Die Schweiz hat die zwei am 8. Oktober im Tessin verhafteten mutmasslichen Dschihadisten den tunesischen Behörden übergeben. Das Paar gefährdete laut fedpol die innere Sicherheit der Schweiz. Der Mann ist ein Bruder des mutmasslichen Marseille-Attentäters.
Er war von den tunesischen Strafverfolgungsbehörden international zur Haft ausgeschrieben. Der Mann befinde sich nun in einem Gefängnis bei Tunis und sei der Zugehörigkeit zu einer terroristischen Organisation angeklagt, sagte ein Sprecher der Antiterrorbehörde am Donnerstag der italienischen Nachrichtenagentur ANSA.
Das Bundesamt für Polizei (fedpol) bestätige auf Anfrage der sda, dass das Paar am Mittwoch nach Tunesien ausgewiesen worden sei. Die schnelle Abschiebung sei der Effizienz der Tessiner Behörden zu verdanken, sagte Sprecherin Cathy Maret.
Tunesien beschuldigt das Paar, enge Beziehungen mit dem Attentäter von Marseille zu pflegen. Weiter habe sich das Paar in Syrien einer dschihadistischen Gruppe anschliessen wollen.
Das fedpol hatte am 10. Oktober bekanntgegeben, dass die beiden Terrorverdächtigen abgeschoben werden sollen. Die Massnahmen seien verwaltungspolizeilicher Natur und stützten sich auf das Ausländergesetz. Das Paar verbrachte die Zeit nach seiner Verhaftung in Auslieferungshaft.
Weitere Geschwister wieder frei
In Marseille hatte am 1. Oktober ein 29-jähriger Tunesier zwei Frauen unter «Allahu Akbar»-Rufen tödlich verletzt. Er wurde von Soldaten erschossen. Kürzlich sind in Tunesien ein weiterer Bruder und eine Schwester des Täters festgenommen worden. Sie wurden von Antiterrorermittlern befragt.
Nach vier Tagen in Polizeigewahrsam wurden die beiden wieder freigelassen. Die Geschwister hätten mit dem Angriff in Frankreich «nichts zu tun», teilte die tunesische Staatsanwaltschaft mit. Der zuständige Untersuchungsrichter habe daher ihre Freilassung angeordnet.
Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hatte den Angriff für sich reklamiert. Nach Angaben der französischen Ermittler deutete zunächst nichts darauf hin, dass der Täter Verbindungen zu islamistischen Gruppierungen hatte. Allerdings war in Italien ein weiterer Bruder des 29-Jährigen festgenommen worden.
Dieser Bruder habe in Syrien und im Irak gekämpft, er habe «militärische Erfahrung», sagte der Chef der italienischen Antiterrorpolizei. (sda/afp)