Mindestens elf Tote bei neuem Terroranschlag auf Polizei in Türkei

Mindestens elf Tote bei neuem Terroranschlag auf Polizei in Türkei

26.08.2016, 12:28

Bei einem Bombenanschlag auf ein Polizeipräsidium im türkischen Kurdengebiet sind mindestens elf Polizisten getötet worden. Mehr als 70 Menschen wurden nach Regierungsangaben verletzt.

Ein mit Sprengstoff beladener Lastwagen war nach Angaben der Behörden an einem Kontrollpunkt nur etwa 50 Meter vor dem Gebäude der Bereitschaftspolizei am Stadtrand von Cizre explodiert. Das dreistöckige Polizeigebäude glich nach der Detonation einer Ruine, wie Fernsehbilder zeigten. Ein Materiallager stand in Flammen. Das Gouverneursamt der Provinz Sirnak sprach von einem Selbstmordanschlag.

Staatsmedien machten die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) für den Anschlag verantwortlich. Regierungschef Binali Yildirim kündigte Vergeltung für den «abscheulichen» Angriff an.

Wenige Stunden vor der Explosion hatte die türkische Armee laut Staatsmedien Stellungen von kurdischen Milizen im benachbarten Syrien angegriffen. Die türkische Armee hatte am Mittwoch eine Grossoffensive im syrischen Grenzgebiet begonnen, die sich nach Regierungsangaben sowohl gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) als auch gegen die syrisch-kurdische Partei der Demokratischen Union (PYD) richtet.

Erst am Vortag war im Nordosten des Landes der Konvoi eines Spitzenpolitikers der Opposition angegriffen worden. Dabei wurden drei Soldaten verletzt, einer von ihnen tödlich. Der Politiker Kemal Kilicdaroglu, Vorsitzender der Mitte-Links-Partei CHP, blieb bei dem Anschlag in der Nordostprovinz Artvin unversehrt.

Terrorwelle erschüttert Türkei

Der neue Anschlag auf die Polizei in Cizre reiht sich ein in eine Terrorwelle, die das Land derzeit erschüttert. Vor einer Woche hatte sich ein Selbstmordattentäter mit einem Auto vor dem Polizeipräsidium der Stadt Elazig in die Luft gesprengt und drei Polizisten mit in den Tod gerissen, Dutzende Menschen wurden verletzt.

Der Waffenstillstand zwischen der PKK und der türkischen Regierung war im Juli 2015 nach zweieinhalb Jahren zerbrochen. Seitdem wurden hunderte Sicherheitskräfte bei Angriffen der PKK getötet. Die türkische Armee geht mit aller Härte gegen die PKK im Südosten des Landes vor, um die Kämpfer aus den Städten zu vertreiben.

In der mehrheitlich von Kurden bewohnten Stadt Cizre an der türkisch-syrischen Grenze hatten sich Soldaten und Polizisten Anfang des Jahres wochenlange Häuserkämpfe mit PKK-Anhängern geliefert, bei denen ganze Strassenzüge zerstört wurden. Die Gefechte in Cizre und anderen Städten im Südosten des Landes waren entflammt, nachdem die PKK in einigen Städten einseitig Autonomiegebiete ausgerufen und diese mit Strassengräben und Barrikaden gegen die Sicherheitskräfte verteidigt hatte. (sda/dpa/afp)

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