Die Chancen der CVP-Kandidatin Heidi Z'graggen, Bundesrätin Doris Leuthard zu beerben, sind weiter gestiegen. Nach dem Hearing hat die SVP-Fraktion am Dienstag entschieden, mehrheitlich die Urner Regierungsrätin zu unterstützen.
Z'graggen kam auf 38 Stimmen, ihre Konkurrentin Viola Amherd auf 10. Das gab Fraktionschef Thomas Aeschi (ZG) nach der Fraktionssitzung bekannt. 7 Wahlzettel waren nach seinen Angaben leer eingelegt worden. Die übrigen Mitglieder der 74-köpfigen Fraktion hatten aus terminlichen Gründen nicht an der Sitzung teilgenommen.
Das ist eine Überraschung, denn Z'graggen gehört im Gegensatz zu Amherd nicht dem Bundesparlament an. Dass die Urner Justizdirektorin einen so grossen Vorsprung auf die langjährige Walliser Nationalrätin herausholen würde, konnte nicht unbedingt erwartet werden.
EU-Skepsis bei Z'graggen
Z'graggen überzeugte die SVP jedoch mit ihren politischen Ansichten. «Wir haben gespürt, dass eine gewisse Skepsis gegen eine zu enge Anbindung an die EU vorhanden ist», sagte Aeschi. Zudem sei Z'graggen in wirtschaftspolitischen Fragen liberal und wolle nicht zu viele Regulierungen einführen.
Die Ersatzwahl für den frei werdenden CVP-Sitz verspricht mit dem Entscheid der SVP-Fraktion Spannung. Bei der Nomination hatte die CVP-Fraktion unerwartet klar den Zuger Ständerat Peter Hegglin übergangen und an seiner Stelle die in Bundesbern weniger bekannte Urner Justizdirektorin aufs Ticket genommen.
Erinnerung an die Hardlinerin
Etwas weniger überraschend ist die Unterstützung der SVP-Mehrheit für FDP-Kandidatin Karin Keller-Sutter. Auch sie bekam 38 Stimmen, der Nidwaldner Ständerat Hans Wicki kam auf 16 Stimmen. Die St. Galler Ständerätin Keller-Sutter galt von Anfang an als Favoritin für die Nachfolge von Bundesrat Johann Schneider-Ammann.
Ihre Politik überzeugte auch die SVP-Fraktion. Keller-Sutter habe als St. Galler Regierungsrätin immer eine sehr klare Linie in der Migrations- und Asylpolitik verfolgt, sagte Aeschi. «Wir hoffen, dass sie diese klare Linie auch in den Bundesrat tragen wird».
Aeschi hob auch die grosse Regierungserfahrung der beiden Kandidatinnen hervor. Zudem komme Keller-Sutter aus der Ostschweiz, die schon lange nicht mehr im Bundesrat vertreten gewesen sei. Und der Kanton Uri wäre überhaupt zum ersten Mal in der Landesregierung vertreten. (sda)