Mitarbeiter nicht geschützt: Staat New York verklagt Weinstein

Mitarbeiter nicht geschützt: Staat New York verklagt Weinstein

12.02.2018, 06:24

Nach Vorwürfen wegen sexuellen Fehlverhaltens hat die Staatsanwaltschaft im US-Staat New York Hollywood-Produzent Harvey Weinstein, dessen Bruder Robert und deren Firma verklagt. Sie hätten die Mitarbeiter nicht vor Belästigung und Diskriminierung geschützt.

Die Weinstein Company habe dadurch mehrfach das Recht in New York gebrochen, hiess es am Sonntag in einer in Manhattan eingereichten Anklage. Generalstaatsanwalt Eric Schneiderman sagte, jeder Verkauf der Firma müsse sicherstellen, «dass die Opfer entschädigt» und Mitarbeiter geschützt werden.

Die Klage wurde beim Obersten Gericht des Bezirks New York eingereicht, wie Schneiderman mitteilte. Sie enthalte auch neue Vorwürfe gegen Weinsteins «bösartige und ausbeuterische Misshandlung» von Mitarbeitern.

Verwaltungsrat und Geschäftsführung wird vorgeworfen, wiederholt dabei gescheitert zu sein, ihre Mitarbeiter durch angemessene Massnahmen zu schützen oder gegen Weinsteins Verhalten vorzugehen.

In neuen Anschuldigungen werden Drohungen Weinsteins zitiert. So soll er einigen Angestellten gesagt haben: «Ich werde dich töten», «Ich werde deine Familie töten», «Du weisst nicht, was ich tun kann». Er habe Beziehungen zu mächtigen Menschen, die «sich um Probleme kümmern könnten».

Anwalt: Weinstein war nicht kriminell

Weinsteins Anwalt Ben Brafman teilte der Nachrichtenagentur DPA in einer Mail mit, falls Schneiderman eine faire Ermittlung durchführen würde, würde sich zeigen, dass viele der Anschuldigungen gegen Weinstein unbegründet seien. «Auch wenn Weinsteins Verhalten nicht fehlerfrei war, war es mit Sicherheit nicht kriminell», schrieb Brafman.

Weinstein habe mehr Frauen in leitende Positionen als jeder andere Unternehmenschef gebracht, erklärte der Anwalt. In seinen Unternehmen habe es «null Diskriminierung» gegeben. Wenn es das Ziel der Untersuchung sei, zu Reformen in der Filmindustrie zu ermutigen, werde Weinstein die Ermittlungen akzeptieren. Wenn er allerdings zum Sündenbock gemacht werden sollte, werde er sich selbst energisch verteidigen.

Archive und E-Mails durchkämmt

Die Klage sei das Ergebnis viermonatiger Ermittlungen, in denen Mitarbeiter, Führungskräfte und Opfer von Weinstein befragt worden seien, teilte der Staatsanwalt weiter mit. Dabei seien auch Archive und E-Mails des Unternehmens durchkämmt worden.

Angesichts laufender Verkaufsverhandlungen für das Unternehmen müsse sichergestellt werden, dass die Opfer entschädigt und Angestellte geschützt werden und dass sich weder Täter noch Mitwisser «unberechtigterweise bereichern» könnten, erklärte Schneiderman.

Die Staatsanwaltschaft hatte im Oktober eine juristische Untersuchung gegen das New Yorker Unternehmen eingeleitet, nachdem die «New York Times» und der «New Yorker» Anschuldigungen der sexuellen Übergriffe und Belästigung gegen den Filmmogul veröffentlicht hatten.

Vorwürfe von über hundert Frauen

Inzwischen werfen mehr als hundert Frauen, darunter Stars wie Gwyneth Paltrow und Salma Hayek, Weinstein vor, sie sexuell belästigt oder sogar vergewaltigt zu haben. Seit den ersten Enthüllungen im Oktober haben sich die Skandale um sexuelle Belästigung auch auf andere Bereiche ausgeweitet.

Weinstein beteuert bis heute, keine sexuelle Gewalt gegen Frauen angewandt zu haben. Er wurde nach Bekanntwerden der Vorwürfe von seiner Produktionsfirma entlassen. Inzwischen soll er sich wegen Sexsucht therapieren lassen. (sda/afp/dpa/ap)

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