Das bulgarische Parlament hat den Chef der bürgerlichen Partei GERB, Boiko Borissow, zum Ministerpräsidenten des EU-Landes gewählt. Für den 57-Jährigen Ex-Regierungschef stimmten im Donnerstag 133 Parlamentarier.
100 Volksvertreter der oppsitionellen Sozialisten und der liberalen Türkenpartei DPS stimmten mit Nein. Das Parlament in Sofia wird noch über Borissows neue bürgerlich-nationalistische Koalitionsregierung abstimmen.
Borissow ist seit Jahren der schillerndste Politiker in Bulgarien. Er wird jetzt als erster Regierungschef in dem Balkanland nach der Wende von 1989 eine dritte Amtszeit antreten.
Politische Erfahrung sammelte Borissow schon in den 1990er Jahren als Bodyguard des gestürzten kommunistischen Diktators Todor Schiwkow und später als Leibwächter des zurückgekehrten Ex-Königs Simeon II.
Seine politische Karriere begann Borissow 2001 im Innenministerium in Sofia. Während der Amtszeit von Simeon II. als Regierungschef wurde er dort zum General befördert. Von 2005 bis 2009 war Borissow Stadtpräsident von Sofia. Seine bürgerliche, pro-europäische Partei GERB gründete er 2006.
Massenproteste
Borissows erste Regierung wurde im Februar 2013 wenige Monate vor dem Ende seiner Amtszeit durch Massenproteste gegen zu hohe Strompreise und die weit verbreitete Armut gestürzt.
Auch Borissows zweite Regierung trat zurück - weil die GERB-Kandidatin die Präsidentenwahl im November 2016 verloren hatte. Politologen sehen Borissow nach zwei vorzeitig abgebrochene Amtszeiten jetzt als dialogfähig und flexibel.
Kein anderer Politiker spaltet die Bulgaren derzeit mehr als Borissow. Seine Anhänger nennen den Mann mit dem kurz geschorenen Haar familiär «Bat' Boiko» (grosser Bruder Boiko) und loben seine Nähe zum Volk, während seine Gegner sich mit Schimpfwörtern und Vorwürfen an seine Adresse überbieten. (sda/dpa)