Er ist ein Macho wie aus dem Bilderbuch: Muskelbepackt, mit Lederweste, Schnauz und Dreitagebart. Am liebsten lässt er sich von mehreren nackten Frauen gleichzeitig «bedienen». Bis er einen Anruf erhält, auf zwei aggressiven Delfinen losreitet und die stimmfaule Jugend ins Wahllokal prügelt. Sein Name ist Voteman, und er ist der Star eines Cartoon-Clips, der in den sozialen Netzwerken für Furore sorgt.
Ziel des Videos ist es, junge Leute für die Wahl des EU-Parlaments am 25. Mai zu mobilisieren. Voteman habe einst selbst als junger Mann vergessen, an dieser Wahl teilzunehmen, heisst es. Bis er erkannt habe, dass er damit null Einfluss habe, nicht auf die Klimapolitik, auf die Verwendung von Chemikalien in Spielzeug, und schon gar nicht darauf, «wie viel Zimt in seinen geliebten Zimtschnecken steckt».
Der Clou an dem Clip: Er wurde nicht von einer Splitterpartei auf der verzweifelten Suche nach Wählern produziert. Es handelt sich um einen offiziellen Wahlwerbespot des Folketing, des dänischen Parlaments. «Wir wollen die ganz Jungen motivieren», sagte Parlamentspräsident Mogens Lykketoft gegenüber dänischen Medien.
@captain_europe @euromec23 a bit too sexist to my liking, yes message important, but tries too hard and falls flat. #voteman
— Karen Melchior (@karmel80) 12. Mai 2014
Die Reaktionen auf das Macho-Video allerdings waren durchzogen. Vor allem Politikerinnen bezeichneten es als peinlich und sexistisch. «Die Botschaft ist wichtig, aber Voteman ist zu bemüht und kommt flach heraus», twitterte etwa Karen Melchior, eine Kandidatin der liberalen Venstre-Partei für das EU-Parlament.
Inzwischen scheinen die Macher kalte Füsse bekommen zu haben. Am Dienstag war der Clip auf dem offiziellen YouTube-Kanal des Parlaments plötzlich gesperrt. Natürlich kursierte er da längst auf anderen Kanälen im Internet.
Das EU-Parlament hat im übrigen ebenfalls ein Video produziert, mit dem Neuwähler an die Urne gebracht werden sollen. Nicht so krass wie Voteman, aber sehr professionell gefilmt:
(pbl)