Höhlendrama in Thailand wird zum Wettlauf gegen die Zeit
Die Rettung der seit zwei Wochen in einer thailändischen Höhle festsitzenden Jugendlichen wird immer mehr zu einem Wettlauf gegen die Zeit. Angekündigter neuer Monsunregen bringt die Rettungsbehörden unter Druck.
Zwar kündigten die Behörden an, das Risiko bei der geplanten Bergungsaktion so niedrig wie möglich zu halten. Allerdings sollte es am Samstag regnen und das Wochenende über zu teils heftigen Niederschlägen kommen. Falls Monsunregen die Bedingungen dramatisch verschlechtert, wollen die Rettungskräfte ihren Einsatz vorzeitig beginnen.
Die vergangenen Tage war es rund um die Höhle Tham Luang-Khun Nam Nang Non in der nördlichen Provinz Chiang Rai trocken geblieben. Doch das kann sich jederzeit ändern - denn es ist Regenzeit in Thailand. «Falls es starke Regenfälle geben sollte und die Lage schlecht aussieht, werden wir versuchen, sie früher rauszuholen», sagte Provinzgouverneur Narongsak Osotthanakorn am Samstagmorgen (Ortszeit).
Fünf Stunden Rettungsweg
Als Chef der Rettungsmission würde er den Beginn des Bergungseinsatzes lieber noch etwas verzögern. Noch seien die Jungen im Alter von 11 bis 16 Jahren und ihr 25-jähriger Betreuer nicht ausreichend geübt im Tauchen, um den strapaziösen Weg aus der dunklen, kilometerlangen Höhle ins Freie zu wagen, der rund fünf Stunden dauern dürfte.
Denn der verwinkelte Höhlentrakt hat viele Windungen und Engpässe, die selbst erfahrene Taucher vor Probleme stellen. Und die Wassermassen haben - ähnlich wie in einem Siphon - manche Senken zulaufen lassen, welche die Gruppe vor zwei Wochen auf ihrem Weg in die hinteren Kammern der Höhle noch zu Fuss durchqueren konnte. Um wieder nach draussen zu gelangen, müssten sie diese Senken nun im Tauchgang passieren.
«Es wird eng»
«An manchen Stellen wird es sehr eng», sagt der dänische Rettungstaucher Ivan Karadzic, einer von vielen ausländischen Helfern und Bergungsspezialisten, die sich vor der Höhle bereit halten. «Man muss entweder den (Atemluft-)Tank abnehmen und ihn zuerst durchquetschen, oder man braucht Spezialausrüstung.»
Hinzu kommt, dass der Sauerstoffgehalt in der von den Jugendlichen aufgesuchten Kammer stetig abnimmt - ganz im Gegensatz zur psychischen und körperlichen Belastung der Eingeschlossenen. Und je mehr Wasser in die Höhle strömt, desto schlechter wird wegen aufgewirbelter Ablagerungen die Sicht für die Taucher, die die eingeschlossene Gruppe derzeit mit dem Nötigsten versorgen. Ein Taucher kam bereits im Einsatz ums Leben.
Bergung durch Taucher
Trotz der Komplikationen bevorzugen die Rettungskräfte derzeit eine Bergung durch Taucher. Sollte der Himmel über Chiang Rai seine Schleusen öffnen, bliebe für andere Szenarien auch gar keine Zeit mehr: Im Wettlauf mit dem Monsun-Regen wären die Wasserpumpen zur Senkung des Pegels chancenlos, die Bohrung eines Hunderte Meter langen Rettungsschachts würde ohnehin viel zu lange dauern, und auch die Suche nach einem alternativen Höhlenzugang war bislang erfolglos.
Die Jugendlichen hatten nach einem Training am 23. Juni die viertgrösste Höhle Thailands besucht, waren dann aber wohl von einer Sturzflut überrascht worden und hatten sich vor den Wassermassen immer tiefer ins Innere gerettet. Britische Taucher entdeckten sie am Montagabend und sorgten damit weltweit für Erleichterung. (sda/dpa)
