Schweiz
Justiz

Bundesgericht will Brian nicht aus der Einzelhaft entlassen

Bundesgericht will Brian nicht aus der Einzelhaft entlassen

15.09.2021, 12:0015.09.2021, 15:23
Mehr «Schweiz»
ARCHIVBILD ZUM URTEIL DES ZUERCHER OBERGERICHTS IM FALL CARLOS, AM MITTWOCH, 16. JUNI 2021 - Portraitzeichnung des Haeftlings Brian (bekannt als Carlos). Die Anwaelte von Carlos, der mittlerweile auch ...
Brian bleibt in Einzelhaft.Bild: keystone

Auch im Nachhinein wird Brian, der als «Carlos» bekannt wurde, nicht aus der Einzelhaft entlassen: Das Bundesgericht hat entschieden, auf seine Beschwerde gar nicht erst einzutreten.

Die Beschwerde war rein formell. Hätte das Bundesgericht Brian Recht gegeben, wäre sogar unklar gewesen, was das eigentlich bedeutet hätte. Der junge Straftäter verlangte nämlich, dass er für die drei Wochen zwischen dem Gerichtsprozess vor dem Zürcher Obergericht und der mündlichen Urteilseröffnung aus der Einzelhaft entlassen wird.

Diese drei Wochen waren jedoch zwischen dem 26. Mai und dem 16 Juni - sie sind also längst vorbei. Das Obergericht hatte damals während des Prozesses nach kurzer Beratung entschieden, Brian auch für diese drei Wochen nicht aus der Einzelhaft zu entlassen.

Seine Anwälte, welche Brians Haftregime als Folter bezeichnen, wollten dies nicht akzeptieren und zogen erfolgreich vor Bundesgericht, weshalb die Beschwerde erneut in Zürich landete. Nachdem das Obergericht ein zweites Mal ablehnte, zogen die Anwälte die Beschwerde erneut nach Lausanne, wo sie nun ihr Ende fand.

Das Bundesgericht erlässt Brian aber immerhin die Gerichtskosten, wie aus dem Urteil hervorgeht. An seinem Haftregime in Einzelhaft ändert sich bis auf Weiteres aber nichts.

Noch hängig ist das Bundesgerichtsurteil im eigentlichen Strafverfahren gegen Brian, weil er Gefängnismitarbeitende angegriffen haben soll. Auch in diesem Zusammenhang verlangen seine Anwälte, ihn bis zum rechtskräftigen Urteil aus der Einzelhaft zu entlassen und in den ordentlichen Vollzug zu integrieren.

Bund soll «seriös untersuchen»

Brians Haftbedingungen sind mittlerweile auch Thema beim Uno-Sonderberichterstatter für Folter, Nils Melzer. Dieser hatte beim Bund Antworten wegen der seit mehr als drei Jahre andauernden Einzelhaft von Brian verlangt.

Melzer erhielt aber nur eine Stellungnahme der Zürcher Behörden, welche ausführlich darlegten, welche Kontakt- und Beschäftigungsmöglichkeiten Brian geboten würden. So könne Brian beispielsweise telefonieren und Besuch empfangen.

Melzer wandte sich daraufhin erneut an den Bund und forderte eine «seriöse Untersuchung» und dass die Haftbedingungen so rasch als möglich «an die völkerrechtlichen Mindeststandards angepasst werden». Die Antwort des Bundes steht noch aus.

Urteil 1B_462/2021 (aeg/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
37 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Heimweh Berner
15.09.2021 12:43registriert März 2017
Er sollte mal sein Verhalten an Menschen rechtliche Standarts anpassen. Würde als Mithäftling mit so einem gewalttätigen Menschen nicht ruhig schlafen können.
Aktion = Reaktion.
Er hat mehrmals gezeigt wie gewalttätig er ist, gegenüber Wärtern, Mitinsassen und auch sonst. Brände legen.....Therapie verweigern etc....
618
Melden
Zum Kommentar
avatar
Amarillo
15.09.2021 14:51registriert Mai 2020
Vielleicht hätte man schon vor 4 oder 5 "letzte_Chance_Gnade_vor_Recht_er_ist_halt_noch_jung"-Momenten die Frage stellen müssen: Wie viele letzte Chancen und Möglichkeiten braucht es noch? Es ist ja nicht so, dass Carlos, Brian (oder welcher Künstlername aktuell auch immer geführt wird) der einzige etwas schwierigere Kunde im CH-Strafvollzug (gewesen) wäre. Ein solches Theater, derartige Gewaltexzesse und null Respekt vor der Gesundheit der Mitmenschen ist aber nur von ihm bekannt. Von wegen Menschenrechte: Die gelten auch für die vergangenen und zukünftigen Opfer von Carlos
534
Melden
Zum Kommentar
avatar
Joe Hill
15.09.2021 13:48registriert Dezember 2015
Und täglich grüsst das asoziale Element. Kann man die Brian/Carlos-Akte bitte endlich abschliessen?
4414
Melden
Zum Kommentar
37
Zufriedenheit in Beziehungen: Wer an Schicksal glaubt, ist unzufriedener

Schicksal oder harte Arbeit: Bei Menschen, die glauben, füreinander bestimmt zu sein, nimmt die Zufriedenheit in einer Beziehung laut einer Basler Studie schneller ab als bei jenen, die glauben, dass Beziehungen durch Arbeit mit der Zeit wachsen.

Zur Story