Wegen der jüngsten Veröffentlichung vertraulicher Dokumente der Kurie müssen sich fünf Angeklagte vor einem vatikanischen Gericht verantworten. Es handelt sich um die beiden Journalisten Gianluigi Nuzzi und Emiliano Fittipaldi sowie ihre mutmasslichen Informanten.
Der Prozess soll am Dienstag beginnen. Den Angeklagten werde vorgeworfen, unerlaubt Dokumente an sich gebracht und veröffentlicht zu haben, die «fundamentale Interessen des Heiligen Stuhls und des Staates betreffen», teilte der Vatikan am Samstag mit.
Nuzzi und Fittipaldi hatten Anfang November Bücher veröffentlicht, in denen sie dem Vatikan unter anderem masslose Geldverschwendung vorwerfen. Sie stützen sich dabei auf Dokumente aus der Kurie, die ihnen zugespielt worden waren.
Als Informanten verdächtigt werden nun der spanische Geistliche Lucio Vallejo Balda - Sekretär der Wirtschaftspräfektur des Heiligen Stuhles - sowie die PR-Expertin Francesca Chaouqui und Vallejo Baldas Mitarbeiter Nicola Maio. Alle drei gehörten zur von Papst Franziskus eingerichteten Kommission Cosea, die Vorschläge für die Reform der Wirtschafts- und Verwaltungsstrukturen des Vatikans erarbeiten sollte und nach Abschluss der Arbeiten wieder aufgelöst wurde.
Vallejo Balda, Chaouqui und Maio sind jetzt auch wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung angeklagt. Vallejo Balda sitzt seit Anfang November im Vatikan in Haft, Chouqui war nach kurzzeitiger Festnahme wieder freigelassen worden.
Verhandlung in Abwesenheit möglich
Der Vatikan verfügt als souveräner Staat über eine eigene Justiz. Laut italienischer Nachrichtenagentur Ansa drohen den Angeklagten vier bis acht Jahre Haft.
Sollten die Angeklagten nicht erscheinen, werde gegen sie in Abwesenheit verhandelt, schrieb der Vatikan. Fittipaldi hatte diese Woche vor den Ermittlern ausgesagt, Nuzzi hatte eine Vorladung ignoriert und dies mit gravierenden Defiziten der vatikanischen Gesetzgebung in Sachen Pressefreiheit begründet.
Nuzzi hatte schon 2012 ein Buch über Vatikan-Interna veröffentlicht und damit den «Vatileaks»-Skandal ausgelöst. Sein damaliger Hauptinformant, ein Kammerdiener von Papst Benedikt XVI., wurde zu 15 Monaten Gefängnis verurteilt und wenig später von Benedikt begnadigt. (sda/dpa)