In der Öffentlichkeit wird Erdogans neuer Arbeitsplatz «Ak Saray» genannt, eine Anspielung auf die von ihm gegründete Regierungspartei «Ak Parti» - «Ak» bedeutet soviel wie weiss oder sauber. Doch genau das ist der Prachtbau nach Ansicht von Regierungskritikern nicht.
Erdogan setzte sich mit dem Bau über Gerichtsurteile hinweg, die einen Stopp des Projektes in einem eigentlich per Bauverbot geschützten Forstgelände aus der Zeit von Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk forderten. Noch immer laufen juristische Einsprüche gegen den Palast.
Erdogan lässt sich davon ebenso wenig beeindrucken wie von Vorwürfen, dass er mit Traditionen der Republik bricht. Seit Atatürks Zeiten war der «Rosa Palast» im Ankaraner Stadtteil Cankaya der Amtssitz des Präsidenten. Doch Erdogan ist der Palast zu mickrig. Die bisherigen Repräsentativbauten des Staates seien «der türkischen Republik nicht angemessen», sagte er vor seiner Wahl zum Staatspräsidenten.
Der «Ak Saray» mit tausend Zimmern und einer Gesamtfläche von mehreren hunderttausend Quadratmetern symbolisiert die von Erdogan propagierte Regionalmacht der «Neuen Türkei». Osmanische und seldschukische Motive bilden das Grundmuster der Verzierungen am Prachtbau.
Das Gebäude bietet zudem abhörsichere Besprechungszimmer, atombombensichere Befehlzentralen, einen Helikopter-Landeplatz sowie fünf Meter hohe Zimmer. Selbst einem Raketenangriff soll das Gebäude standhalten können. Solartechnik und Regenwasseraufbereitung machen aus dem «Ak Saray» ein hochmodernes Gebäude.
Nicht alle finden einen Besuch jedoch erstrebenswert. Die grösste Oppositionspartei, die säkulare CHP, will Erdogans Empfang zum Nationalfeiertag im «Ak Saray» am Mittwoch boykottieren. Mehrere regierungskritische Verbände haben zu einer alternativen Republiksfeier eingeladen. (whr/sda/afp)