Vier Pflichtspiele, vier Siege. Für den FC Basel läuft zu Saisonbeginn alles wie am Schnürchen. Es scheint, als ob im Moment nichts die rot-blaue Glückseligkeit trüben könnte. Trainer Urs Fischer ist bereits nach wenigen Wochen in Basel angekommen. Die neuen Spieler haben sich bestens integriert. Die Mannschaft tritt souverän auf – egal, wer auf dem Platz steht.
Eine gewisse Rotation wird von den Profis offenbar akzeptiert. Als eine Debatte hätte aufkommen können, wieso Captain Matias Delgado in Poznan nur auf der Bank sass, wurde diese im Keim erstickt, weil sich der Argentinier am Samstag mit einer vorzüglichen Leistung gegen Sion (3:0) zum Mann des Spiels machte. Sion, das auf nationaler Ebene zu den grössten Herausfordern zählt, brach vor vier Tagen im St.-Jakob-Park unter dem Basler Dauerdruck zusammen. Fischer sagte zur Leistung seines Teams: «Wir sind förmlich explodiert.»
Das Selbstvertrauen innerhalb der FCB-Equipe scheint gegenwärtig unerschütterlich zu sein. Und bei all den Erfolgserlebnissen hat man das Gefühl, dass die Basler bislang noch keine Reserven anzapfen mussten. Für die Konkurrenz in der Super League muss dies frustrierend sein.
Für Urs Fischer ist vielleicht die grösste Aufgabe derzeit, dafür zu sorgen, dass beim FCB niemand abhebt. Dass ihm dies gelingt, ist ihm zuzutrauen. Er bringt selber eine gehörige Portion Demut mit. Fischer war auch als Spieler nie ein Blender. Nach dem jüngsten Sieg gegen Sion meinte er: «Wir müssen auf dem Boden bleiben. Im Fussball kann es schnell gehen.» Auf die Super League bezogen dürfe man jetzt sicher nicht das Gefühl haben, die Meisterschaft sei nach drei Spieltagen entschieden. Die viel versprechende Konstellation berge auch Gefahren, so Fischer. Er versprach am Samstag: «Ich werde schon schauen, dass wir mit der Situation so umgehen, wie es sich gehört.»
Fischer mag den perfekten Saisonstart auch deshalb nicht überschätzen, weil er sich bewusst ist, dass dem FCB in den ersten vier Ernstkämpfen vieles in die Karten gespielt hat. Hätte beispielsweise in Poznan der Schiedsrichter die Gastgeber bei der Penalty-Szene nicht mit einer roten Karte bestraft, wären die «Bebbi» möglicherweise nicht gleich mit einem komfortablen Zwei-Tore-Polster aus Polen zurückgekehrt. Ohne ihre Darbietung in Poznan abzuwerten: Den Baslern kamen im Hinspiel gegen Lech sicher ihre Routine und Cleverness zugute. Poznan zahlte als Aussenseiter in den Schlüsselszenen Lehrgeld. Lech hat ausserdem auch Mühe mit der Doppelbelastung. Der polnische Champion hat in der heimischen Meisterschaft zwei von drei Partien verloren.
Im Lager der Polen ist man sich im Klaren darüber, dass man heute im Rückspiel im St.-Jakob-Park (ab 20.15 Uhr) fast ein Wunder braucht, um den Traum von der Champions-League-Teilnahme weiterleben zu lassen. Um in der Qualifikation zur Königsklasse noch Optionen zu haben auf den Einzug in die Playoffs, muss Lech in Basel mindestens drei Tore erzielen. Diese Hürde ist extrem hoch. Positiv könnte sich für Poznan auswirken, dass es nun völlig befreit auftreten kann: Zu verlieren haben die Polen gar nichts mehr. (ram/si)