brian in der Vergangenheit getäuscht und belogen worden. Nicht mal Grösse und Gewicht seien den Ärzten bekannt gewesen. Die Gesundheitsdirektion untersuche nun offiziell die ärztliche Versorgung von Brian.

Inzwischen wurde Brian in ein Untersuchungsgefängnis im Kanton Zürich verlegt, wo er im «normalen» Vollzug mit zwanzig anderen Insassen sei und es gehe im besser, hiess es am Montag. Er könne Sport treiben und mit den Mitinsassen Kontakt pflegen. «Nun gilt er plötzlich nicht mehr als »brandgefährlich"", sagte ein anderer Anwalt, Bernard Rambert. (aeg/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
69 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Salvatore_M
21.02.2022 10:37registriert Januar 2022
Es geht mittlerweile unter keine Kuhhaut mehr, was «Carlos» den Strafvollzug an Geld, Zeit, Nerven und gerichtlichen Verfahren gekostet hat. Und das Ergebnis ist, dass alle unzufrieden sind: «Carlos» selbst, die Behörden und die Öffentlichkeit.
10222
Melden
Zum Kommentar
avatar
JJ3
21.02.2022 10:07registriert August 2019
Völlig unverständlich, was auf dem Rücken dieses Kleinkriminellen an Profilierungsneurosen aufgebaut wird. Er soll doch einfach seine Strafe absitzen und lernen und seine Aggressionen im Zaun zu halten.
9343
Melden
Zum Kommentar
avatar
Pebbles F.
21.02.2022 13:09registriert Mai 2021
Da ist fast alles falsch gelaufen: die Eltern, die ihn nicht liebevoll mit genügend Struktur gemeinsam erziehen konnten, der Umzug des Buben von F in die CH und die unglücklichen Verkettungen von Delikten, Körperverletzunungen, die er begangen hat. Dazu die Profilierungslust des Jugendanwaltes am TV.
Schliesslich die Gier nach Darstellung durch die Tagi Journalistin, die "Künstlergruppe" und den Folterbeauftragten.
Die eifrigen Anwälte, die Klage um Klage einreichen, um selber im Gespräch zu bleiben helfen dem Delinquenten kein bisschen weiter. Der Allgemeinheit auch nicht!
385
Melden
Zum Kommentar
69
Bis zu 800'000 Menschen sahen ESC-Sieg von Nemo auf SRF

Bis zu 800'000 Zuschauerinnen und Zuschauer haben Nemos Sieg in der Finalshow des Eurovision Song Contests auf allen Plattformen von SRF mitverfolgt. Laut einer Auswertung von SRF und Instar Analytics schauten rund 614'000 Menschen gleichzeitig die Live-Übertragung.

Zur Story