Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve hat nach dem Anschlag von Nizza alle «patriotischen» Franzosen zum freiwilligen Polizeidienst aufgerufen. Jeder, der wolle, könne sich dieser operativen Reserve anschliessen, sagte Cazeneuve am Samstag.
Der Appell richte sich an französische Staatsbürger mit und ohne militärische Ausbildung und ebenso an ehemalige Soldaten, gab Cazeneuve bekannt. Präsident François Hollande hatte sich bereits am Freitag dafür ausgesprochen, die Reihen der Polizei und Gendarmerie zu stärken.
Die «operativen Reservekräfte» in Frankreich besteht derzeit aus 12'000 Freiwilligen. 9000 davon gehören der paramilitärischen, 3000 der regulären Polizei an. Auf diese Truppe, die schnell mobilisierbar sei, könnten die Präfekten je nach Ereignissen und zur Sicherung von Orten und Veranstaltungen zurückgreifen.
Cazeneuve sagte: «Wir werden die Präsenz der Sicherheitskräfte im Land ausbauen.» Die Zahl der zum Schutz der Bevölkerung abgestellten Sicherheitskräfte gab der Minister mit fast 100'000 an, darunter 53'000 Polizisten, 36'000 paramilitärische Polizisten und 10'000 Soldaten.
In Nizza war ein 31-jähriger Tunesier am späten Donnerstagabend kurz nach dem Feuerwerk zum französischen Nationalfeiertag auf der Strandpromenade mit einem Lastwagen durch eine Menschenmenge gefahren und hatte dabei mindestens 84 Menschen getötet und zahlreiche weitere zum Teil lebensgefährlich verletzt, bevor Polizisten ihn erschossen.
Entschädigung ab nächster Woche
Die Opfer des Anschlags sollen nach Angaben der französischen Regierung ab der kommenden Woche finanzielle Hilfe bekommen. Wie die Staatssekretärin für Opferhilfe, Juliette Méadel, am Samstag sagte, werden die ersten Zahlungen aus dem Fonds für Terroropfer und Opfer anderer Straftaten Ende kommender Woche geleistet.
Méadel sagte auch zu, dass darauf geachtet werden solle, auch Traumatisierte und «indirekte Betroffene» wie etwa nahe Angehörige von Anschlagsopfern zu entschädigen. Opferverbände hatten die Sorge geäussert, dass traumatisierte Menschen leer ausgehen könnten, weil sie ihre Anwesenheit am Anschlagsort möglicherweise nicht nachweisen könnten. (sda/afp/dpa)