AKW Mühleberg drosselt Leistung wegen warmer Aare

AKW Mühleberg drosselt Leistung wegen warmer Aare

22.06.2017, 16:16

Die Hitzewelle hat Folgen auch für das Atomkraftwerk Mühleberg. Wegen der ungewöhnlich warmen Aare haben die AKW-Betreiber die Leistung gedrosselt.

«Seit Donnerstagvormittag wird das Kernkraftwerk Mühleberg mit einer um fünf Prozent reduzierten Leistung betrieben», erklärte BKW-Sprecherin Sabrina Schellenberg auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Die Situation werde regelmässig analysiert und die Leistung den Veränderungen der Aaretemperatur angepasst.

Das Wasser der Aare wird zur Anlagekühlung gebraucht. Ab einer Aaretemperatur von über 20.5 Grad im Tagesmittelwert reduziert das AKW Mühleberg die Leistung der Anlage, um die Wasserkonzession einzuhalten.

Die Temperatur der Aare ist in den vergangenen Tagen mehrmals über 20 Grad gestiegen. In der Stadt Bern wurde am Mittwoch sogar die 22-Grad-Marke geknackt, was für den Monat Juni sehr ungewöhnlich ist.

Auch Beznau-Betreiber verfolgen Lage

Auch das AKW Beznau im aargauischen Döttingen wird mit Wasser aus der Aare gekühlt. «Wir verfolgen die gegenwärtige Entwicklung und werden falls nötig die entsprechenden Massnahmen treffen», sagte Antonio Sommavilla, Mediensprecher des Energiekonzerns Axpo, auf Anfrage.

Geringfügige Leistungsreduktionen könnten aufgrund zu hoher Kühlwasseraustritts-Temperaturen bei Bedarf im Tagesverlauf vorgenommen werden. Bis Donnerstagmittag gab es noch keine Leistungsreduktion.

Das AKW Beznau ist gemäss geltenden Konzessionen verpflichtet, die Leistung zu reduzieren, wenn die Temperatur des eingeleiteten Kühlwassers in die Aare den Grenzwert von 32 Grad Celsius erreicht.

Auf der Aareinsel in Döttingen produziert einzig der AKW-Block 2 Strom. Der Block 1 steht seit März 2015 still.

Hitze dauert an

Die Hitzewelle in der Schweiz dauert einstweilen an. Die vergangene Nacht dürfte für viele nicht wirklich erholsam gewesen sein. Die Temperaturen sanken zum Teil nicht unter 20 Grad.

Auch in den nächsten zwei Nächten bleibt es heiss. Eine Nacht zum Durchlüften und Abkühlen gebe es erst auf Sonntag oder Montag, sagte Meteorologe Giordano Alexander von MeteoSchweiz. Am Donnerstag und Freitag werden durch den Tag Höchsttemperaturen bis zu 35 Grad erwartet. Ab Samstag gehen die Temperaturen leicht zurück. MeteoSchweiz rechnet mit Temperaturen von etwa 30 Grad.

An einigen Orten war vergangene Nacht sogar eine Tropennacht. Etwa in Zürich Fluntern, auf der Lägern oder in Gersau im Kanton Schwyz sank die Temperatur nicht unter 20 Grad Celsius.

Paradoxerweise sei dies vor allem in erhöhten Lagen der Fall, so Giordano. Denn die Luft kühle sich vom Boden ab. «Es kann gut sein, dass es in einem Hochhaus im fünften Stock heisser ist als im ersten», sagte der Meteorologe.

Waldbrandgefahr in drei Kantonen gross

Die hohen Temperaturen und die Trockenheit erhöhen zusätzlich die Gefahr eines Waldbrandes. Die Waldbrandgefahr im Kanton Solothurn, St. Gallen, Jura und Bern ist erheblich. Im Tessin, Graubünden und Wallis ist die Gefahr eines Feuers gar gross.

«Mit der Hitze hat sich die Lage angespannt», bestätigte Michael Reinhard vom Bundesamt für Umwelt (BAFU). Da es in der Schweiz in den vergangenen Monaten relativ trocken war, hätten die hohen Temperaturen einen raschen Effekt auf die Waldböden und es sei darum Vorsicht geboten.

Viele Kantone haben denn auch zum sorgfältigen Umgang mit Feuer im Freien gemahnt. Verbote sind aber noch keine in Kraft. (sda)

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