Herr Weber, können Sie für Laien wie mich erklären, was da genau passiert ist?
Michael Weber: Unser Schulflugzeug, eine Piper Archer, hat nach dem Start ein Rad verloren, vermutlich weil ein Bolzen brach. Das ist zumindest der momentane Stand der Dinge.
Was für ein Bolzen war das denn?
Einer vom Fahrwerk selbst. Wahrscheinlich ist er aufgrund des Alters oder wegen Überbeanspruchung gebrochen.
Passierte das, als Ihr Flugschüler das erste Mal auf der Graspiste landen wollte?
Nein, das passierte bereits beim Start. Wir haben es nur nicht bemerkt. Beim ersten Landeversuch habe ich meinen Schüler angewiesen, nach rechts zu ziehen, weil das Flugzeug einen Linksdrall hatte. Wir wurden dann erst über Funk aufgeklärt.
Sie sagen das so unbekümmert. Kommt sowas öfter vor?
Nein. Soweit ich weiss, ist das der weltweit vierte Fall.
Haben Sie Piper danach kontaktiert?
Direkt nicht, nein. Aber nach so einem Vorfall gibt es immer eine Flugunfalluntersuchung. Falls sich dabei herausstellen sollte, dass es sich um einen Herstellungsfehler handelt, dann werden alle Flugzeugbesitzer informiert. Aber ich muss schon sagen: Tausende dieser Flugzeuge sind jeden Tag im Einsatz. Vier solcher Vorfälle sind also sehr, sehr wenig.
Umso mehr hätte ich Angst, wenn mir das passieren würde. Sie aber wirkten unglaublich cool. Oder trügt der Schein?
Nein. Man setzt sich in diesem Beruf mental mit solchen Sachen auseinander und ist sich bewusst, dass diese Dinge passieren können. In meiner Karriere habe ich auch schon viele alte Flugzeuge und Flugshows geflogen, auch da war ich immer mental für alles bereit. In dieser Situation bringt es einfach nichts, wenn man ausflippt. Man muss sich der Situation annehmen und das Beste daraus machen.
Ein bisschen nervös waren Sie aber schon.
Nervös ist das falsche Wort. Ich war angespannt und konzentriert.
Wie es wohl Ihrem Flugschüler ging?
Das kann ich nicht sagen. Es war bestimmt eine spezielle Situation für ihn. Aber ich hatte unglaublich Glück, ihn neben mir zu haben. Er hat souverän und besonnen reagiert.
Gab es Dinge, die man hätte besser machen können?
Die gibt es natürlich immer. Wir hätten der Feuerwehr sagen können, dass sie die Piste nassspritzen sollen, damit die Chance auf Funken geringer ist. Auch hätten wir den Feuerlöscher zur Hand nehmen können.
Was nehmen Sie aus der ganzen Geschichte mit?
Gute Frage. Gelernt habe ich nichts per se. Wichtig ist, dass man ruhig bleibt und mit der Checkliste arbeitet. Heutzutage kann man sich ja auch Hilfe holen, das Headset ist per Bluetooth auch mit meinem Telefon verbunden und so kann man einem Mechaniker oder sonst wem anrufen.
Also alles richtig gemacht. Ihr Schüler hat im Video mal im Handbuch nachgeschaut, ob es Instruktionen für eine einrädige Landung gibt und nichts gefunden. Ihr Fall könnte man nun doch dort aufnehmen.
Nein, ich denke nicht. Dafür sind diese Vorfälle zu selten. Aber im Flugsimulator kann man solche Situationen gut trainieren.
War das die erste gefährliche Situation, die sie erlebt haben?
Nein. Einmal lief der Motor eines Kunstflugzeugs nur noch mit der Hälfte der Zylinder, weil Zündkabel abgefallen sind. Mit den Oldtimer-Flugzeugen sind auch schon kuriose Dinge passiert.
👏
Sauber gelöst, sicher gelandet, Piste frei gehalten. Gratulation !!!