Der Sonnenflieger «Solar Impulse 2» kommt auf seinem Transatlantikflug wunschgemäss voran. Bis am Dienstagnachmittag (MEZ) legte das sonnenbetriebene Leichtflugzeug bereits einen Drittel der Etappe von New York ins südspanische Sevilla zurück.
In den ersten 30 Flugstunden brachte der Schweizer Abenteurer Bertrand Piccard im Cockpit der «Solar Impulse 2» bei guten Wetterbedingungen gut 2350 Kilometer hinter sich, wie dem Logbuch auf der Internetseite des Projekts zu entnehmen war. Für die rund 5700 Kilometer lange Etappe hat Piccard etwa 90 Stunden eingeplant.
Er sei «ein wenig müde, aber glücklich», twitterte Piccard bei Sonnenaufgang (Ortszeit). Erst ausserhalb der Komfortzone würden sich Leistung und Erfolg einstellen, so der 58-Jährige, der in der 3.8 Kubikmeter kleinen Pilotenkanzel quasi nur sitzen oder liegen kann. Hin und wieder darf er höchstens 20-minütige Schlafpausen einlegen.
«Erdbeermond» als Begleiter
Während der ersten Nacht über dem Atlantik sei er Zeuge des sogenannten «Erdbeermondes» geworden, schrieb er in seinem Blog auf dem Online-Berufsnetzwerk LinkedIn. Dieses seltene Naturschauspiel tritt auf, wenn der Juni-Vollmond und die Sommersonnenwende zusammentreffen. Dass er gerade am längsten Tag des Jahres mit der «Solar Impulse 2» fliege, sei ein «schöner Zufall».
Die «Solar Impulse 2» war am Montag 02:30 Ortszeit (08:30 MEZ) vom Flughafen JFK zur 15. Etappe ihrer 35'000 Kilometer langen Reise um den Globus abgehoben. Vor bald zwei Wochen war der Flieger in New York gelandet, zuvor hatte er in mehreren Etappen die USA überquert.
Mit ihrem Leichtflugzeug wollen Piccard und sein Kollege André Borschberg, welcher den Flug von einem Kontrollzentrum in Monaco aus überwacht, die Welt umrunden, um für die Nutzung erneuerbarer Energien zu werben. Die Abenteurer wechseln sich bei den Etappen ab.
72 Meter Spannweite
Der aus Karbonfasern gebaute Flieger mit einer Spannweite von 72 Metern war erstmals im März 2015 im Golfemirat Abu Dhabi abgehoben und über Indien und China nach Hawaii geflogen. Wegen eines Batterieschadens musste das Team auf der Pazifikinsel neun Monate pausieren. Die bisher gefährlichste Etappe war schliesslich der 62-stündige Flug von Hawaii nach Kalifornien.
Bei Nachtflügen wird die in Batterien gespeicherte Energie genutzt. Die normale Fluggeschwindigkeit liegt bei 48 Stundenkilometern. Bei starkem Sonnenschein kann die «Solar Impulse 2» doppelt so schnell fliegen.
Ist die «Solar Impulse 2» einmal in Sevilla angekommen, steht ihr der letzte Drittel der Weltreise bevor, welcher sie via Europa und den Nahen Osten zurück zum Ausgangspunkt Abu Dhabi führt. Dorthin war der in der Schweiz gebaute High-Tech-Flieger im Januar 2015 per Luftfracht transportiert worden. (sda/afp)