Vatikanstadt wird auf seiner ganzen Länge von rund 3200 Metern von Italien umgeben. Gibraltar trennt eine 1200 Meter lange Grenze von Spaniens Südzipfel. Es sind die einzigen Grenzen dieser beiden Ministaaten.
Doch weltweit existieren noch deutlich kleinere Grenzabschnitte. Das sind die kürzesten Landesgrenzen der Welt.
Verschaffen wir uns erst kurz einen Überblick, wo sich die kürzesten Grenzen befinden. Die Details und Erklärungen mit teilweise schrägen Bildern und Landverläufen gibt's dann unten.
An der Grenze zwischen Kroatien und Slowenien entschied das internationale Schiedsgericht in Den Haag 2009 über diverse Landstreitigkeiten. Nicht aber über eine kleine kroatische Exklave in der Nähe eines ohnehin schon komplexen Grenzverlaufs. Der Ursprung liegt hier in der Katastereinteilung, die auch andere Grenzstreitigkeiten auslöste. Allerdings ist es nirgends so auffällig wie hier.
So bleibt die kleine Parzelle mit drei Häuserparzellen weiterhin kroatisch. 2011 lebten 19 Personen auf der zur kroatischen Gemeinde Brezovica Zumberacka gehörenden Fläche, die mitten in der slowenischen Gemeinde Brezovica pri Metliki liegt. 991 Meter lang ist die Grenzlinie hier.
Hast du gewusst, dass auf Zypern zwei britische Überseegebiete liegen? Akrotiri ist der südlichste Zipfel, Dhekelia liegt in der Nähe des Ferienortes Ayia Napa und ist ein rund 18 Kilometer langes und knapp 10 Kilometer breites Gebiet. Es handelt sich dabei um die Militärbasis. In dieser wiederum existieren vier zypriotische Exklaven.
Eine davon ist die Halbinsel mit dem Kraftwerk, welches direkt vom Meer her versorgt wird und rund die Hälfte des Stroms auf Zypern produziert. Die Grenzlinie zu Zypern misst hier nur 933 Meter.
Im Grenzgebiet zwischen Armenien und Aserbaidschan existieren mehrere grössere Exklaven. Allerdings gelten diese meist nur noch de jure, also auf dem Papier. De facto, also praktisch, wurde die jeweilige lokale Bevölkerung in den Kriegswirren vertrieben.
Zudem gibt es südlich der aserbaidschanischen Stadt Yaradullu noch zwei Mini-Exklaven, eigentlich nur Landstriche, die nicht mal einen Namen haben. Auf Türkisch nennt man sie Iki Isimsiz, was «zwei Namenlose» bedeutet. Die kleinere hat eine Grenzlinie von rund 600 Metern.
Die beiden Exklaven sind auf Google Maps nicht eingezeichnet. Armenien hat sie besetzt. Auch hier gilt: De facto sind die beiden aktuell armenisch.
Werfen wir einen Blick auf die belgisch-deutsche Grenze etwas südlich von Aachen. Dort existiert die kleine deutsche Exklave Rückschlag:
Aber blicken wir erst auf das ganze Gebiet rund um Roetgen und Monschau. Hier hätte Belgien 1949 als «Entschädigung» für die Verluste im Ersten Weltkrieg zwei Landkreise erhalten sollen. Doch die Belgier lehnten ab und nahmen nur die Bahnlinie zu sich. Rund 28 Kilometer ist dieses Teilstück lang. Dies sorgte dafür, dass es jetzt einige deutsche Exklaven gibt. Die Bahnlinie existiert übrigens nicht mehr. Die Bahntrasse wurde in einen wunderbaren Veloweg – den Vennbahnweg – umgewandelt.
Die meisten Exklaven sind etwas grösser, aber dann gibt es noch dieses eine Feld hier, Rückschlag genannt. Auf dem Satellitenbild erkennt man rechts oben ein Gebäude auf der Parzelle mit rund 510 Metern Grenzlinien.
Rückschlag gehört so also zur Stadt Monschau (mit herrlicher Altstadt). Entdecken kannst du das ganze Grenzwirrwarr auf dem insgesamt 125 Kilometer langen Radweg, alte Bahnwärterhäuschen wurden zu Hotels umgebaut.
Ein ganz spezieller Fall eines Grenzverlaufs wurde auf der Insel Märket festgelegt. Eigentlich führte die Grenze hier einfach senkrecht durch die kleine Insel. Der westliche Teil gehört Schweden, der östliche Finnland. Also eigentlich Aland, aber das wäre wiederum eine ganz andere Geschichte. Darum: Finnland.
Die Finnen erbauten hier 1885 auf dem höchsten Punkt des flachen Felsens einen Leuchtturm und drei zugehörige Gebäude. Dummerweise machten sie dies auf der damals schwedischen Seite. Angeblich ohne Absicht.
Den Leuchtturm ab- und neu zu bauen, war keine Option; einfach die Länderteile zu tauschen, hätte grössere Folgen für die Grenzziehung auf dem Meer gehabt. So dauerte es 100 Jahre, bis die Lösung gefunden wurde.
1985 wurde die Grenze schliesslich bereinigt und sie verläuft jetzt in einer Art «Z» 500 Meter über die Insel. So gehören beiden Ländern wieder gleich grosse Anteile von Märket.
Wir wechseln den Kontinent und blicken auf den Rio Parana, der auf rund 600 Kilometern die Grenze zwischen Paraguay und Argentinien markiert. Allerdings ist dies nicht immer die Flussmitte. Vor allem im westlichen Teil liegen diverse Inseln im Gewässer, welche sich zwar auf paraguayischer Seite befinden, aber argentinische Exklaven sind.
So gehören seit 1981 55 dieser Inseln zum südlichen Nachbarn, das Wasser rundherum aber zu Paraguay.
Die kleinen Eilande verändern durch Sandeinschwemmungen immer wieder ihre Grösse. Die kleinste dieser Inseln ist mit rund 300 Metern Umfang eine unbenannte, die bei der Isla de los Pajaros entstanden ist und ebenfalls noch zu Argentinien gehört.
So, jetzt wird es noch einmal richtig kompliziert. Willkommen in Baarle! Genauer gesagt in Baarle-Nassau (Niederlande) und Baarle-Hertog (Belgien). Der kleine Ort ist völlig zersplittert, 30 Exklaven existieren hier. Und teilweise auch Exklaven in Exklaven. Das sieht dann so aus:
Das Gute vorneweg: Das Leben funktioniert hier (auch dank dem Schengener Abkommen) einwandfrei. Die Grenzen sind meist einfach am Boden aufgemalte Linien. Der Flickenteppich ist vor allem auch für Touristen witzig.
Der Ursprung für das Wirrwarr liegt im Mittelalter. Die Kürzesterklärung geht so: Baarle-Hertog war Teil der spanischen Niederlande, auf dessen Gebiet 1839 das Königreich Belgien entstand. Der Flickenteppich ergab sich durch diverse Landtausch-Aktionen und bestimmte Felder, auf welche zuvor der Herzog einfach nicht verzichten wollte.
Die genauen Grenzen wurden erst 1995 bestimmt. Dabei stellten einige Menschen überrascht fest, dass sie eigentlich Belgier und Niederländer waren. Denn es gilt: In dem Land, in welchem die Vordertür steht, zu dem gehörst du. Einige Bewohner versetzten darum die Haustür. Ein Haus existiert aber noch mit der Haustür exakt auf der Grenze. Dieses hat jetzt zwei Hausnummern.
Die kleinste Exklave ist aber nicht im Städtchen, sondern liegt etwas ausserhalb und ist nur ein Feld mit 206 Metern Grenzlänge. Aber immerhin ein sehr spezielles aufgrund der Staatszugehörigkeit. Als De Withagen bekannt, liegt diese Fläche mitten in den Niederlanden, gehört aber Belgien. Es hat weder Gebäude noch Strassen oder irgendwelche Infrastruktur in der Nähe.
Es wird wieder simpler, dafür künstlich. Das hier ist die Passport Island. Eine künstliche Insel zwischen Saudi-Arabien und Bahrain.
Eigentlich hatte der Inselstaat Bahrain nie eine Landgrenze zu einer anderen Nation, doch dann wurde 1985 der King-Fahd-Damm, eine 25 Kilometer lange Verbindung mit Brücken und Dämmen zwischen Saudi-Arabien und Bahrain, gebaut. Mitten im Persischen Golf wurde dabei auch eine Insel aufgeschüttet.
Die Insel ist rund 2,5 Kilometer lang und an der schmalen Stelle, wo die Landesgrenze gezogen wurde, 200 Meter breit. Es gibt auf dem Eiland einen McDonalds, Restaurants, Moscheen und ganz viele zugepflasterte Strassen. Denn die Autobahn hier ist vierspurig, vor den Zollgebäuden führen bis zu zwölf Spuren ins andere Land.
Wenn man nur einen schnellen Blick auf die Karte wirft, meint man, dass sich beim Zusammenfluss des Sambesis und Cuandos (wird hier Chobe genannt) die vier Länder Sambia, Namibia, Botswana und Simbabwe treffen. Dem ist aber nicht so. 157 Meter verhindern den vierfachen Grenzpunkt. Tatsächlich grenzen hier nur drei Länder aneinander. Dazwischen liegt beim Zusammenfluss die zweitkürzeste Landesgrenze der Welt, sie trennt Botswana von Sambia.
Über den Fluss führt die Kazungula-Brücke. Und diese führt dazu, dass man trockenen Fusses von einem Land ins andere gehen kann. 15 bis 20 Meter breit ist die Verbindung auf die andere Fluss-Seite. Die Brücke wurde aber erst 2021 erbaut, davor musste man die Fähre nehmen. Früher gab es übrigens auch einen Grenzstreit hier: Namibia und Simbabwe beharrten beide auf einem Punkt, an dem sich alle vier Länder trafen. Sie wollten so den direkten Handel zwischen Botswana und Sambia unterbinden.
Die kürzeste Landesgrenze trennt Spanien von Marokko, genauer die ehemalige Insel Peñon de Velez de la Gomera vom marokkanischen Festland. Erst ein heftiges Erdbeben sorgte 1930 dafür, dass aus der Insel eine Halbinsel wurde. Ein rund 85 Meter langes Stück verbindet sie jetzt mit dem afrikanischen Kontinent.
Zu diesem Zeitpunkt war die ehemalige Insel seit Jahrzehnten in spanischem Besitz. Nach einigen steten Wechseln übernahmen die Spanier die Insel 1564 ein letztes Mal, Marokko erhebt allerdings noch immer Anspruch auf das kleine Stück Land. Aktuell steht auf der Insel eine spanische Militärbasis, nur Soldaten leben auf der (ehemaligen) Insel.
Die Fasaneninsel im Baskenland wechselt immer am 1. januar und 1. Juli ihre zugehörigkeit zu Frankreich, bzw Spanien
https://de.wikipedia.org/wiki/Fasaneninsel_(Baskenland)