Die Polizei in Papua-Neuguinea hat am Mittwoch das Feuer auf eine Kundgebung regierungskritischer Studenten eröffnet. Durch die Schüsse seien in der Hauptstadt Port Moresby mindestens acht Menschen verletzt worden, drei von ihnen schwer.
Das berichtete der einheimische Fernsehsender EMTV. Australische Medien hatten am Mittwoch zunächst von vier Toten berichtet, aber der papua-neuguineische Regierungschef Peter O'Neill wies dies auf Facebook zurück. Es seien fünf Menschen verletzt worden.
Das Spital in der Hauptstadt Port Moresby berichtete der Nachrichtenagentur dpa von zehn Verletzten, zwei davon schwer. Von Todesopfern wisse er nichts, sagte ein Sprecher.
Mit einem Protestzug zum Parlamentsgebäude hatten die Studenten Druck auf den unter Korruptionsverdacht stehenden Ministerpräsidenten Peter O'Neill ausüben wollen, dessen Rücktritt sie fordern.
«In die Menge geschossen»
Aus Protest boykottieren die Studenten in dem verarmten pazifischen Inselstaat seit einem Monat den Unterricht. Einer der demonstrierenden Studenten berichtete im australischen Fernsehsender ABC über den Hergang der Ereignisse: «Sie haben Schüsse abgefeuert, sie haben direkt in die Menge geschossen», sagte der Student Gerald Peni. «Viele Studenten sind gestürzt, sie waren verletzt. Ich weiss nicht, wie viele Opfer wir jetzt haben.»
Der Papua-Fernsehsender EMTV berief sich in seiner Verletztenbilanz auf Spitalangaben. Der studentische Protestzug sei ausserhalb des Universitätsgeländes auf dutzende bewaffneter Polizisten gestossen, die das Feuer eröffnet hätten, berichtete EMTV. Vor dem Spital, in das die Verletzten eingeliefert worden seien, habe sich eine grosse Menschenmenge gebildet.
Aufruf zu Zurückhaltung
Die Aussenministerin des Nachbarlands Australien, Julie Bishop, rief alle Seiten zu Zurückhaltung auf. Das «Recht auf friedlichen und legalen Protest» müsse respektiert werden, sagte sie. Sie werde Kontakt zu ihrem Amtskollegen in Port Moresby aufnehmen. Ihre Regierung versuche zunächst, Details zu den Opfern in Erfahrung zu bringen.
Die Schüsse auf die Studenten stellen die jüngste Eskalationsstufe eines zweijährigen Konflikts dar. 2014 hatte die Justiz in Papua-Neuguinea einen Haftbefehl gegen Regierungschef O'Neill erlassen. Er steht im Verdacht, umgerechnet Millionen von Franken an Staatsgeldern für betrügerische Rechnungen einer Anwaltskanzlei ausgezahlt zu haben.
Als Reaktion auf den Haftbefehl entliess O'Neill den Polizeichef, den Generalstaatsanwalt und zahlreiche weitere Justiz- und Polizeiangehörige. Die Anti-Korruptionsbehörde löste er auf. Am Mittwoch sollte sich O'Neill im Parlament einem Misstrauensantrag der Opposition stellen.
Papua-Neuguinea ist das nächste Nachbarland Australiens im Nordosten und war einst australische Kolonie. Es ist der drittgrösste Inselstaat der Welt, hat aber nur sieben Millionen Einwohner und ist bitterarm. (sda/afp/dpa)