Milliardendeal: Schweizer Kioskbetreiber soll an mexikanische Ladenkette gehen
Der Kiosk-Konzern Valora könnte schon bald in mexikanische Hände gelangen. So will der Detailhandels- und Getränkekonzern Femsa rund 1,1 Milliarden Franken für alle ausstehenden Valora-Aktien in bar bezahlen. Verwaltungsrat und Hauptaktionär Ernst Peter Ditsch unterstützt das Angebot.
Durch die Übernahme soll in Europa ein «führender und kompetitiver Player» im kleinflächigen Detailhandel entstehen, teilten die beiden Unternehmen am Dienstag gemeinsam mit. Die Valora-Marken wie k Kiosk, Brezelkönig, Press & Books, Caffè Spettacolo oder Backwerk würden weitergeführt. Der Hauptsitz bleibe am angestammten Ort in Muttenz und es seien auch keine negativen Auswirkungen auf Arbeitsplätze zu erwarten.
Weitere Expansion
Mit der Übernahme versucht Femsa, im europäischen Markt Tritt zu fassen. Das an der mexikanischen und der New Yorker Börse kotierte Unternehmen erzielte im Geschäftsjahr 2021 den Angaben zufolge einen Umsatz von 27 Milliarden US-Dollar – das sind 15 Mal mehr wie Valora im selben Jahr. Femsa betreibt nicht nur die Convenience-Shop-Kette Oxxo in Lateinamerika, sondern ist auch der weltweit grösste Franchise-Abfüller für Coca-Cola-Produkte und der zweitgrösste Aktionär der Heineken-Gruppe.
Valora selber will nach dem Zusammenschluss in der Schweiz die eingeschlagene Wachstumsstrategie beschleunigt fortsetzen. «Wir wollen das Wachstum des Sektors aktiv vorantreiben und können dabei von den Ressourcen von Femsa und ihrer grossen Erfahrung als führendem Detailhandelsunternehmen profitieren», lässt sich CEO Michael Mueller zitieren.
Am Markt kommen die Pläne von Femsa und Valora äusserst gut an. Händler sehen gute Chancen, dass das Vorhaben gelingen dürfte. Sollte die geplante Übernahme dann zustande kommen, könnten die beiden Unternehmen zudem ihre Ressourcen bündeln, das europaweite Netzwerk ausbauen und das Know-How, insbesondere in der Digitalisierung, ausbauen, heisst es am Markt. Die Aktien von Valora steigen um 09.25 Uhr um 50 Prozent auf 256,50 Franken. Derweil gewinnt der Gesamtmarkt gemessen am SPI 0,23 Prozent. (awp/sda)
Dekotierung geplant
Der von Femsa offerierte Kaufpreis von 260 Franken je Valora-Aktie bedeutet einen Aufschlag von 52 Prozent gegenüber dem gestrigen Schlusskurs. Allerdings hatten die Titel im Zuge der Coronapandemie deutlich an Wert eingebüsst. Anfang 2020 hatten die Aktien noch rund 270 Franken gekostet.
Der Verwaltungsrat stehe «einstimmig» hinter dem Angebot und auch Hauptaktionär Hans Peter Ditsch, der aktuell einen Anteil von knapp 17 Prozent hält, habe seine Unterstützung zugesichert, heisst es weiter. Der Vollzug der Transaktion wird für Ende September oder Anfang Oktober 2022 erwartet. Anschliessend soll Valora von der Schweizer Börse dekotiert werden.
Auf Stufe EBIT geht das Unternehmen davon aus, die Prognose für das Gesamtjahr 2022 erfüllen zu können. Im Februar war ein EBIT von 70 Millionen Franken in Aussicht gestellt worden – mit einer möglichen Abweichung von 10 Prozent gegen oben und unten. (awp/sda)
