Die Internetseiten von Kanzleramt und Bundestag in Berlin sind am Mittwoch durch einen schweren Hackerangriff stundenlang lahmgelegt worden. Zu der Attacke bekannte sich eine prorussische Hacker-Gruppe aus der Ukraine namens CyberBerkut.
Sie begründete ihr Vorgehen mit der deutschen Unterstützung für den ukrainischen Ministerpräsidenten Arseni Jazenjuk, der nach einem Treffen mit Bundespräsident Joachim Gauck an diesem Donnerstag auch Bundeskanzlerin Angela Merkel treffen will.
Die deutsche Regierung will unter anderem Kreditgarantien für Wiederaufbauprojekte in der umkämpften Ostukraine in Höhe von 500 Millionen Euro übernehmen. Im Wirtschaftsministerium wurde am Mittwochnachmittag eine entsprechende politische Vereinbarung unterzeichnet.
CyberBerkut erklärte, Jazenjuk wolle in Berlin neue Gelder erbitten, um damit den bewaffneten Konflikt in der Ostukraine fortzusetzen. Deutschland dürfe aber keine politische und finanzielle Unterstützung leisten für das «kriminelle Regime in Kiew», das einen blutigen Bürgerkrieg entfesselt habe.
Ein Cyber-Angriff in dieser Grössenordnung und über so viele Stunden ist eine neue Dimension. CyberBerkut war wiederholt mit politisch motivierten Netz-Attacken in Erscheinung getreten. Auch Internet-Seiten der NATO waren schon Ziel ihrer Angriffe.
Auf ihrer Website veröffentlichte die Gruppe zuletzt im November allem Anschein nach geheime Dokumente über eine militärische Unterstützung der Ukraine durch die USA. Nach eigenen Angaben war es der Gruppe gelungen, sie während eines Besuches von US-Vizepräsident Joe Biden in Kiew zu hacken.
Der Name erinnert an die aufgelöste ukrainische Sonderpolizei Berkut (Steinadler). Gegründet vor allem zur Verbrechensbekämpfung, traten die Einheiten auch bei den blutigen Zwischenfällen auf dem Unabhängigkeitsplatz (Maidan) in Kiew in Erscheinung. Über die Struktur von CyberBerkut ist nicht viel bekannt, die Mitglieder agieren weitgehend anonym. (feb/sda/dpa)