Ein Mann stirbt nach möglichem Anschlag bei Londoner Moschee

Ein Mann stirbt nach möglichem Anschlag bei Londoner Moschee

19.06.2017, 07:04

In London hat in der Nacht auf Montag ein Kleintransporter mehrere Fussgänger angefahren und verletzt. Ein Mann starb. Die Polizei behandelt die Geschehnisse nahe einer Moschee als möglichen Terroranschlag.

Ein Minivan war in der Nacht im Norden Londons in eine Menschenmenge gefahren. Eine Person kam dabei ums Leben, zehn Menschen wurden verletzt. Der 48-jährige Fahrer sei festgenommen worden und werde auf seine geistige Zurechnungsfähigkeit hin untersucht, teilte die Polizei mit. Die genauen Hintergründe des Vorfalls waren zunächst unklar.

Die britische Premierministerin Theresa May will nach dem blutigen Zwischenfall noch am Montagmorgen eine Krisensitzung einberufen. Sie sprach von einem «schrecklichen Vorfall». Ihre Gedanken seien bei den Opfern und deren Angehörigen.

Jeremy Corbyn von der oppositionellen Labour-Partei twitterte, er sei «total schockiert». Er habe bereits mit Vertretern der Moschee und der Polizei gesprochen, sagte der Vorsitzende der Sozialdemokraten. Seit 1983 sitzt Corbyn für den Londoner Wahlkreis Islington North im Unterhaus. Islington ist ein Ortsteil von Nordlondon.

Keine Erkenntnisse zu weiteren Verdächtigen

Nach Polizeiangaben gibt es bislang keine Erkenntnisse zu weiteren Verdächtigen. Medienberichten zufolge wollen Augenzeugen hingegen zwei Männer gesehen haben, die aus dem Minivan ausgestiegen seien, nachdem dieser in die Menschengruppe gefahren war.

Notrufe seien kurz nach Mitternacht (01.20 Uhr MESZ) eingegangen, die einen «Zusammenstoss zwischen einem Fahrzeug und Fussgängern» gemeldet hätten, teilte die Polizei mit. Der Stadtteil Finsbury Park liegt im Nordosten der britischen Hauptstadt. Die Polizei riegelte die Gegend um die Seven Sisters Road, wo das Fahrzeug in die Menschen fuhr, ab.

«Gläubige überfahren»

Der Islamdachverband Muslim Council of Britain (MCB) teilte auf Twitter mit, dass ein Lieferwagen Gläubige überfahren habe, als sie die nahe gelegene Moschee im Stadtteil Finsbury Park am verlassen hätten. «Unsere Gebete gelten den Opfern», twitterte der MCB.

MCB-Verbandschef Harun Khan schrieb bei Twitter, der Lieferwagen habe die die Fussgänger «absichtlich» angefahren. Die Moschee war früher als eine Anlaufstelle für Islamisten bekannt. Als Imam der Moschee von Finsbury Park hatte der in einem US-Terrorprozess zu lebenslanger Haft verurteilte Abu Hamza gewirkt. Hamza hielt in dem Gotteshaus in den neunziger Jahren radikalislamische und antiamerikanische Brandreden. Die neue Moschee-Leitung hatte in der Vergangenheit Drohungen erhalten.

Noch bis zum 24. Juni geht in diesem Jahr der muslimische Fastenmonat Ramadan. Die Ramadan-Stiftung brachte den blutigen Vorfall nahe der Moschee in Verbindung mit Islamhass. Mohammed Shafiq von der muslimischen Organisation sagte in der Nacht: «Ich verurteile diese sinnlose und böse Attacke mit einem Lieferwagen gegen muslimische Gläubige ausserhalb der Finsbury-Park-Moschee in London.» Der Islamhass habe in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, sagte Shafiq der britischen Nachrichtenagentur PA.

«Lieferwagen mit drei Männern an Bord»

Eine Augenzeugin, Cynthia Vanzella schilderte bei Twitter ihre Eindrücke vom Unglücksort: «Schrecklich Polizisten zu sehen, die Herzmassagen bei am Boden liegenden Menschen machen, verzweifelt hoffend, sie zu retten.» «Es gibt viele Menschen, die weinen und viele Verletzte», sagte ein anderer Zeuge, David Robinson. «Es scheint so, als sei die Moschee das Ziel gewesen.» Ein 19-Jähriger beschrieb das Unfallfahrzeug als «weissen Lieferwagen mit drei Männern an Bord».

Grossbritannien wurde zuletzt von drei Anschlägen erschüttert. Am 22. März war ein Mann mit einem Auto auf der Westminster Bridge in eine Menschenmenge gefahren, bevor er einen vor dem Parlament stationierten Polizisten mit einem Messer tötete. Insgesamt fünf Menschen wurden bei dem Anschlag getötet. Der Angreifer wurde erschossen.

Am 22. Mai sprengte sich ein Attentäter bei einem Konzert der Popsängerin Ariana Grande in Manchester in die Luft. 22 Menschen wurden getötet und dutzende verletzt. Am 3. Juni rasten drei Männer mit einem Kleinlastwagen in Fussgänger auf der London Bridge in der britischen Hauptstadt. Anschliessend griffen sie Passenten im Viertel um den Borough Market mit Messern an. Acht Menschen wurden getötet. Die Polizei erschoss die Angreifer. (sda/dpa/afp/reu)

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