Chaos am Hamburger Flughafen: Offenbar Pfefferspray legte den Airport am Sonntag für über eine Stunde lahm. Das Reizgas trat vermutlich durch die Klimaanlage aus. Insgesamt klagten 68 Menschen über Augenbrennen und Reizungen der Atemwege oder zeigten Schocksymptome.
Neun Personen wurden in Spitäler gebracht. Niemand erlitt aber schwere oder lebensbedrohliche Verletzungen. Ein Terrorakt könne nach bisherigen Erkenntnissen ausgeschlossen werden, sagte ein Sprecher der Feuerwehr.
Vermutlich habe ein Unbekannter das Reiz auslösende Gas in einen Luftschlitz gesprüht, von wo aus es sich über die Klimaanlage verteilt habe. Es wurde eine entsprechende Kartusche gefunden, wie der Sprecher weiter sagte.
Wegen des Gasaustritts war der Hamburger Flughafen am Sonntagmittag für mehr als eine Stunde gesperrt gewesen. Hunderte Reisende mussten bei winterlichen Temperaturen im Freien ausharren.
Am frühen Sonntagnachmittag konnten alle Reisenden wieder zurück in das Gebäude. In der Kontrollstelle, in der Handgepäck und Fluggäste überprüft werden, habe es eine starke Geruchsbelästigung gegeben, sagte ein Sprecher der Bundespolizei. Zahlreiche Reisende hätten über Augenbrennen und Reizhusten geklagt.
Ein Grossaufgebot von Rettungskräften war vor Ort. Die Feuerwehr richtete Behandlungsplätze für die Verletzten ein.
Flugbetrieb eingestellt
Der Flugbetrieb war von 12.32 bis 13.45 Uhr lahmgelegt, wie der Airport mitteilte. Die Zufahrten zum Flughafen wurden gesperrt, auch der S-Bahn-Verkehr zum Airport war unterbrochen.
Von der vorübergehenden Sperrung waren insgesamt 13 Flüge betroffen. Zwei von ihnen seien nach Bremen umgeleitet worden, sagte eine Sprecherin des Flughafens. Später seien die Maschinen wieder nach Hamburg zurückbeordert worden. Die übrigen Flugzeuge hätten entweder auf der Bahn warten oder in der Luft kreisen müssen.
Die Räumung des Flughafens lief nach Augenzeugenberichten ohne Panik ab. Das Gebäude der sogenannten Airport-Plaza enthält die zentrale Sicherheitskontrolle für die Fluggäste mit Kontrollstellen und Gepäckausgabe; sie schliesst die Lücke zwischen den Terminals 1 und 2.
Auch eine Reise des Präsidenten von Uruguay, Tabaré Ramón Vázquez Rosas, verzögerte sich wegen der vorübergehenden Sperrung des Hamburger Flughafens. Der Präsident habe in seiner Maschine warten müssen, bis der Flugbetrieb wieder aufgenommen werden konnte, erklärte ein Feuerwehrsprecher. Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz hatte den Präsidenten am Freitag empfangen. (sda/dpa/afp)