Flüchtlinge: Hunderte Flüchtlinge durchbrechen Grenze nach Mazedonien

Flüchtlinge: Hunderte Flüchtlinge durchbrechen Grenze nach Mazedonien

22.08.2015, 18:04

Die mazedonische Grenzsperrung hat am Samstag dem Ansturm hunderter Flüchtlinge von Griechenland her nicht standgehalten. Auch ein erneuter Einsatz der Polizei hielt die vornehmlich syrischen Flüchtlinge nicht auf.

Trotz verschärfter Sicherheitsvorkehrungen waren am Samstag hunderte Flüchtlinge nach Mazedonien vorgedrungen. Sie durchbrachen am Nachmittag die mit Stacheldraht gesicherten Grenzabsperrungen und stürmten auf mazedonisches Staatsgebiet, wie ein AFP-Reporter berichtete. Auch der erneute Einsatz von Blendgranaten durch die Polizei konnte sie nicht aufhalten.

Die Nacht zum Samstag hatten erneut etwa 2000 Flüchtlinge im Grenzgebiet zwischen Mazedonien und Griechenland verbracht, viele von ihnen bei Regenwetter unter freiem Himmel. Einige Flüchtlinge konnten sich zum Schutz vor dem Regen und den niedrigen Temperaturen in kleine Zelte im Niemandsland zwischen dem griechischen Dorf Idomeni und der mazedonischen Stadt Gevgelija zurückziehen.

Auf dem Weg nach Norden

Am Samstag waren erschöpfte Flüchtlinge zu sehen, die zwischen Müllhaufen umherliefen und zur mazedonischen Grenze schauten, wo seit Donnerstag Spezialeinheiten der Polizei patrouillieren. In der Nacht verstärkte die Polizei den Stacheldraht an der Grenze. Zudem wurden Soldaten entsandt, um den Grenzabschnitt abzusichern, wie das mazedonische Militär mitteilte.

Flüchtlinge riefen: «Helft uns!» Kinder weinten. Der 49-jährige Arzt Samer Moin aus Syrien, der nach Norwegen will, berichtete, viele Flüchtlinge hätten sich in der Nacht nicht vor dem Regen schützen können.

Hunderte weitere Flüchtlinge trafen am Samstagmorgen in dem Grenzort Idomeni ein. «Es gibt keine Zukunft in Syrien», sagte der 22-jährige Englischlehrer Mustafa Saieb. Er wolle nach Deutschland weiterreisen, um sich dort ein besseres Leben aufzubauen.

Limitierte Grenzöffnung

Mazedonien hatte am Donnerstag den Ausnahmezustand ausgerufen und die Grenze zu Griechenland praktisch abgeriegelt, nachdem dort in den vergangenen Wochen täglich mehr als 1000 Flüchtlinge ins Land gekommen waren. Am Freitag setzte die Polizei Blendgranaten und Schlagstöcke gegen Flüchtlinge ein, mindestens acht Menschen wurden verletzt.

Am Freitagabend wurde die Grenze dann für mehrere hundert «verletzliche» Flüchtlinge wie Familien mit Kindern oder schwangere Frauen geöffnet, die mit einem Zug Richtung Norden gebracht wurden. Am Samstagmorgen liess die Polizei erneut Gruppen von mehreren dutzend Menschen über die Grenze.

Nach Angaben der Regierung in Skopje überquerten seit Mitte Juni 42'000 Flüchtlinge, darunter mehr als 7000 Kinder, die mazedonische Grenze. In Griechenland trafen seit Jahresbeginn mehr als 160'000 Flüchtlinge ein.

Bulgarien verschärft Grenzbewachung

Ziel der meisten Migranten sind reichere EU-Länder wie Deutschland oder Schweden. Dazu reisen sie bevorzugt von Griechenland über Mazedonien nach Serbien.

Ungarn hat jüngst mit dem Bau eines Grenzzauns aus Stacheldraht begonnen, um den Ansturm der Flüchtlinge aus Serbien zu unterbinden. Und auch das östlich an Mazedonien grenzende EU-Land Bulgarien verschärfte nun die Bewachung seiner Grenzen.

Auch im Mittelmeer zwischen Syrien und Italien hält der Ansturm von Flüchtlingen an. Dabei gerieten mindestens 2000 Bootsflüchtlinge nach Angaben der italienischen Küstenwache am Samstag vor der Küste Libyens in Seenot. Die meisten Flüchtlinge konnten bei Einsätzen der italienischen Marine und der EU-Grenzschutzmission «Triton» gerettet werden. (sda/afp/dpa/reu)

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