Für Unternehmen ist es so schwierig wie kaum je, Personal zu rekrutieren. Dies zeigte die Studie des Arbeitsvermittlers Adecco und der Universität Zürich, die diese Woche erschien. «Trotz einer abnehmenden Wachstumsdynamik aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Abschwächung ist der Fachkräftemangel um 24 Prozent gestiegen», heisst es dort.
Martin Meyer, Leiter von Adecco Deutschschweiz, spricht denn nicht einmal mehr von einem Fachkräfte-, sondern von einem allgemeinen Arbeitskräftemangel. Und er hat zwei Empfehlungen für Schweizer Unternehmen.
Erstens sollten die Unternehmen innovativ werden, um den schweizerischen Arbeitsmarkt besser zu nutzen. Und zweitens: Auch ausländische Arbeitskräfte sollen in Betracht gezogen werden.
Ein Blick auf«Stellananzeigen.de», ein grosses deutsches Portal für Job-Ausschreibungen, zeigt, dass sich Deutschschweizer Firmen durchaus um Bewerberinnen und Bewerber von ennet der Grenze bemühen. Bei einer Stichprobe diesen Donnerstag waren 29 Posten aufgeschaltet mit Arbeitsort Schweiz.
Die ausgeschriebenen Stellen richten sich an Personen verschiedenster Qualifikationen. So sucht ein Transportunternehmen in Basel jemand mit kaufmännischer Ausbildung, und die Berner Fachhochschule in Zollikofen eine Professorin oder einen Professor für das Fach forstliche Verfahrenstechnik.
Gleich mehrere Stellen sind in Domat/Ems im Kanton Graubünden zu besetzen. Die EMS-Chemie versucht in Deutschland drei Führungskräfte zu rekrutieren. EMS-Grivory sucht einen «CAE-Berechnungsingenieur für Kunststoffteile (m/w/d)» und je einen Projektleiter für Kunststoffanwendungen in den Bereichen Automobil und Industrie/Health Care.
Die Firma ist hauptsächlich im Besitz von SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher und ihren Schwestern Rahel und Miriam Blocher. Sie haben die Firma von ihrem Vater übernommen: SVP-Leader und Milliardär Christoph Blocher .
«EMS ist bestrebt, alle offenen Stellen mit Arbeitsort Domat/Ems mit Personen aus der Schweiz zu besetzen. Gelingt dies nicht, suchen wir Spezialisten auch im deutschsprachigen Ausland», äussert sich ein Sprecher auf Anfrage.
Noch etwas weiter geht Markus Blocher. Der Bruder von Magdalena Martullo ist ebenfalls in der Chemiebranche. Er führt das Unternehmen Dottikon SE im gleichnamigen Ort im Kanton Aargau. Die Firma wird künftig in Radiospots auf deutschen Sendern offene Stellen bewerben. «In Deutschland werden die Leute von uns im kommenden Jahr beschallt», sagte Blocher diese Woche an der Halbjahreskonferenz des Unternehmens laut «NZZ».
Zudem sollen deutsche Arbeitskräfte auch auf sozialen Medien umworben werden. Markus Blocher rechnet mit einer Rezession im Nachbarland samt Massenentlassungen und malt sich darum ein wachsendes Potenzial des deutschen Arbeitsmarktes aus.
Noch dringender als in der Chemie sind Fachkräfte übrigens im Gesundheitswesen und in Informatikberufen gesucht. Sie führen die Rangliste der betroffenen Branchen an. (aargauerzeitung.ch)