Das deutsche Drama «Aus dem Nichts» von Regisseur Fatih Akin hat den Golden Globe als bester nicht-englischsprachiger Film gewonnen. Das gab der Verband der Auslandspresse am Sonntagabend bei der 75. Golden-Globe-Gala in Beverly Hills bekannt.
«Aus dem Nichts» mit Hauptdarstellerin Diane Kruger ist in diesem Jahr auch der deutsche Oscar-Kandidat. Akin dankte auf der Bühne unter anderem seiner Hauptdarstellerin. «Das ist deine, das ist unsere», sagte er zu Kruger, mit der Trophäe in der Hand.
Bei der Globe-Verleihung konkurrierte Akins Thriller unter anderem mit dem Gewinner des Europäischen Filmpreises, der schwedischen Satire «The Square» von Ruben Östlund. Weitere Nominierungen in der Sparte waren der kambodschanische Film «First They Killed My Father» von Angelina Jolie, «Fantastic Woman» aus Chile und «Loveless» aus Russland.
Viele Preise
Eine düstere Zukunftsvision und ein Drama über häuslichen Missbrauch räumten bei den Golden Globes in den TV-Kategorien zudem gross ab. Die dystopische Romanverfilmung «The Handmaid's Tale» gewann den Preis als beste Drama-Serie. Die Hauptdarstellerin Elisabeth Moss wurde beste Schauspielerin.
Bei den Miniserien bekam «Big Little Lies» vier Auszeichnungen, darunter den Hauptpreis als beste Reihe in dieser Kategorie und den für Nicole Kidman in der weiblichen Hauptrolle.
«The Marvelous Mrs. Maisel» über eine aufstrebende Komikerin im New York der 1950er-Jahre wurde beste Comedy-Serie. Hauptdarstellerin Rachel Brosnahan gewann am Sonntagabend auch den Award für die beste weibliche Hauptrolle. Schauspielerpreise gingen unter anderem an Sterling K. Brown («This is us»), Ewan McGregor («Fargo») und Aziz Ansari («Master of None»).
Krönung der Karriere
Die 58-jährige amerikanische Schauspielerin Allison Janney gewann zudem die erste Golden-Globe-Trophäe in ihrer Laufbahn. Für ihre Rolle als herzlose, strenge Mutter in der Tragikomödie «I, Tonya» wurde sie in der Nacht zum Montag in Beverly Hills zur besten Nebendarstellerin gekürt.
Seit 2001 war Janney bei den Globes fünfmal für Fernsehauftritte nominiert gewesen, darunter mit ihrer Rolle als Pressesprecherin «CJ» in der US-Politserie «West Wing». Nun gewann sie auf Anhieb mit ihrer ersten Film-Nominierung und setzte sich dabei gegen Mary J. Blige («Mudbound»), Hong Chau («Downsizing»), Laurie Metcalf («Lady Bird») und Octavia Spencer («The Shape of Water») durch.
Vor und hinter der Kamera
Der kalifornische Schauspieler James Franco gewann den Golden Globe als bester Hauptdarsteller in einer Komödie. Der 39-Jährige überzeugte den Verband mit seiner Rolle als exzentrischer Regisseur Tommy Wiseau in der Tragikomödie «The Disaster Artist». Der Film, bei dem Franco auch Regie führt, erzählt die Entstehungsgeschichte des schrägen Kultstreifens «The Room», der von Wiseau inszeniert wurde.
Der Mexikaner Guillermo del Toro gewann für das Fantasymärchen «Shape of Water - Das Flüstern des Wassers» den Golden Globe als bester Regisseur. Der 53-Jährige war auch für das beste Drehbuch nominiert, ging bei der 75. Golden-Globe-Gala in der Nacht zum Montag in dieser Sparte aber leer aus.
Mit einer kämpferischen Rede zu Frauen- und Bürgerrechten hat sich US-Entertainerin Oprah Winfrey bei der Verleihung der Golden Globes für einen Preis für ihr Lebenswerk bedankt. «Zu lang wurden Frauen nicht angehört oder ihnen wurde nicht geglaubt, wenn sie den Mut hatten, gegen die Macht von Männern aufzubegehren. Aber deren Tage sind gezählt!», rief Winfrey den Stars zu, die die Entertainerin mit stehendem Applaus feierten.
Die 63-Jährige erinnerte am Sonntag daran, wie sie in den 1960er-Jahren als kleines Mädchen den Oscar-Sieg des schwarzen Regisseurs und Schauspielers Sidney Poitier verfolgte.
Erfolgreicher Neuling
Der amerikanische Schauspieler Sam Rockwell holt seine erste Golden-Globe-Trophäe. Bei der Preis-Gala in Beverly Hills wurde der 49-Jährige als bester Nebendarsteller für seine Rolle in dem Independent-Film «Three Billboards Outside Ebbing, Missouri» geehrt. Darin spielt er einen rassistischen und gewalttätigen Polizisten. Der Kriminalfilm von Regisseur Martin McDonagh gewann den Golden Globe als bestes Filmdrama.
Rockwell setzte sich bei der Globe-Verleihung gegen Christopher Plummer («Alles Geld der Welt»), Armie Hammer («Call Me By Your Name»), Richard Jenkins («The Shape of Water») und Willem Dafoe («The Florida Project») durch.
Die irisch-amerikanische Schauspielerin Saoirse Ronan gewann ebenfalls ihren ersten Golden Globe. Die 23-Jährige wurde in der Nacht zum Montag zur besten Hauptdarstellerin in der Sparte Komödie/Musical gekürt. In der Tragikomödie «Lady Bird» spielte sie eine rebellische Schülerin, die ihre kleinstädtische Heimatstadt leid ist. Die Tragikomödie von Regisseurin Greta Gerwig holte zudem den Golden Globe als beste Filmkomödie.
Es war Ronans dritte Globe-Nominierung, nach «Brooklyn» (2016) und «Abbitte» (2008). Sie setzte sich damit gegen Judy Dench («Victoria and Abdul»), Helen Mirren («Das Leuchten der Erinnerung»), Margot Robbie («I, Tonya») und Emma Stone («Battle of the Sexes») durch.
Für Kollegen einsetzen
Im Alter von 101 Jahren stand auch eine besondere Person auf der Bühne in Hollywood: Im Rollstuhl sitzend hat Grandseigneur Kirk Douglas bei der Golden-Globe-Verleihung in Los Angeles den Preis für das beste Drehbuch angekündigt.
Die mit ihm auf der Bühne stehende Schauspielerin Catherine Zeta-Jones erinnerte am Sonntagabend (Ortszeit) daran, dass sich Douglas bereits früh für Kollegen eingesetzt hatte, die in den 1940er- und 1950er-Jahren auf Hollywoods Schwarzer Liste mit mutmasslichen Kommunisten standen. (sda/dpa/afp)