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Eskalation in Hongkong: Polizei droht mit scharfer Munition

Protestors hurl molotov cocktails as armored police vehicles approach their barricades on a bridge over a highway leading to the Cross Harbour Tunnel in Hong Kong, Sunday, Nov. 17, 2019. A Hong Kong p ...
Der Einsatz von Molotow-Cocktails führte zu einem grossen Brand in der Innenstadt von Hongkong.Bild: AP

Eskalation in Hongkong: Polizei droht mit scharfer Munition ++ grosser Brand vor Uni

Bei der neuen Welle der Gewalt in Hongkong ist es in der Nacht zu Montag zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Mehrere Menschen wurden festgenommen. Vor der Polytechnischen Universität entfachten Demonstranten einen Brand.
18.11.2019, 03:4718.11.2019, 06:44
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Am Montagmorgen herrschte zunächst angespannte Ruhe. Doch versammelten sich wieder vermummte und schwarz gekleidete Demonstranten auf den Strassen der chinesischen Sonderverwaltungsregion und bauten Strassensperren. Ein Grossaufgebot von Sicherheitskräften wurde mobilisiert. Dutzende junge Leute wurden festgenommen. Die Polizei warnte vor dem Einsatz von Tränengas.

In this Sunday, Nov. 17, 2019, photo, an armored police truck tries to breach a barricade outside the Hong Kong Polytechnic University in Hong Kong. Fiery explosions were seen early Monday as Hong Kon ...
Ein gepanzerte Truck der Polizei versucht, die Barrikaden vor der Polytechnischen Universität zu druchbrechen. Bild: AP

Bei der Belagerung der Polytechnischen Universität war die Lage in der Nacht eskaliert, als radikale Aktivisten Brandsätze warfen und Feuer legten. Die Polizei unternahm nach Medienberichten am frühen Morgen einen Versuch, auf das Gelände vorzudringen und machte auch Festnahmen.

Office chairs burn after police try to storm the Hong Kong Polytechnic University in Hong Kong Monday, Nov. 18, 2019. Fiery explosions were seen early Monday as Hong Kong police stormed into a univers ...
Brennende Stühle vor der Polytechnischen Universität.Bild: AP

Die Demonstranten wollten mit den Brandsätzen einen Polizeieinsatz an der Universität abwehren, wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP vor Ort berichteten. Die Sicherheitskräfte haben Hunderte von Demonstranten umzingelt, die sich seit Sonntagabend an der Polytechnischen Universität von Hongkong verschanzt haben.

Demonstranten flüchteten

Einem Teil der Demonstranten sei es später gelungen, trotz des Einsatzes von Tränengas durch die Polizei das Gelände zu verlassen und zu flüchten, während sich andere in die Universität zurückgezogen hätten.

«Die Konfrontation ist vorerst ausgesetzt», sagte der demokratische Abgeordnete Ted Hui, der seit Sonntag mit den Studenten ausharrte, am Morgen der Zeitung. «Die Polizei kann nicht reinkommen, aber die Demonstranten können auch nicht raus.»

«Mit rein friedlichem Protest werden wir unser Ziel nicht erreichen»

Die Polizei bestritt, das Gelände «gestürmt» zu haben. Eine Erklärung sprach gleichwohl von einem anhaltenden Einsatz, um Demonstrationen aufzulösen und Festnahmen zu machen.

«Aufrührer, die sich auf dem Gelände versammelt haben, legten Feuer und richteten schwere Schäden an», teilte die Polizei mit. «Explosivstoffe, brennbare Materialien und gefährliche Güter stellen dort auch eine Gefahr für alle dar.» Die Polizei fordere jeden auf, das Universitätsgelände zu verlassen.

Protesters holds up a message to journalists as they prepare for police action against Hong Kong Polytechnic University in Hong Kong Monday, Nov. 18, 2019. Fiery explosions were seen early Monday as H ...
Ein Aufruf an die USA und Grossbritannien, aufgenommen am Montag vor der Polytechnischen Universität.Bild: AP

Die Hochschulen der chinesischen Sonderverwaltungsregion hatten sich vergangene Woche zu einem neuen Brennpunkt der seit fünf Monaten anhaltenden Proteste entwickelt. Seit Sonntag wurden nach Angaben der Behörden 38 Menschen verletzt, davon fünf schwer.

Am Montag drohten in den Strassen der asiatischen Finanz- und Wirtschaftsmetropole neue Zusammenstösse. Schwarz vermummte Aktivisten bauten neue Barrikaden und warfen Steine auf Autos, wie es in Medienberichten hiess.

Vermummungsverbot «verfassungswidrig»
Das Vermummungsverbot in Hongkong ist nach einem Urteil des Obersten Gerichts «verfassungswidrig». «Die Beschränkungen, die das Verbot für die Grundrechte impliziert, gehen weiter als notwendig», teilte das Oberste Gericht der chinesischen Sonderverwaltungszone mit. Angesichts der Massenproteste hatte die Regierung Hongkongs Anfang Oktober auf ein Notstandsgesetz aus der britischen Kolonialzeit zurückgegriffen und ein Vermummungsverbot verhängt.

Seit 24 Wochenenden in Folge

Allein im Stadtviertel Tsim Sha Tsui wurden rund 100 Personen festgenommen, berichtete die «South China Morning Post». Die Polizei habe mitgeteilt, sie seien von der Polytechnischen Universität geflüchtet, hätten Strassen blockiert oder sich illegalerweise versammelt.

Die Proteste in Hongkong dauern bereits seit 24 Wochenenden in Folge an und richten sich gegen die Regierung, harsches Vorgehen der Polizei sowie den wachsenden Einfluss der kommunistischen Pekinger Führung.

Mehr Bilder von den Krawallen in Hongkong

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Die neuesten Bilder von den Krawallen in Hongkong
Die Demonstranten setzten Pfeil und Bogen ein.
quelle: ap / kin cheung
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Hongkonger Demokratie-Aktivist Wong rechtfertigt Einsatz von Gewalt

Seit der Rückgabe 1997 an China wird die frühere britische Kronkolonie nach dem Grundsatz «ein Land, zwei Systeme» unter chinesischer Souveränität autonom regiert.

Die sieben Millionen Hongkonger geniessen – anders als die Menschen in der kommunistischen Volksrepublik viele Rechte wie Versammlungs- oder Meinungsfreiheit, um die sie jetzt aber fürchten.

FILE - In this Sept. 11, 2019, file photo, Hong Kong activist Joshua Wong addresses the media during a press conference in Berlin, Germany. Wong on Tuesday said Hong Kong authorities have disqualified ...
Joshua Wong sieht die Gewalt als Mittel zum Zweck.Bild: AP

Der bekannte Wortführer der Proteste, Joshua Wong, verteidigte Gewalt von Demonstranten. «Mit rein friedlichem Protest werden wir unser Ziel nicht erreichen», sagte Wong der «Süddeutschen Zeitung» vom Montag. «Allein mit Gewalt allerdings auch nicht. Wir brauchen beides.» (sda/dpa/afp)

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Der Tag nach den heftigsten Protesten in Hongkong
Video: srf
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17 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hzwo
18.11.2019 07:20registriert April 2019
Ich hab "Pyrotechnische Universität" gelesen.
9610
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Donald
18.11.2019 08:40registriert Januar 2014
Hat die offizielle Schweiz keine Meinung dazu?
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