Alt FDP-Bundesrat Kaspar Villiger wird in Deutschland mit dem Freiheitspreis 2016 der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit ausgezeichnet. Er reiht sich damit ein in eine Liste namhafter Politikerinnen, Philosophen und Kulturschaffender.
Villiger wird unter anderem als «Vater der Schuldenbremse» geehrt. Damit habe er «die Basis für die Gesundung der Schweizer Bundesfinanzen» geschaffen, wie die Friedrich-Naumann-Stiftung für Freiheit am Dienstag bekannt gab und die «Neue Zürcher Zeitung» am Mittwoch berichtete.
Villiger sei zudem «massgeblich an der grossen Schweizer Föderalismusreform beteiligt gewesen, die unter Fachleuten wegen ihrer klaren Basierung auf politökonomischen Prinzipien europaweit Beachtung» gefunden habe.
Laut Wolfgang Gerhardt, dem Vorsitzenden des Vorstandes der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, ist Villiger «ein mutiger, kritischer und beharrlicher Liberaler, der Zukunft gestalten will statt ängstlich zu verharren».
Verweis auf «denkwürdige Rede»
Weiter hebt die Stiftung hervor, dass der FDP-Bundesrat am 7. Mai 1995 anlässlich des 50. Jahrestages des Kriegsendes vor dem Schweizer Parlament eine «denkwürdige Rede» gehalten habe. Darin habe er die Rolle der Schweiz als Hort von Freiheit und Demokratie gewürdigt, «gleichzeitig aber darauf hingewiesen, dass auch die Schweiz verfolgten Juden gegenüber Schuld auf sich geladen habe». Dafür habe er sich im Namen der Regierung entschuldigt.
In mehreren Büchern habe Villiger zudem zu langfristigem Denken und Reformfreude aufgerufen. «Stets forderte der Politiker der Schweizer FDP eine Rückkehr zu einem Sinn für Verantwortung.»
Mit dem Freiheitspreis werden alle zwei Jahre Persönlichkeiten geehrt, «die Impulse für eine liberale Bürgergesellschaft gegeben und auf diese Weise zur Fortentwicklung freiheitlicher Ziele und Werte beigetragen haben», heisst es in der Mitteilung weiter.
Mit Genscher auf Augenhöhe
Kaspar Villiger reiht sich damit ein in eine Liste namhafter Persönlichkeiten: 2006 erhielt der frühere deutsche Aussenminister Hans-Dietrich Genscher den Preis. 2008 ging die Auszeichnung an den peruanischen Schriftsteller Mario Vargas Llosa, 2010 an die Soziologin und Publizistin Necla Kelek, 2012 an den Philosophen Wolfgang Kersting und 2014 an die Ministerpräsidentin des südafrikanischen Westkap, Helen Zille.
Die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit fusst auf der Idee des Liberalismus. Sie will die Beteiligung am politischen Prozess fördern. Dafür brauche es aber mündige Bürgerinnen und Bürger, die Verantwortung übernehmen, wie es auf der Webseite heisst. Die Stiftung investiert daher in die politische Bildung, bietet eine Plattform für den Politikdialog und sie leistet Politikberatung im Ausland.
Die Ehrung findet am 12. November in Frankfurt am Main statt. Gewürdigt wird der alt Bundesrat von Ludwig Theodor Heuss, dem Enkel des ersten deutschen Bundespräsidenten Theodor Heuss. (sda)