Spätfrost und Trockenheit haben 2017 auch Wäldern zugesetzt. Da zudem ein mageres Eicheln- und Buchennuss-Jahr war, finden Wildschweine jetzt im Winter weniger Nahrung im Wald. Das treibt sie hinaus auf die Felder.
Nachdem 2016 Eichen in vielen Teilen der Schweiz sehr viele Früchte getragen hatten, fiel der Fruchtbehang 2017 zyklusgemäss schwach aus. Auch Buchennüsse waren landesweit sehr rar, wie bei der Forschungseinheit Walddynamik der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) zu erfahren ist.
Wegen des knappen winterlichen Nahrungsangebots im Wald sei damit zu rechnen, dass sich Schwarzwild nun mehr im Freien verpflegt, schätzt man beim Amt für Wald beider Basel. Tatsächlich stellt die Baselbieter Jagdverwaltung bereits mehr Wildschweine auf Feldern und an «Kirrungen» (Fütterungsstellen von Jägern) fest.
Auch ein Jäger aus dem Raum Sissach BL beobachtet schon seit Kältebeginn im November, dass die Wildschweine sehr aktiv seien und auf Nahrungssuche Laubhaufen und losen Boden umpflügten. Doch punkto Futter sei der Wald heuer sozusagen «leer», was die bereits jetzt «enormen Schäden» an Feldern und Kulturen erkläre.
Flurschäden
Hatten sich die Schadenmeldungen im Kanton Baselland im gesamten vergangenen Jagdjahr zu 210'00 Franken summiert, steht man jetzt schon vor Silvester bei knapp 180'000 Franken, und das Jagdjahr dauert noch volle drei Monate. - Immerhin sind die Tiere ausserhalb des Waldes einfacher ins Visier zu nehmen.
Weil 2016 ein sogenanntes «Mastjahr» mit vielen Eicheln gewesen war, aber 2017 kaum welche zu finden sind, dürften Schäden und Abschüsse landesweit deutlich steigen. Jahre mit vielen Eicheln im Wald heissen übrigens «Mastjahre», weil früher Bauern dann ihre Schweine zum Fressen in den Wald brachten - Wildschweine machen nun den umgekehrten Weg.
Zudem hat der Spätfrost vom April, der in diversen Obstplantagen landesweit grosse Schäden angerichtet hatte, auch früh knospenden Baumarten geschadet. Blieben die eher späten Buchen laut WSL meist verschont, ist bei den Eichen frühes Blattwerk teils erfroren. Betroffene Bäume bildeten neue Triebe, als es wieder warm wurde.
Frostschäden
Bis mit solchen Nachtrieben wieder Blattwerk nachgewachsen ist, verstreicht aber wertvolle Zeit der Vegetationsperiode, und das Ergebnis ist meist kleineres Laub als normal. Im Raum Basel waren laut Amt für Wald heuer etwa Eichenblätter teilweise kaum halb so gross wie üblich.
Entsprechend fällt dann auch die Fruchtmenge betroffener Bäume aus, was indes bei einem schwachen Mastjahr weniger auffällt. Treiben Pflanzen klimabedingt häufiger früh aus, drohen auch mehr Schäden durch sporadisch auftretende Spätfröste.
Auch die starke Trockenheit des vergangenen Jahres hat mancherorts Bäume geschwächt. So lagen in manchen vermeintlich gesunden Wäldern vermehrt abgebrochene vermeintlich gesunde Äste am Boden - laut WSL ein Stresssignal.
Dürreschäden
Insbesondere der Jurabogen und die Westschweiz lagen gemäss den Niederschlagsdaten von Meteoschweiz fast das ganze Jahr über unter dem langjährigen Regen-Schnitt. Speziell trocken war es dann Anfang Herbst, als vielerorts weniger als ein Drittel des üblichen Regens fiel. Erst im November wurde es in weiten Teilen der Schweiz feucht.
Das trockene 2017 ist kein Ausreisser: Nachdem der Jurasüdfuss vom Genfersee bis nach Schaffhausen schon länger zu den trockenen Landesgegenden zählt, wird es inzwischen auch am Juranordfuss zunehmend trockener, was das Artenspektrum verändert. Forscher rechnen dabei mit Zyklen von 80 bis 100 Jahren.
Zunehmend Mühe haben beispielsweise im Raum Basel Bergahorn und Weisstannen, die gemäss Amt für Wald beider Basel unübersehbar unter der Trockenheit leiden. Manche Forstbetriebe sähen deswegen schon deren Verschwinden nahen. (sda)