Je grösser die Hoffnungen sind, umso grösser ist im Falle des Misserfolgs der Frust. «Das ist definitiv die grösste Enttäuschung meiner Karriere», sagte Marco Odermatt im SRF.
Der Medaillenkandidat konnte den WM-Riesenslalom in Cortina d'Ampezzo eröffnen – und schied aus. Der 23-jährige Nidwaldner betonte: «Ich bin nicht am Druck gescheitert.» Er sei schlecht ins Fahren gekommen. «Dann hatte ich den Starthang überstanden, bekam ein besseres Gefühl, begann zu pushen – was es definitiv nicht benötigt hätte. Irgendwann ging es nicht mehr. Ich bin schon sehr, sehr enttäuscht.»
Mit Justin Murisier und Gino Caviezel sahen zwei weitere Schweizer das Ziel im 1. Lauf nicht. So verbleibt vom starken Schweizer Riesenslalom-Team, das mit vielen Vorschusslorbeeren in die Dolomiten gereist war, einzig noch Loic Meillard.
Im Kampf um die Medaillen fehlen dem Romand sieben Zehntelsekunden aufs Podest. «Es war ein Kampf vom Start bis ins Ziel», beschrieb Meillard im SRF, «ich war ständig auf der Suche nach dem Gefühl. Eine Medaille liegt noch drin, aber ich muss einige Sachen korrigieren und von oben bis unten angreifen.» Der 2. Lauf beginnt um 13.30 Uhr.
In den sechs Weltcup-Riesenslaloms des Winters hatte das Schweizer Team vollends überzeugt: In jedem Rennen stand ein Fahrer auf dem Podest. Odermatt reiste mit den Plätzen 1, 2 und 3 (zwei Mal) in die Dolomiten, Caviezel, Murisier und Meillard schafften es jeweils ein Mal auf Rang 3.
«Ich kam nicht hierhin, um Zehnter zu werden», sagte Murisier und machte so klar, dass man riskieren muss, um etwas erreichen zu können. «Dennoch muss ich sagen: ‹Kopf hoch!› Im vergangenen Jahr war ich zu dieser Zeit nicht einmal in den Top 25 der Welt», so der in der Vergangenheit oft von Verletzungen geplagte Walliser. Gino Caviezel, der schon in der Super-Kombination und im Parallelrennen Enttäuschungen wegstecken musste sagte: «Das ist sehr, sehr bitter. Es ist für mich eine WM zum Vergessen.» Er brauche nun etwas Abstand vom Ski-Zirkus, ehe er sich dem Rest der Saison widmen werde.
In Führung liegt Topfavorit Alexis Pinturault. Der Franzose knöpfte Luca De Aliprandini vier Zehntel ab, Rang 3 bei Halbzeit belegt Alexander Schmid aus Deutschland.
Sollte es nicht mit Meillards dritter Medaille an dieser WM klappen, kann sich die Ski-Schweiz vielleicht immerhin mit einem «halben» Schweizer freuen: Der Italiener De Aliprandini ist der langjährige Lebenspartner von Olympiasiegerin Michelle Gisin.
Der zweite Zwischenrang sei «auch für mich eine Überraschung», so De Aliprandini auf Schweizerdeutsch im Interview. «In den letzten Wochen hatte ich Schwierigkeiten im Training und mit dem Servicemann häufig Diskussionen übers Material. Aber heute funktionierte es. Ich habe nicht alles perfekt gemacht, aber das war ein guter Lauf.»
Die Ausfallquote war im Übrigen nicht nur im Schweizer Team hoch. Von den 100 Gestarteten sahen nur 62 das Ziel. Der mexikanische Evergreen Hubertus von Hohenlohe scheiterte bei seiner 19. WM-Teilnahme. Am meisten Zeit auf Pinturault büsste Calcy Ning-Chien Tang aus Taipeh ein: Er war knapp 42 Sekunden langsamer als der Franzose.
Meillard ebenfalls sackstark!
Schade um Odermatt, wäre Pinturault wohl am nächsten gekommen wenn er denn durchgekommen wäre.