Dieselmotoren haben VW in eine tiefe Krise gestürzt. Verwaltungsratspräsident Matthias Müller geht nun auf Distanz zu dieser Technologie.
Es stelle sich die Frage, ob VW «noch viel Geld für die Weiterentwicklung des Diesels in die Hand nehmen» soll, sagte er dem «Handelsblatt».
Der frühere Porsche-Chef hatte im September nach Bekanntwerden des Abgas-Skandals bei Volkswagen das Ruder übernommen. VW musste damals einräumen, dass in Millionen Dieselfahrzeugen weltweit eine illegale Software installiert wurde, die den Schadstoffausstoss bei Tests drückt.
Unabhängig vom Skandal sieht Müller für die Dieseltechnologie keine glänzende Zukunft. Er verwies auf strengere Abgaswerte, die ab 2020 gelten sollen. «Wir ahnen, was fünf oder zehn Jahre später folgt.» Es sei «schon heute absehbar, dass die Abgasreinigung beim Diesel enorm teuer und aufwendig wird».
Vor diesem Hintergrund werde sich die Frage stellen, ob «ab einem gewissen Zeitpunkt» noch grosse finanzielle Mittel in die Weiterentwicklung des Diesels gesteckt werden sollten, sagte Müller. Aktuelle Dieselmodelle seien aber bei deutschen und europäischen Kunden «unverändert sehr beliebt».
Ungleichbehandlung verteidigt
Unmut gibt es allerdings bei hiesigen Käufern von VW-Dieselmodellen mit Manipulationssoftware über die Ungleichbehandlung von Kunden in den USA und anderswo. In den USA hat der Konzern betroffenen Autobesitzern «substanzielle Entschädigungen» zugesichert und bietet zudem den Rückkauf der Wagen an. In Deutschland gibt es solche Optionen nicht.
Müller verteidigte das Vorgehen damit, dass in den USA andere Konsumentenschutzgesetze gelten. Auf die Frage, ob VW pleite wäre, wenn die Rechtslage in Europa so wäre wie in den USA, sagte der Vorstandschef: «Es würde auf jeden Fall eng werden.» (sda/afp)