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Aktivisten: Mindestens 384'000 Tote im Syrien-Konflikt

FILE - In this Nov. 22, 2019 file photo, people attend the funeral of Said Abdel Ahad, a Christian fighter of the Syriac Military Council, in Hassakeh, Syria. Ahad was killed in a Turkish offensive ne ...
Verstörte Menschen bei einer Beerdigung in Syrien. Bild: AP

Aktivisten melden: Mindestens 384'000 Tote im Syrien-Konflikt – darunter 22'000 Kinder

14.03.2020, 15:51
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Seit Beginn des Syrien-Konflikts im März 2011 sind nach Angaben von Aktivisten mindestens 384'000 Menschen in Syrien getötet worden. Unter den Todesopfern seien mehr als 116'000 Zivilisten, darunter rund 22'000 Kinder und 13'000 Frauen, teilte die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Samstag mit.

Nach Angaben der Beobachtungsstelle sind unter den Toten mehr als 129'400 Kämpfer, die den syrischen Machthaber Baschar al-Assad unterstützten, darunter knapp 1700 Angehörige der pro-iranischen Schiitenmiliz Hisbollah. Zudem wurden demnach mehr als 70'600 Oppositionskämpfer sowie rund 67'300 Dschihadisten getötet.

Der Syrien-Konflikt hatte im März 2011 mit Protesten gegen Assad begonnen, die von der Führung in Damaskus mit Gewalt niedergeschlagen wurden. Dies führte zu einem das ganze Land erfassenden Krieg, in den sich nach und nach zahlreiche ausländische Mächte und Staaten einschalteten. Die Vereinten Nationen bezeichneten den Syrien-Konflikt im Jahr 2017 als die «schlimmste vom Menschen verursachte Katastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg».

FILE - In this April 16, 2018, file photo, people stand in front of damaged buildings, in the town of Douma, near Damascus, Syria. In its ninth year, many Syrians fear their country’s unresolved war ...
Zerstörte Häuser in Syriens Hauptstadt Damaskus.Bild: AP

Der Krieg hat die syrische Wirtschaft lahmgelegt und mehr als elf Millionen Syrer in die Flucht getrieben. Menschenrechtsorganisationen prangern immer wieder Menschenrechtsverletzungen durch die syrische Regierung an, darunter tödliche Angriffe mit Chemiewaffen, Folter sowie willkürliche Festnahmen. Doch auch die weiteren Konfliktparteien würden sich gemäss der Hilfsorganisation World Vision nicht an die Menschenrechte halten (siehe Infobox).

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte hat ihren Sitz in Grossbritannien und stützt sich auf ein Netzwerk von Informanten in Syrien. Ihre Angaben sind von unabhängiger Seite oft kaum zu überprüfen.

FILE - In this Feb. 11, 2020, file photo, Syrian government helicopter is shot by a missile in Idlib province, Syria. Syria’s civil war has long provided a free-for-all battlefield for proxy fighter ...
Ein von einer Rakete getroffener Helikopter der syrischen Regierung.Bild: AP
World Vision sieht in Syrien Kriegsverbrechen von allen Seiten
In der nordsyrischen Konfliktregion Idlib begehen nach Einschätzung der Hilfsorganisation World Vision alle Seiten Kriegsverbrechen. Keine Konfliktpartei halte sich an internationales humanitäres Recht, sagte deren Syrien-Koordinatorin Marianna von Zahn am Samstag im Deutschlandfunk. Zwar seien die Luftangriffe derzeit zurückgegangen, doch die Menschen hätten Angst, in ihre Städte und Häuser zurückzukehren, weil sie dem Waffenstillstand nicht trauten.

Viele Binnenflüchtlinge in der Region lebten in Lagern. Im Winter seien viele Menschen in improvisierten Lagern erfroren, sagte von Zahn. Die kommende Regenzeit werde die Camps überfluten und den Menschen wieder alles nehmen.

Das Gesundheitssystem sei zusammengebrochen. Derzeit gelangten Hilfsgüter über zwei Uno-kontrollierte Grenzübergange nach Idlib. Die medizinische Versorgung werde hauptsächlich von Hilfsorganisationen geleistet. Es gebe zwar auch mobile Ambulanzen in schwer zugänglichen Gegenden, doch es herrsche Mangel an Medikamenten und Personal.

Idlib ist ausserhalb der von Kurden beherrschten Gebiete das letzte grosse Gebiet Syriens, das nicht von der Regierung kontrolliert wird. In der vergangenen Woche hatten die Präsidenten Russlands und der Türkei, Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdogan, eine Waffenruhe für Idlib vereinbart. Die Türkei unterstützt in dem Konflikt Rebellen, Russland die Regierung. (rst/sda/dpa)
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13 Gesichter von syrischen Flüchtlings-Kindern: Wo ist meine Zukunft?
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13 Gesichter von syrischen Flüchtlings-Kindern: Wo ist meine Zukunft?
Zahra Mahmoud, 5 Jahre, aus Deir el-Zour, Syrien. Die Hälfte der fast 5 Millionen syrischen Flüchtlingen sind Kinder. Viele von ihnen leben wie Zahra unter prekären Verhältnissen in Flüchtlingscamps in Jordanien nahe der syrischen Grenze. Sie haben in ihrem Leben nichts anderes gesehen als Krieg und Flucht.
quelle: ap/ap / muhammed muheisen
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Video: srf
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15 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Coffeetime ☕
14.03.2020 18:28registriert Dezember 2018
Ich bin jetzt recht zynisch. Aber würde Syrien Hauptproduzent für WC-Papier sein, dann hätten viele Staaten schon eingegriffen.... aber es ist halt "nur" Syrien und ist weit weg. Deshalb geht es den Meisten am Allerwertesten vorbei. Siehe auch die Anzahl Kommentare.

Irgendwann muss aber etwas gemacht werden. Je früher desto besser. Wie kann so eine Situation überhaupt geduldet werden?
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izzygoing
14.03.2020 19:39registriert März 2019
Endlich wieder ein Beitrag zu Syrien. Im Moment dreht sich sonst alles nur um das Coronavirus. Ich hoffe sehr, dass diese sinnlose Gewalt endlich ein Ende findet. Aber solange gewisse Länder davon profitieren, ist dies wohl reine Utopie.
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Ueli_DeSchwert
14.03.2020 21:05registriert September 2018
Lesebeispiel: Im Syrien-Konflikt sind drei mal mehr Personen gestorben, als von Corona weltweit überhaupt infisziert wurden. Lass dir das mal auf der Zunge vergehen, das ist Wahnsinn.
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Mindestens 42 Tote bei Luftangriffen in Syrien

In Syrien sind bei schweren Luftangriffen in der Provinz Aleppo nach Angaben von Aktivisten mindestens 42 Menschen getötet worden. Unter den Todesopfern seien neben syrischen Armeeangehörigen auch mindestens sechs Mitglieder der libanesischen Hisbollah, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Grossbritannien am Freitag mit. Demnach galten die mutmasslich israelischen Angriffe einem Raketendepot der Schiitenorganisation Hisbollah.

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