Ein Jahrzehnt lang Spieler bei den Los Angeles Dodgers, den California Angels, den San Diego Padres, den New York Mets und den Seattle Mariners. Dann lange Zeit Manager bei den Texas Rangers, den New York Mets, den Boston Red Sox, zwischendurch einige Jahre in Japan, später TV-Experte. Baseball ist das Leben von Bobby Valentine.
Im Sommer 1999 ist Valentine der Trainer der New York Mets, als diese zuhause auf die Toronto Blue Jays treffen. Die Partie ist eine enge Kiste, beim Stand von 3:3 befindet sie sich in der Verlängerung, im 12. Inning, als sich der Head Coach mit den Schiedsrichtern anlegt. Diese haben gegen die Mets entschieden, was Valentine nicht akzeptiert.
«Ich habe mein ganzes Leben lang das Regelwerk gelesen, aber was mir der Schiedsrichter da erzählt hat, davon hatte ich noch nie gehört. Also ging ich raus, um mit ihm zu sprechen», erinnert sich Valentine Jahre später bei ESPN. «Ich fragte ihn, ob ich für das, was ich denke, rausgeworfen werden könne und er verneinte. Dann sagte ich, was ich dachte – und er warf mich raus.»
Valentine begibt sich in die Kabine, wo sich seine zwei Spieler Orel Hershiser und Robin Ventura aufhalten. Sie fragen ihn, was er denn in der Kabine mache, er werde doch im Dugout (der Bank) benötigt. «Ich darf da nicht mehr hin», sagt ihnen Valentine.
Da haben die beiden Spieler eine Idee. «Robin warf mir eine Mütze zu, Orel drückte mir eine Sonnenbrille in die Hand und sagte: ‹Zieh diese Sachen an und deine Jacke aus, dann erkennt dich keiner.›» Der Trainer merkt an, dass die Sonnenbrille bei einem Nachtspiel doch auffalle, doch die Spieler drängen ihren Boss dazu, es einfach zu tun.
«Ich habe dann noch diese Aufkleber gesehen, die man fürs Spiel unter die Augen klebt. Ich nahm zwei und klebte sie mir als Schnauz auf die Oberlippe. Als ich meine beiden Spieler anschaute, meinten sie, dass niemals jemand etwas bemerken würde.» Und so macht sich Bobby Valentine vermeintlich inkognito auf in Richtung Bank.
Die Kappe tief in die Stirn gezogen, kauert Valentine im Dugout, etwas geschützt von Orel Hershiser. Doch die Farce fliegt auf, die Fernseh-Kameras erfassen und die Kommentatoren bemerken ihn. Das Spiel ist bald darauf vorbei, die New York Mets gewinnen es 4:3. Bobby Valentine eilt aufs Feld, um mit den Spielern abzuklatschen.
«Die Schiedsrichter haben gelacht, als sie mich so gesehen haben», schildert Valentine. Die Liga findet es weniger lustig. Er kassiert eine Busse von 5000 Dollar und zwei Spielsperren. Immerhin verlieren die Mets nicht forfait. «Ich habe wirklich nicht gedacht, dass dies Konsequenzen haben würde. Es wurde eine ziemlich grosse Sache daraus gemacht, ich sollte gar gefeuert werden.»
Bobby Valentine behält seinen Job, noch bis 2002 bleibt er Manager der Mets. 2005 wird er mit den Chiba Lotte Marines japanischer Meister – doch am meisten in Erinnerung bleibt von ihm die Verkleidung an einem Sommerabend 1999 in New York. «Ich habe in meinem Leben eine Menge Dinge getan, die irgendwie wichtig waren. Aber wahrscheinlich werde ich nichts häufiger gefragt als: ‹Hey, wo sind dein Schnurrbart und deine Brille?›»