Der Churer Bischof Vitus Huonder kommt nach seiner unterdessen berühmten Rede im deutschen Fulda nicht zur Ruhe: Selbst sein Sprecher zeigte sich am Montag «schockiert» über eine Interpretation von Texten über Homosexuelle im alten Testament.
Der Churer Bischof Vitus Huonder hatte in seinem Vortrag am letzten Juli-Tag in Fulda Textstellen aus dem Alten Testament zitiert, wonach Homosexualität eine Gräueltat sei, die mit dem Tod bestraft werde. Die bischöfliche Interpretation dieser Textstellen war vom Publikum in Fulda mit Applaus bedacht worden.
Huonder hatte wörtlich interpretiert: «Die beiden zitierten Stellen allein würden genügen, um der Frage der Homosexualität aus der Sicht des Glaubens die rechte Wende zu geben.»
Bischofssprecher Giuseppe Gracia sagte am Montagmittag in der Sendung «Tagesgespräch» von Radio SRF, er sei «schockiert» gewesen über diesen Nachsatz zu den Zitaten. Dieser Nachsatz sei das Problem, wie Gracia als «Medienberater» und nicht als Sprecher des Bischofs in der Radiosendung betonte.
Rede in den Sommerferien geschrieben
Die bischöfliche Fulda-Rede war von Huonder selber während der Ferien verfasst worden. Huonder gab den Vortrag gemäss eigenen Bekundungen niemandem zum Gegenlesen.
Gracia sagte dazu, er hätte Huonder gewarnt, hätte er die Rede vorher gelesen. Er hätte dem Bischof gesagt, er werde nicht verstanden, auch wenn die Zitate fachtheologisch gemeint seien.
Gracia sprach in der Sendung weiter von «Krise» und «Krisensituation» im Bistum Chur nach Huonders Fulda-Rede. Schadensbegrenzung sei angezeigt. Er sei loyal zum Bistum. Er werde das Bistum in der Krise begleiten, erklärte Gracia und meinte weiter: Was er nachher mache, sei eine andere Frage. (sda)