Explosion: Zwölf Verletzte bei Bombenanschlag im bayerischen Ansbach

Explosion: Zwölf Verletzte bei Bombenanschlag im bayerischen Ansbach

25.07.2016, 09:08

Bei einem Bombenanschlag im fränkischen Ansbach sind zwölf Menschen verletzt worden, drei davon schwer. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann hält es für wahrscheinlich, dass der Anschlag am Sonntagabend das Werk eines islamistischen Selbstmordattentäters war.

«Meine persönliche Einschätzung ist, dass ich es leider für sehr naheliegend halte, dass hier ein echter islamistischer Selbstmordanschlag stattgefunden hat», sagte Herrmann am Montag der Nachrichtenagentur dpa. Der mutmassliche Täter sei ein 27-jähriger Flüchtling aus Syrien. Er starb bei der Explosion nahe einem Open-Air-Konzert.

Diese ereignete sich gegen 22.00 Uhr vor dem Eingang zum Konzert. Der Mann habe die Bombe mit scharfkantigen Metallteilen in seinem Rucksack bei dem Musikfestival mit etwa 2500 Besuchern zünden wollen, sagte Herrmann bei einer Pressekonferenz in Ansbach. Ihm wurde aber der Einlass verwehrt.

Der Nürnberger Polizeivizepräsident Roman Fertinger sagte: «Wenn er mit dem Rucksack in die Veranstaltung gelangt wäre, hätte es bestimmt mehr Opfer gegeben.»

Hintergründe noch unklar

Auf die Frage, ob der Täter im Zusammenhang mit der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) stehe, sagte der Minister: «Es ist dies auf jeden Fall nicht auszuschliessen.» Konkrete Hinweise auf den IS gebe es allerdings nicht.

«Die offensichtliche Absicht, mehr Menschen zu töten, weist zumindest auf einen islamistischen Hintergrund hin.» Unklar war zunächst, in welchem Umfeld sich der 27-Jährige bewegte und woher er den Sprengstoff hatte.

Der mutmassliche Täter sei vor zwei Jahren nach Deutschland gekommen und habe einen Asylantrag gestellt, sagte Herrmann. Der Antrag wurde vor einem Jahr abgelehnt, der Flüchtling sei seitdem geduldet gewesen. Hintergrund sei, dass Deutschland im Moment niemanden nach Syrien in den Bürgerkrieg abschiebe.

Er sei entsetzt, dass der Asylschutz menschenverachtend missbraucht werde, sagte Herrmann. «Das ist ungeheuerlich.» Alles müsse unternommen werden, damit solches Verhalten nicht weiter um sich greife.

Der Mann wohnte in einer Unterkunft in Ansbach und war wiederholt strafrechtlich in Erscheinung getreten. Unter anderem hatte die Polizei wegen eines Drogendelikts mit dem Mann zu tun, wie Herrmann sagte. Der Syrer habe sich schon zwei Mal das Leben nehmen wollen. Er sei deshalb auch schon in einer Psychiatrie untergebracht gewesen.

Dritte Bluttat in Bayern innert einer Woche

Es ist die dritte Bluttat in Bayern innerhalb einer Woche. Am Montag vergangener Woche hatte ein afghanischer Flüchtling unter anderem in einer Regionalbahn in Würzburg Menschen mit einer Axt angegriffen, am Freitag war ein junger Mann in München Amok gelaufen. Mehrere Menschen starben, viele wurden verletzt.

Herrmann sagte, es sei leider ein weiterer schlimmer Anschlag, der gerade die Besorgnis der Menschen weiter verstärken dürfte. Eine restlose Aufklärung der Tat sei wichtig, um das Vertrauen in den Rechtsstaat wieder herstellen zu können.

«Wir müssen sehen, dass neben vielen Flüchtlingen mit schlimmen Schicksalen auch Leute in unser Land kommen oder gekommen sind, die eine echte Gefahr für die Sicherheit der Menschen in unserem Land darstellen», sagte er. «Das können wir nicht hinnehmen.» Das müsse Konsequenzen haben.

Er pocht auf Gesetzesänderungen auf Bundesebene. Dabei gehe es etwa um das Strafrecht und um aufenthaltsrechtliche Fragen. «Wir müssen auch anderen deutlich machen: Jeder hat die Rechtsordnung dieses Landes zu akzeptieren.» Wenn jemand dagegen verstosse, müsse schon auf niedrigerer Schwelle als bisher deutlich werden, dass er das Land wieder zu verlassen habe.

In Ansbach sorgte die Explosion für einen Grosseinsatz der Polizei, die mit 200 Kräften anrückte. Feuerwehr und Rettungsdienste waren mit 350 Kräften im Einsatz. Die Polizei gründete eine Sonderkommission mit mehr als 30 Mitgliedern. Die komplette Altstadt war am späten Abend abgeriegelt. Das Open-Air-Konzert wurde abgebrochen. (sda/dpa)

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