Eins muss man Donald Trump lassen: Kaum ein Politiker nutzt die sozialen Medien so meisterhaft wie er. Der US-Präsident versteht es, seine Wähler im Netz zu mobilisieren wie kein anderer. Neben Twitter , wo der US-Präsident regelmässig zu Attacken gegen seine Gegner ausholt, zählt Facebook zu den wichtigsten Instrumenten seines Wahlkampfs. Angesichts des drohenden Amtsenthebungsverfahrens soll das Wahlkampfteam allein in einer Woche mehr als 700'000 US-Dollar für Facebook-Anzeigen ausgegeben haben, berichtet Axios.
Jetzt haben Trumps Berater offenbar eine neue Möglichkeit zur Wählermobilisierung im Netz entdeckt: den Live-Streamingdienst Twitch. Mehrere Medien, darunter die Nachrichtenagentur Reuters berichten von dem verifizierten Kanal des Präsidenten, der quasi über Nacht auf Twitch auftauchte. Dem Account folgen inzwischen etwa 38'500 User.
Das Unternehmen gehört zu Amazon und ist vor allem in der Gaming-Szene bekannt. Die Nutzer können sich beim Zocken filmen oder gegenseitig dabei zusehen. Es gibt aber auch Kanäle, die sich mit Themen wie Sport, Musik oder Politik beschäftigen. Twitch hat nach eigenen Angaben 15 Millionen Nutzer.
Die Plattform war zuletzt im Zuge des Attentats in Halle in die Schlagzeilen geraten: Der Täter hatte seinen Angriff gefilmt und auf Twitch übertragen. Das Video wurde zwar gemeldet und daraufhin entfernt, es geistert jedoch weiterhin durchs Netz.
Trump will die Plattform offenbar nutzen, um seine Fans vor seinen Wahlkampfveranstaltungen zu mobilisieren. Eine entsprechende Videobotschaft vor einem Auftritt in Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota am Donnerstag wurde laut Engadget von mehr als 12'000 Nutzern gesehen.
Trumps Twitch-Beitritt sorgt insofern für Verwunderung, da der US-Präsident mit Amazon im Clinch liegt . Amazon-Chef Jeff Bezos ist auch Eigentümer der « Washington Post », die sehr kritisch über Trumps Präsidentschaft berichtet. Gleichzeitig bietet Twitch eine für Trumps Wahlkampf interessante Funktion: Nutzer können während eines Live-Streams per Klick Geld spenden.
Twitch selbst hat sich zu seinem jüngsten prominenten Nutzer noch nicht geäussert. Ähnlich wie Twitter könnte die Plattform jedoch von dem Neuzugang profitieren, wenn sich Nutzer anmelden, um dem US-Präsidenten zu folgen.
Trump ist übrigens nicht der erste US-Politiker auf Twitch: Auch der demokratische Präsidentschaftskandidat Bernie Sanders sowie die junge Kongressabgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez sind auf der Plattform mit einem Kanal vertreten.
(pls/str/t-online.de)
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