Deutschlands grösster Solarhersteller Solarworld hat am Donnerstag offiziell Insolvenz angemeldet. Ein entsprechender Antrag für die Konzernmutter Solarworld AG sei nun eingereicht worden, sagte eine Sprecherin des Amtsgerichts Bonn der Nachrichtenagentur dpa
Solarworld hatte 2016 wegen stark gefallener Weltmarktpreise hohe Verluste geschrieben und danach ein scharfes Sparprogramm mit Personalabbau gestartet. Die Aussichten hätten sich aber weiter eingetrübt. Deshalb sei der «bittere Schritt» notwendig, hatte Solarworld-Chef Frank Asbeck am Mittwochabend mitgeteilt. Das Unternehmen beschäftigt knapp 3300 Menschen, davon etwa 2600 in Deutschland.
«Staatlich finanziertes Preisdumping»
Die Zahlungsunfähigkeit des Bonner Energieunternehmens bedeute einen «schweren Schlag für die deutsche und europäische Solarindustrie», erklärte der Branchenverband EU ProSun. Ursache für die Schwierigkeiten der heimischen Solarbranche seien «massive Überkapazitäten in China und staatlich finanziertes Preisdumping».
Dabei sei die europäische Solarindustrie weiter führend. Höhere Lohnkosten würden in Deutschland durch einen höheren Automatisierungsgrad, Technologien aus dem Bereich Industrie 4.0 und damit letztlich durch eine höhere Qualität kompensiert, erklärte EU-ProSun-Präsident Milan Nitzschke. Mit «Preisen unter Herstellkosten» könne in einer Marktwirtschaft aber niemand konkurrieren.
Eigenkapital nur noch 2.6 Millionen Euro
Auch Solarworld hatte in seiner Insolvenzankündigung auf die «weiter voranschreitenden Preisverwerfungen» in der Branche verwiesen. Diese - und der aktuelle Geschäftsverlauf - hätten den Vorstand zu der Entscheidung veranlasst, einen Insolvenzantrag zu stellen, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Die Gesellschaft sei «überschuldet». Für die Tochtergesellschaften werde die jeweilige Insolvenzantragspflicht geprüft.
Solarworld hatte im März einen Verlust in Höhe der Hälfte des Grundkapitals öffentlich gemacht. Das Eigenkapital war im Geschäftsjahr 2016 nach Angaben der Aktiengesellschaft auf 2.6 Millionen gesunken. (sda/dpa/afp)