Gedenken an blutigen Putschversuch in der Türkei

Gedenken an blutigen Putschversuch in der Türkei

11.07.2017, 18:16

Die Türkei gedenkt des Putschversuchs vor einem Jahr. Bis Sonntag sind im ganzen Land jeden Tag Veranstaltungen geplant, um an den 15. Juli 2016 zu erinnern.

Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan und Ministerpräsident Binali Yildirim begannen das Gedenken am Dienstag mit dem Besuch eines «Märtyrerfriedhofs» im Istanbuler Stadtteil Edirnekapi. Auf der Grabstätte sind laut CNN Türk 15 Todesopfer des gescheiterten Putsches begraben.

Der Höhepunkt der Feierlichkeiten ist eine Ansprache Erdogans im Parlament in Ankara in der Nacht zum Sonntag. Sie soll genau um 02.32 Uhr Ortszeit beginnen - zu dem Zeitpunkt, als Putschisten vor einem Jahr das Parlament bombardierten. In der Nacht vom 15. auf den 16. Juli soll es zudem bis spät in die Nacht sogenannte «Demokratiewachen» geben.

Nicht eingeladen zu Erdogans Ansprache sind die grösste Oppositionspartei CHP und die zweitgrösste Oppositionspartei HDP. CHP-Sprecher Bülent Tezcan kritisierte die Entscheidung. Der Nachrichtenagentur dpa sagte er: «Das ist gegen die Gepflogenheiten, das Parlament gehört nicht einer Gruppe.» Die islamisch-konservative Regierungspartei AKP versuche damit, «die Gesellschaft zu spalten».

Zehntausende Festnahmen

Der Umsturzversuch von Teilen des Militärs forderte nach offiziellen Angaben 249 Todesopfer. Die türkische Führung macht den in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen für den gescheiterten Putsch verantwortlich und geht rigoros gegen vermeintliche Gülen-Anhänger vor. Mehr als 50'000 Menschen sitzen in Untersuchungshaft.

Zuletzt wurden zehn Teilnehmer eines Workshops für Menschenrechtler in Istanbul festgenommen, darunter die Direktorin der türkischen Sektion von Amnesty International. Sie müssen für sieben weitere Tage im Polizeigewahrsam bleiben. Nach Angaben von Amnesty International wurde dies von der Staatsanwaltschaft angeordnet.

Die Menschenrechtsorganisation forderte am Dienstag die sofortige Freilassung der Verdächtigen und betonte, der gegen sie erhobene Vorwurf der Mitgliedschaft in einer Terrororganisation sei «absurd». (sda/dpa)

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