US-Student Otto Warmbier nach Rückkehr aus Nordkorea gestorben

US-Student Otto Warmbier nach Rückkehr aus Nordkorea gestorben

20.06.2017, 00:36

Der US-Student Otto Warmbier, der vor wenigen Tagen aus einer 17 Monate dauernden Haft in Nordkorea zurückgekehrt war, ist tot. Das teilte seine Familie am Montag in einer Stellungnahme mit. Im Kreise seiner «ihn liebenden Familie ist Otto um 14.20 Uhr gestorben».

«Es ist unsere traurige Pflicht mitzuteilen, dass unser Sohn, Otto Warmbier, seine Reise nach Hause beendet hat», hiess es in der Erklärung weiter. «Die schreckliche, qualvolle Misshandlung, die unser Sohn in den Händen der Nordkoreaner erfahren hat, machte keinen anderen Ausgang möglich.»

Auch US-Präsident Donald Trump macht Nordkorea verantwortlich. «Die Vereinigten Staaten verurteilen aufs Neue die Brutalität des nordkoreanischen Regimes, während wir dessen jüngstes Opfer betrauern», heisst es in einer Mitteilung des Weissen Hauses. Den Eltern sprach Trump sein Mitgefühl aus.

«Konnten seine Stimme nicht mehr hören»

Der 22-jährige Warmbier hatte nach Darstellung von Ärzten während seiner Zeit in Nordkorea schwere Schädigungen am Gehirn erlitten und war im Wachkoma liegend in die USA zurückgebracht worden. Er konnte zwar die Augen öffnen und blinzeln, es gab aber keine Anzeichen, dass er auf Sprache oder Aufforderungen reagieren konnte.

«Wir konnten seine Stimme nicht mehr hören», heisst es in der Stellungnahme der Eltern. Jedoch hätten sich seine Gesichtszüge am Tag nach der Heimkehr deutlich entspannt.

Warmbier war im Januar 2016 in Nordkorea festgenommen und im März zu 15 Jahren Straflager verurteilt worden. Das kommunistische Regime in Pjöngjang warf ihm Straftaten gegen den nordkoreanischen Staat vor. Konkret soll er in einem Hotel ein Plakat von der Wand genommen haben, um es zu stehlen. Kurz vor dem Einsteigen am Flughafen wurde er verhaftet.

Angeblich an Botulismus erkrankt

Er verbrachte 17 Monate in Nordkorea, ehe er am Dienstag vergangener Woche in die USA zurückgebracht wurde. Vorausgegangen waren intensive diplomatische Bemühungen von US-Aussenminister Rex Tillerson und dem schwedischen Aussenministerium, das die Interessen der USA in Nordkorea vertritt.

Die Eltern erfuhren eine Woche vor der Rückkehr, dass ihr Sohn seit fast 15 Monaten im Koma liegt. Die Begründung der nordkoreanischen Seite, er sei an Botulismus, einer schweren Nahrungsmittelvergiftung, erkrankt und nach Einnahme einer Schlaftablette nicht mehr aufgewacht, halten sie für nicht glaubwürdig.

Nach Meinung von Medizinern könnten die Schädigungen im Hirn von einem Sauerstoffentzug stammen. Hinweise auf ein Trauma, etwa durch Schläge auf den Kopf, hätten sich zunächst nicht gefunden.

Noch drei Amerikaner in Gewahrsam

Vergangene Woche wurde Warmbier aus «humanitären Gründen» freigelassen und in die USA ausgeflogen. Dort wurde er umgehend in eine Klinik in Cincinnati gebracht.

Zuletzt befanden sich nach Angaben von US-Aussenminister Tillerson noch drei weitere Amerikaner in Nordkorea in Gewahrsam. Über ihre Lage würden mit der Regierung in Pjöngjang Gespräche geführt, hatte Tillerson bei der Freilassung Warmbiers erklärt.

Die US-Behörden raten ihren Bürgern dringend von Reisen nach Nordkorea ab. In dem Land würden drakonische Strafen für Dinge verhängt, die in den USA nicht als Straftaten bekannt sind, sagte eine Sprecherin Tillersons in der vergangenen Woche. (sda/dpa/afp/reu)

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