In Veytaux VD ist am Donnerstag in einem energiepolitisch schwierigen Umfeld eine der grössten Pumpspeicheranlagen der Schweiz eingeweiht worden. Das Kraftwerk FMHL am Genfersee kann pro Jahr rund eine Milliarde Kilowattstunden (kWh) Spitzenenergie erzeugen.
Dies entspricht dem Stromverbrauch von etwa 300'000 Haushalten. Das neue Kraftwerk der Forces Motrices Hongrin Léman (FMHL) werde einen wichtigen Beitrag an die künftige Stromversorgung der Schweiz leisten, teilte die FMHL in einem Communiqué mit.
Die Anlage in Veytaux passe zudem sehr gut zur Energiestrategie 2050. Denn sie trage der raschen Entwicklung der erneuerbaren Energien Rechnung, deren Produktion unregelmässig und schwankend ist. Pumpspeicherkraftwerke können solche Schwankungen flexibel ausgleichen.
Unerlässlich für Netzstabilität
In Veytaux wird zu Spitzenzeiten das Wasser des Stausees Hongrin auf 1255 m.ü.M. durch die Turbinen des 800 Meter tiefer gelegenen Kraftwerks Veytaux geführt. Bei Schwachlastzeiten wiederum wird der Energieüberschuss verwendet, um das Wasser aus dem Genfersee in den Stausee Hongrin hochzupumpen.
Pumpspeicherwerke seien unerlässlich, um angesichts der zunehmenden Stromproduktion aus Windkraft- und Photovoltaikanlagen die Stabilität des Stromnetzes zu gewährleisten, heisst es in der Mitteilung weiter. Sie stellten das heute effizienteste Mittel für die Speicherung grosser Strommengen dar, die bei grosser Nachfrage ins Netz abgegeben werden können.
An der offiziellen Einweihung des neuen Pumpspeicherkraftwerks nahmen am Donnerstag über 200 Gäste teil, unter ihnen etwa die Waadtländer Staatsrätin Jacqueline de Quattro und der Direktor des Bundesamtes für Energie, Benoît Revaz.
Schwierige Marktsituation
Der Bau der neuen FMHL-Anlage hatte im April 2011 begonnen. Dabei wurde die Leistung der Anlage auf 480 Megawatt verdoppelt. Damit sei die neue Anlage derzeit die Pumpspeicheranlage mit der zweitgrössten Leistung der Schweiz, schreibt die FMHL. Auf Platz eins liegt das Kraftwerk Linth-Limmern im Kanton Glarus.
Die Anlage am Genfersee ist seit Anfang des Jahres in Betrieb. Die Inbetriebnahme des Werks erfolgte jedoch in einem für die Wasserkraft wirtschaftlich schwierigen Moment. Denn die Ertragsaussichten für solche Kraftwerke haben sich in den letzten Jahren stark verschlechtert.
Der Strompreis ist eingebrochen. Ebenfalls geschrumpft ist die Preisdifferenz zwischen Grundlaststrom und Spitzenstrom. Für die Profitabilität von Pumpspeicherkraftwerken ist diese Differenz jedoch entscheidend.
Die tiefen Grosshandelspreise auf dem europäischen Strommarkt würden weder dem Wert der Wasserkraft, noch der Rolle der Pumpspeicherkraftwerke für die Versorgungssicherheit gerecht, hält auch die FMHL fest.
Die in Veytaux getätigten Investitionen belaufen sich auf 331 Millionen Franken. An der Anlage sind die Romande Energie (41.14 Prozent), Alpiq (39.29 Prozent), Groupe E (13.14 Prozent) und die Stadt Lausanne (6.43 Prozent) beteiligt.
Bauwerke der Superlative
Die grösste Pumpspeicheranlage der Schweiz, das Werk Limmern in Linthal, ist ein Jahrhundertbauwerk der Superlative: 2.1 Milliarden Franken teuer hat sie eine Leistung von 1000 Megawatt, vergleichbar mit jener des Kernkraftwerks Gösgen. Die Axpo hält am Kraftwerk 85 Prozent, der Kanton Glarus den Rest. Die Anlage soll Mitte Jahr ans Netz gehen.
Auch in Nant de Drance im Unterwallis wird derzeit eine riesige Pumpspeicheranlage gebaut. Mit einer installierten Gesamtleistung von 900 Megawatt ist die Anlage darauf ausgelegt, rund 2.5 Milliarden Kilowattstunden Spitzenenergie jährlich zu erzeugen. An Nant de Drance ist unter anderen die Alpiq beteiligt.
Andere Pumpspeicherkraftwerke wurden angesichts der unsicheren energiewirtschaftlichen Aussichten jedoch auf Eis gelegt. So verzichtet etwa der Bündner Stromkonzern Repower derzeit auf eine Realisierung des Pumpspeicherwerks Lagobianco im Puschlav. (sda)