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Valora-Käufer Daniel Rodriguez verrät seine Strategie

«Brezelkönig-Filialen in Mexiko? Wieso nicht!» – Valora-Käufer verrät seine Strategie

Daniel Rodriguez ist Chef vom Handelsriesen Femsa mit 320'000 Angestellten und 25'000 Filialen. Nun möchte er den Schweizer Kiosk-Konzern Valora kaufen. Im Interview sagt er, was er sich davon verspricht und weshalb er vor Migros und Coop keine Angst hat.
06.07.2022, 10:35
Benjamin Weinmann / ch media
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Femsa-Chef Daniel Rodriguez will dank der Valora-Übernahme nach Europa expandieren.
Femsa-Chef Daniel Rodriguez will dank der Valora-Übernahme nach Europa expandieren.

Was haben Sie an einem Schweizer Kiosk zuletzt gekauft?
Daniel Rodriguez: Ein Sandwich und eine Zeitung. Jedes Mal, wenn ich nach Europa reise, kaufe ich mir deutsche Zeitungen, weil sie gut sind und ich früher in Chile auf eine deutsche Schule ging.

Dabei haben die Valora-Kioske immer weniger Zeitungen in den Regalen!
Mag sein, aber ich bin diesbezüglich altmodisch. Ich mag gedruckte Zeitungen. Andererseits muss sich Valora natürlich den Konsumtrends anpassen, und viele Leute konsumieren die News nun mal online.​

Ihr Übernahmeangebot hat viele Brancheninsider überrascht. Was haben denn der mexikanische und der Schweizer Detailhandel gemeinsam?
In beiden Ländern geht es darum, die Kundennachfrage zu bedienen. In Mexiko werden mehr Tacos gegessen, in der Schweiz mehr Bretzel und Sandwiches. Aber das Grundbedürfnis nach Convenience, also der praktischen Verpflegung für unterwegs, ist das gleiche.

2012 übernahm Valora die deutsche Ditsch-Grossbäckerei, die einige Jahre zuvor die Schweizer Kette Brezelkönig gekauft hatte. Heute zählt Valora rund 60 Brezelkönig-Filialen.
2012 übernahm Valora die deutsche Ditsch-Grossbäckerei, die einige Jahre zuvor die Schweizer Kette Brezelkönig gekauft hatte. Heute zählt Valora rund 60 Brezelkönig-Filialen.bild: keystone

Und wieso haben Sie sich gerade für den Schweizer Markt entschieden? Haben Sie keine Angst vor dem Duopol Migros-Coop, das den Markt nach wie vor dominiert?
Nein. Wir stellen uns unseren Konkurrenten und sind uns Wettbewerb gewohnt. Valora hat sich bisher sehr erfolgreich im Markt behauptet und wird diese beiden Händler im Convenience-Bereich demnächst sogar überholen.​

Aktuell zählt Valora rund 2700 Verkaufsstandorte mit seinen Formaten wie K-Kiosk, Avec oder Backwerk. Nun möchten Sie das Wachstum beschleunigen. Was heisst das konkret?
Wir möchten in den bestehenden Märkten neue Geschäfte eröffnen, aber auch in neue Länder gehen. Valora ist für uns das Eingangstor für unsere Wachstumspläne in Europa. Noch haben wir keine konkrete Zielgrösse…

…aber die Zahl von 3000 Standorten, die in der Investoren- und Medienpräsentation zur Übernahme erwähnt wird, ist in den nächsten fünf Jahren realistisch?
Ja, sicher, oder sogar früher. Das kann über eigene Neueröffnungen geschehen, oder durch weitere Übernahmen. Dazu gehört auch, dass wir neue Stellen schaffen. In Südamerika eröffnen wir jährlich 1000 neue Shops mit 5 Angestellten. Das sind 5000 neue Stellen pro Jahr.

Auch in der Schweiz?
Klar, wenn sich Möglichkeiten ergeben. Aber der Schweizer Convenience-Markt ist nahe an der Sättigung. Deutschland hinkt hingegen noch etwas hinterher, dort ist das Wachstumspotenzial sicher deutlich grösser.​

Gehörten zum Valora-Imperium: Die Avec-Filialen an teuren Hochfrequenz-Lagen.
Gehörten zum Valora-Imperium: Die Avec-Filialen an teuren Hochfrequenz-Lagen.bild: keystone

Ist es denkbar, dass Sie Ihre mexikanischen Shop-Formate wie Oxxo hierzulande lancieren?
Eher nicht. Wir setzen lieber auf die lokal bekannten Formate, von denen Valora gleich mehrere besitzt. Mit diesen möchten wir der Marktleader in Europa werden.

Und umgekehrt? Brezelkönig-Filialen in Mexiko?
Wieso nicht? Wir stehen allen Optionen offen gegenüber. In Mexiko, aber vielleicht noch eher in anderen südamerikanischen Ländern, von denen viele eine grosse deutschstämmige Bevölkerung haben.​

Trotzdem: Synergien sind nicht wirklich erkennbar, und Femsa hat bisher keine Präsenz in Europa. Der Deal wirkt fast schon zufällig.
Das sehe ich völlig anders. Nochmals: In Südamerika haben wir bereits eine starke Präsenz und nun möchten wir in unserem Kerngeschäft einen Schritt weitergehen. Wir haben uns auch Convenience-Firmen in den USA angesehen, aber die sind praktisch alle an Tankstellen. Das ist nicht unsere Kompetenz. Wir bevorzugen Shops an Standorten wie Bahnhöfen, dort, wo die Leute tagtäglich verkehren und unterwegs konsumieren. Das bietet uns Valora. Mit unserem jeweiligen Know-how können wir uns gegenseitig helfen. (aargauerzeitung.ch)

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